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Hochschullehrer im Portrait: Produktdesigner Werner Baumhakl

Hochschullehrer im Portrait
Werner Baumhakl

Er ist im Sinne des Wortes der geborene Gestalter: Werner Baumhakl baute schon früh seine eigenen Möbel und wusste, dass er Industriedesigner und Produktgestalter werden wollte. Dieses Ziel hat er hartnäckig verfolgt. Und erfolgreich erreicht!

Autorin Nina Shell

Der Wahl-Schweizer aus Bayern erinnert sich: „Es gab kein konkretes Vorbild aus dem Umfeld, sondern immer schon eine Begeisterung für die Objekte, die mich umgeben“. Einen kleinen, dafür aber umso inspirierenderen Umweg hat Werner Baumhakl dennoch nach dem Abitur eingeschlagen: Zunächst startete an der Technischen Universität München ein Architekturstudium. „Ein wichtiger Meilenstein für mich in vielerlei Hinsicht.“ Denn: Dort lernte er, nicht nur das Produkt zu denken, sondern auch das gesamte Umfeld. Heute gang und gäbe, aber seinerzeit war der Blick aufs Design, im Kontext zu denken, bei Weitem noch nicht so verbreitet. Geprägt hat ihn ebenso, dass die Architektur eine kritische Haltung zum Modischen, zum Zeitgeist hat, weil in der Architektur die Dinge Bestand haben und in der Regel andere Dimensionen als im Design relevant sind. „In der Architektur habe ich immer eine städtebauliche Dimension, einen Bezug zum Ort.“ Das habe ihn beeindruckt, ebenso wie das Werk diverser Architektinnen und Architekten. Und: Er hat diese Erkenntnisse übertragen in seine Tätigkeit als Designer, denkt im kleineren Maßstab des Produktdesigns bis heute umgebungsbezogen. „Ich bin sehr architekturinteressiert, ohne dass ich es vermisse, Architekt zu sein.“
Nach einem knappen Jahr an der TU wechselte er an die Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch-Gmünd. Warum nicht gleich bei einer so früh gefühlten Berufung zum Designer? „Vielleicht als eine Art Rückversicherung – wenn ich die Aufnahmeprüfung nicht geschafft hätte, wäre ich wohl Architekt geworden. Die gewonnenen Perspektiven waren auf jeden Fall in der Rückschau ein echter Glücksgriff.“
Während des Designstudiums hat er schon im zweiten Semester begonnen, bei Wolfgang C. R. Mezger zu arbeiten, das Studium absolvierte er in recht rasantem Tempo, bereits mit 24 Jahren schloss das Diplomstudium ab. Es folgten Stationen in Hamburg bei Rolf Heide im Bereich Design und Licht – „ein Riesensprung von der schwäbischen Provinz in die Großstadt, das war eine sehr intensive und spannende Zeit“, erinnert sich Werner Baumhakl. Interessanterweise hatte er dort wieder viele Bezugspunkte zur Architektur, „zu der Zeit war die komplette städteplanerische Entwicklung von Hamburg im Gange, Hafencity & Co. wurden damals diskutiert und vorbereitet“. Als nächste Station folgte Wiege Wilkhahn in Hannover und schließlich designaffairs in München. Alles tolle Erfahrungen und Positionen, wie er rückblickend sagt. Allerdings: Je höher er auf der Karriereleiter kletterte, desto weiter entfernte er sich von seiner eigentlichen Leidenschaft: Dinge selbst zu gestalten. Da kam es zupass, dass er im Rahmen einer Ausschreibung von der noch ganz jungen Hochschule kontaktiert und aufgefordert wurde, sich zu bewerben. Dann ging alles ganz schnell, nur eine Woche nach der Präsentation vor Ort hatte Werner Baumhakl die Zusage für Professur und Institutsleitung an der FHNW in Basel. Das kam seinem Wunsch, ins Ausland zu gehen, wozu er durch den nahtlosen Übergang vom Studium in die Arbeitswelt keine Zeit gefunden hatte, entgegen. Zeitgleich gründete er parallel sein eigenes Designbüro.
Lehrerfahrung hatte er schon bei verschiedenen Hochschulen gesammelt, u. a. in Hildesheim und Valencia, ebenso bei Workshops an einer Universität in Finnland. „Man ist an einer Hochschule in einem sehr interessanten und vielfältigen Umfeld und hat mit unterschiedlichsten spannenden Menschen zu tun“, erklärt er den damaligen Schritt. Die Möglichkeit, gleichzeitig im eigenen Büro an der Praxis bleiben zu können, bezeichnet er als idealen Hybrid. Das immer spannende an der Lehrtätigkeit sieht er in der Zusammenarbeit mit den Studierenden, aber auch im Austausch mit den verschiedenen anderen Fachinstituten und in Forschungsprojekten an der Hochschule. Das Entwickeln von Projekten und neuen Ideen im Team erlebt er als jedes Mal neu und anregend.
„Wir arbeiten sehr eng mit den Studierenden zusammen und machen keine Grundlagenvermittlung im eigentlichen Sinne, sondern arbeiten immer intensiv am Projekt entlang: das Konzept „research based learning“ haben wir speziell dazu entwickelt. Dabei ist die Idee, dass die dabei erworbenen Kompetenzen, konkret in Anwendungsfällen probiert, hinterfragt und weiterentwickelt werden.“ Die Ergebnisse werden dann zum Beispiel während der Designwochen in London oder zuletzt in Mailand präsentiert. Dabei arbeitet das Institut sehr intensiv und häufig mit Partnern aus Kultur, Wirtschaft und Industrie zusammen. „Wir arbeiten nicht für, sondern mit Firmen. Hier haben wir ein Profil entwickelt, dass sich am Learning Lab und Think Tank orientiert.“ Ziel dabei sei es, für die Firmen eine Art experimentelles Labor in Hinblick auf Gestaltung, keinesfalls Ersatz für etablierte Agenturen zu sein. Ein großes Plus für die Studierenden, die so bereits während ihrer Ausbildung erleben können, wie ihre spätere Berufswelt aussehen wird und sich selbst und ihre Fertigkeiten realitätsbezogen einbringen können.
Diese sogenannten Firmenpartnerschaften sind etwas, das Werner Baumhakl zum Start seiner Tätigkeit an der FHNW in das Institut neu eingebracht hat – inzwischen hat sich das Prinzip längst als Fixpunkt des Studiums etabliert.
Obendrein haben die Studierenden häufig bereits eine Berufsausbildung als Schreiner, Goldschmied, Konstrukteur oder ähnliches absolviert – „in der Schweiz hat die handwerkliche Ausbildung einen sehr hohen Stellenwert, das duale System ist dort sehr wichtig“. Entsprechend brächten die meisten eine gewisse Reife und ein Know-how mit. In Verbindung mit frisch gebackenen Abiturienten in einem Jahrgang ergibt das für ihn einen besonders interessanten Mix. Mit einer weiteren Besonderheit kann die Schweiz ebenfalls aufwarten: „Es gibt sogenannte Vorkurse, die auf eine Designausbildung vorbereiten, als Aufnahmebedingung bei uns muss man eine einjährige gestalterisch-künstlerische Praxis nachweisen. Das ist eine Art Grundausbildung, die die Studierenden dann bei uns einbringen.“ Soviel zu den Voraussetzungen. Und wie geht es weiter? „In einem bin ich inzwischen sehr konsequent“, sagt Werner Baumhakl, „ich dränge die Studierenden regelrecht, nicht nur mit dem Bachelor, sondern mit dem Master abzuschließen.“ Auf dem heutigen Arbeitsmarkt habe man damit einfach ganz klar die besseren Chancen.
Dabei steht die Lehrtätigkeit an erster Stelle für Werner Baumhakl: „Ich habe keine zeitfressenden Hobbies, ich stecke meine Energie, die neben der Hochschultätigkeit bleibt, in die Entwicklung eigener Projekte.“ In erster Linie im Möbelbereich, der Vorlauf bei solchen Aufträgen lasse sich gut mit der Hochschule vereinbaren. Und die Zukunft? „Zu meinem 15-jährigen Hochschuljubiläum habe ich mich gefragt, wie groß die Abnutzungserscheinungen sind“, lacht er, „und war überrascht, dass sie erstaunlich gering sind. Es gibt viel Interessantes, zuletzt die Entwicklung des Masterprogramms, für das ich Alfredo Häberli gewinnen konnte, eigentlich wollte er keine Lehrtätigkeit er fand aber unser Programm spannend, dass wir ihn überzeugen konnten.“

Werner Baumhakl

Werner Baumhakl

Werner Baumhakl ist Gründer des Designbüros [oid] – office industrial design. Zu seinen Auftraggebern zählen Unternehmen wie Steelcase und Siemens. Der mit renommierten Designpreisen ausgezeichnete Designer ist seit 2002 Professor und Leiter des Instituts Industrial Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, FHNW in Basel.


Hochschullehrer

Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel, Institut Industrial Design

Bachelorstudiengang:
Industrial Design (Industrie- und Produktdesign)
Studienbeginn: Herbstsemester
Abschluss: Bachelor of Arts (B.A.)
Regelstudienzeit: 6 Semester (B.A.)
Zulassung: Eignungsprüfung
Lehrende: 4 Professoren, 25 Dozenten, 6 Gastdozenten, 2 Studioleiter, 3 wissenschaftliche bzw. künstlerische Mitarbeiter
Masterstudiengang:
Vertiefung Industrial Design, Masterstudio Design
Studienbeginn: Herbstsemester
Abschluss: Master of Arts (M.A.)
Regelstudienzeit: 3 Semester
Mit rund 1000 Studierenden, Dozenten und Mitarbeitern bildet die HGK FHNW auf dem Campus der Künste eine facettenreiche Lern-, Lehr- und Forschungsgemeinschaft, die gesellschaftlich relevante Diskurse aus Kunst, Design und Medien aufgreift, definiert, in Theorie und Praxis vorantreibt und dabei Lösungswege für künftige Kulturen entwirft. Innerhalb ihrer sieben Bachelor- und vier Masterangebote bildet sie die nächste Generation eigenständig denkender und handlungsfähiger Künstlerinnen und Künstler, Gestalterinnen und Gestalter aus. Zehn Institute verantworten diese Bachelor- und Masterstudiengänge, organisieren disziplinübergreifende Lehrveranstaltungen und engagieren sich forschend für Gestaltung, Kunst und Medien. Eines davon ist das Institut Industrial Design.
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