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Oskar Zięta bevorzugt den Titel Prozessdesigner. Der Architekt bläst Metall zu Körpern auf.

Designer Chat mit dem Prozessdesigner
Oskar Zięta

Nicht Produktdesigner, nicht Architekt, nicht Künstler – Oskar Zięta bevorzugt den Titel Prozessdesigner. Der von ihm entwickelte Prozess, die FIDU-Methode, ermöglicht günstig und ressourcenschonend, Metallplatten zu Körpern aufzublasen. Sein jüngster Entwurf – eine Skulptur – misst 22 m in der Höhe.

Interview Katharina Feuer

Hallo Oskar, ich wollte Ihre Frage beantworten „Was wollen Sie eigentlich von mir?“
Das tut mir leid, ich stand in der Fabrik – ich habe nichts verstanden.
Wie kommt man als Architekt dazu, Prozessdesigner zu werden?
Ich habe in Zürich als Architekt gearbeitet und es gab so einen Schlüsselmoment bei einem Projekt, das minimalistisch geplant worden war und am Ende goldene Wasserhähne und Marmortreppen hatte. Und das nur, weil es die Investoren so wollten.
Als Designer arbeitet man anders?
Architektur ist für mich wie eine Geschichte, die kein Ende hat. Da gibt es immer etwas, was man noch ändern oder besser machen kann. Beim Design – dachte ich zumindest – gibt es einen Punkt am Ende des Satzes.
Was bedeutet Prozessdesigner?
Genau genommen arbeiten wir an computergesteuerten, auf Daten basierenden Prozessen für die Metallverarbeitung. Nur zehn Prozent meiner Arbeit als Prozessdesigner definiere ich als Design. Wir entwickeln keine Produkte, sondern Programme, die dem Kunden 1000 Möglichkeiten bieten.
Und wie kommt man dazu, Metall aufzublasen?
Ich habe mich einfach schon immer für Blech – sei es in Form von Auto, Boot, Fahrrad, Maschine, Produkt – interessiert. Und die Suche nach günstigen Alternativen zur Matrize. Die gängige Metallverarbeitung funktioniert nicht für die kleinen Stückzahlen im Design und in der Architektur. Die großen Maschinen, das Werkzeug. Das ist zu teuer. Ich hatte es probiert.
Und?
Nach zwei Monaten war das Budget weg. Es musste anders funktionieren.
Dann haben Sie experimentiert.
Ich hatte mich bereits in meiner Dissertation an der ETH in Zürich damit beschäftigt, auf einfache, kostengünstige Weise Metall zu formen. Ingenieure schütteln immer wieder den Kopf, wenn sie meine Arbeit sehen. Sie verstehen sie nicht. FIDU basiert auf der Norm 8580 – sie ist eine Fehlerdefinition.
FIDU?
Die Verformung durch inneren Druck. Allerdings ist sie schwer steuerbar.
Inwiefern?
Wir nennen es auch den kontrollierten Kontrollverlust. Es ist nicht bis ins letzte Detail vorhersehbar, wie sich das Metall unter Druck verformt. Sie können die Platten auch mit Teigplatten mit unterschiedlichen Stärken vergleichen. Entsprechend reagieren sie unterschiedlich.
Seit wann gibt es Zięta?
Seitdem Stephan Dornhofer von magazin 100 Stück meines Hockers ‚Plopp‘ bestellt hat. Das war nach dem Salone 2007. Ich habe meinen Vater angerufen und gesagt. „Papa, miet eine Halle an, ich kaufe Maschinen. Wir produzieren!“ 2009 folgte die Gründung des Unternehmens – da waren wir zu dritt. Jetzt sind wir 50!
Euer Portfolio ist auch gewachsen.
Ja, das ist Wahnsinn, wie viel parallel am Laufen ist. Aber irgendwie muss man 50 Leute auch auslasten.
Habt ihr eine Cashcow?
Nein. Ich glaube, wenn jemand eines unserer Produkte kauft, hat er sich bereits mit Zięta beschäftigt. Manche sind Kunstliebhaber, manche wollen etwas völlig anderes.
Etwas völlig anderes?
Für die Einkaufspassage Galeria Północna in Warschau wünschten sich die Investoren einen Brunnen. Wir haben gesagt, dass wir das nicht machen.
Und dann?
Dann haben wir die selbsttragende Skulptur ‚Wir‘ entwickelt. Die Elemente aus Stahl sind 22 m hoch und waren sogar 4 cm zu groß für den Transport. Zum Glück hat keiner nachgemessen.
Hört sich mutig an!
Als Unternehmer muss man immer mutig sein. Dinge wagen, ausprobieren. Für dieses Projekt haben wir nicht nur das Design, den Transport und die Montage übernommen, sondern auch die Garantie. Ohne meine Familie würde das alles nicht funktionieren.
Inwiefern?
Meine Frau ist Anwältin. Sie kennt die rechtlichen Rahmenbedingungen. Mein Vater und meine Schwester arbeiten auch im Unternehmen.
Was für Pläne haben Sie?
Neugierig bleiben und nicht kopieren. Wir leben in so interessanten Zeiten, da ist es radikal dumm, zu kopieren.
Und zum Mars wollen Sie auch?
Ja. Wir forschen tatsächlich, wie man kleine Volumina ins All bringen kann und dort auf ein Vielfaches vergrößern kann.
Design ist also mehr Nebenprodukt.
Der Form gilt nicht mein hauptsächliches Interesse, sondern Technologien und Konstruktionsmethoden, die skalierbar sind. Jedes Projekt war für uns bisher Neuland. Das ist spannend, aber auch anstrengend.
Ein Statement zum Design 2017?
Ich ertrage es nicht, wenn jetzt alle auf Skandinavisches Design machen. Selbst Alias! Es gibt so tolle innovative Möglichkeiten und viele Designer nutzen sie gar nicht.


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