Qualität geht vor Quantität – die Produkte aus der Feder des dänischen Industriedesigners Morten Bo Jensen sollen bestenfalls ein Leben lang halten. Die Profession des Designers ist gleichzeitig seine Mission.
Autorin Katharina Feuer
Als Morten Bo Jensen vor nunmehr zehn Jahren als Chefdesigner bei Vipp anheuerte, war die Produktpalette mit Treteimer, Seifenspender und Klobürste überschaubar. Man kann so mit Fug und Recht behaupten, dass der Industriedesigner seither einiges erreicht hat. Wirft man einen Blick auf die Webseite der Firma, zeigt sich ein erweitertes, heterogenes Portfolio.
Neben Badaccessoires, Leuchte und Tagesbett, beschäftigte sich der 38-Jährige vermehrt mit der Welt des Kochens und entwarf eine Küche – hört sich verrückt an – passend zum Treteimer.
Ideen, Entwicklungen und deren Umsetzung finden in enger Absprache mit den Inhabern des dänischen Familienunternehmens statt. Dabei trifft es sich gut, dass der Designer sich bereits selbst als Teil der Familie fühlt. Zudem hört er bei Kunden, Vertretern und Experten ihres Gebiets genau hin – der Austausch ist ihm wichtig und gibt ihm eine Idee, ob ein Entwurf funktioniert.
Für Morten Bo Jensen begann seine persönliche Geschichte mit Vipp, mit dem bis heute erfolgreichsten Produkt, das der Gründer Holger Nielsen für den Frisiersalon seiner Frau Marie entwickelt hatte, dem Treteimer. Jensen lässt keinen Zweifel an seiner Begeisterung aufkommen für die Funktionalität und dem daraus resultierenden Design.
“Wann erlebt man das schon, dass Kunden ihren defekten Mülleimer quer durch Kopenhagen bis zum Flagship Store schleppen und um eine Reparatur der Tretpedale bitten?” Diese Anekdote versinnbildlicht auch sein Verständnis für Design. Seine Philosophie kommt wortwörtlich aus dem Eimer. Er will keine Trends setzen – ganz im Gegenteil.
Seine Produkte sollen den Verbraucher bestenfalls ein Leben lang begleiten, weil sie qualitativ besser und funktionaler als andere sind und mit ihren durchdachten Details täglich Freude bereiten, ohne dass überflüssiges technisches Chichi stören könnte.
Jensen sieht sich als Werkzeugmacher, der den Menschen gibt, was sie im Alltag brauchen. Im eigenen Haushalt testet er seine Entwürfe auf Herz und Nieren und sieht es als Privileg an, sich mit seinen Produkten umgeben zu dürfen.
Auf die Frage, ob er keine Farben mag, antwortet er lachend: “Wir hatten einige Jahre lang eine sogenannte ‘Color of the year’, aber wir haben gemerkt, dass Kunden trotz der anfänglichen Begeisterung schlussendlich beim Kauf immer zum schwarzen oder weißen Modell gegriffen haben. Das ist zeitloser und entspricht unserer Denkweise, keinem bestimmten Trend nachzurennen.”
Produkte, die erst durch riesige Marketing-Mechanismen überzeugen könnten, hält er für fragwürdig. Meist sind sie überteuert, denn das Product Placement muss bezahlt werden. Hier sieht er auch den Verbraucher in der Pflicht, kritischer zu sein und das Preis-Leistungs-Verhältnis zu hinterfragen. Mit seinen Entwürfen will Morten Bo Jensen dazu beitragen, dass die richtige Entscheidung gelingt.
Teilen:
Smarte Strategien
