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Martin Ballendat

Die Herausforderung des Einfachen
Martin Ballendat

Der Designer Martin Ballendat im Gespräch mit md zu seiner Entwicklung des verkett- und stapelbaren Monoblockstuhles ‚Monolink‘

Herr Ballendat, wie kam es zur Idee für diesen Stuhl?
Martin Ballendat: Innerhalb des Spektrums meiner Tätigkeit arbeite ich ca 50 Prozent nach konkretem Kunden-Briefing, aber eben inzwischen auch 50 Prozent frei nach eigenen Konzepten. Da ich mich seit über 20 Jahren u. a. mit Stapelstühlen beschäftige, war es ein innigster Wunsch, eine perfekte Monoblocklösung (aus einem Guss und mit allen Funktionen integriert) zu finden.
Was war der Auslöser ?
Martin Ballendat: Es gibt ein paar verflixt gute Produkte auf dem Markt wie den Casala ‚Lynx‘ und den Thonet ‚S360‘, die das Gestell direkt zur Verkettung nutzen. Ich wollte einen Schritt weiter gehen und etwas noch Besseres schaffen: Der Stuhl selbst sollte der Verketter sein!
In welchem Stadium befand sich die Entwicklung, als Sie einen Hersteller suchten und in Casala schließlich auch fanden?
Martin Ballendat: Ich habe Casala gewählt, weil der Stuhl bereits sehr weit gedacht war. Wie bei vielen meiner Ideen hatte ich bereits beachtlich vorinvestiert, ein Patent angemeldet und zwei stapel- und verkettbare Prototypen im Maßstab 1:1 gebaut. Das ist eine der Besonderheiten unseres Designstudios: Wir bauen saubere Prototypen und drücken uns nicht vor der konkreten Anwendung von moderner Technik!
Sie haben schon viele erfolgreiche Stühle entworfen, aber meines Wissens zum ersten Mal nun einen so genannten Monoblock.
Martin Ballendat: Stimmt.
Was ist da grundsätzlich anders als bei mehrteiligen Stühlen aus Stahl, Holz oder Kunststoff? Wo liegt die wesentliche Herausforderung? Fängt man als Designer quasi wieder bei Null an?
Martin Ballendat: Irgendwie schon. Ich fange übrigens oft wieder bei Null an; da kommt man auf die besten Ideen. Speziell für einen Monoblock braucht man allerdings beachtliche technische Kenntnisse des Werkzeugbaus, denn es muss letztlich ein einziges Teil aus dem sich öffnenden Werkzeug fallen – mit allen Tricks der Entformbarkeit. Alle Arten von Hinterschnitten sind da Gift! Insgesamt ist es schon ein verflixtes Kniffelspiel, damit am Ende auch noch Ästhetik, Ergonomie und Funktionalität stimmen.
Nun ist dieser Stuhl zugleich ein Mehrzweck-Reihenstuhl. Das heißt, die aus dieser Funktionalität erwachsenden Haupteigenschaften müssen mit aus der Form fallen. Was treibt Sie, eine so komplexe Produktentwicklung aus eigenem Interesse in Angriff zu nehmen?
Martin Ballendat: Ich habe das Ziel, die besten Möbeldesigns Europas und auch weltweit zu entwickeln. Das treibt mich an. Vielleicht hört sich das etwas großspurig an. Ist es aber nicht, denn nach 25 Jahren Erfahrung als Möbeldesigner (zumal als Workaholic) finde ich, dass ich dazu langsam in der Lage sein sollte.
Was waren Ihre Erwartungen an einen möglichen Hersteller? Was musste dieser auf jeden Fall mitbringen, um Ihre Idee marktreif zu produzieren?
Martin Ballendat: Ein Monoblock ist eine ziemlich kostspielige Angelegenheit und mit einigen Risiken behaftet. Ich brauchte einen begeisterungsfähigen Pioniergeist mit Herz und Sinn für Innovation. Daan van der Winkel von Casala ist so jemand. Die leuchtenden Augen, sein Witz und Humor und gleichzeitig sein großes Engagement gekoppelt mit kühner Entschlossenheit – das passt meiner Ansicht genau.
Welcher Moment war der alles entscheidende? Was gab den Durchbruch – oder war die Entwicklung des Modells eine Kette logischer Schritte in souveräner Routine, in der es nie darum ging, die Idee u. U. auch aufgeben zu müssen?
Martin Ballendat: Es war schon ganz schön dreist von mir, zu versuchen, einen Stuhl zu machen, dessen rechtes Beinpaar auf Grund der Verkettungsfunktion ganz anders aussieht als das linke. Als das Modell zum ersten Mal einheitlich lackiert vor mir stand … das war der Durchbruch! Es lief mir eiskalt über den Rücken: Es funktioniert. Er verkettet, er stapelt und er sieht interessant aus! Aber ja, es gab auch Momente alles hinzuschmeißen; etwa als ich das erste Mal hörte, wie hoch die Werkzeugkosten sein würden …
Was schätzen Sie an Ihrem Monoblock am meisten?
Martin Ballendat: Alles ist aus einem Guss. Verketter, Stapelhilfen, Gestell, Sitz und Rücken. Diese Reduktion auf ein Material. Geeignet für den Einsatz indoor und outdoor. Und dann ist er noch bequem und dürfte wirklich preisgünstig werden, insgesamt einfach tauglich für jeden und überall. Was will man mehr? ‚Monolink‘ ist halt schon ein Unikum.
Gibt es Aspekte oder Details, die Sie, wenn es denn Technik und Wirtschaftlichkeit zuließen, formal anders lösen würden?
Martin Ballendat: Zur Zeit noch nicht, denn seine Eigenarten wie etwa die Beinformen sind gleichzeitig seine spezifischen Charakteristika, die seine “Persönlichkeit” ausmachen. Die Presse arbeitet mit einem Schließdruck von 1500 Tonnen, und auch der Preis dieses voluminösen Präzisionswerkzeuges treibt einem die Tränen in die Augen. Das Ergebnis allerdings überrascht, überzeugt und beeindruckt.
‚Monolink‘, der erste verkettbare Stapelstuhl fällt makellos aus der Form. Nun warten wir noch auf ein weiteres Modell, denn mindestens zwei sind erforderlich, um die funktionalen Eigenschaften der Produktneuheit aus dem Hause Casala zu demonstrieren. Rechtes und linkes Beinpaar sind nicht identisch, unterscheiden sich im hakenartigen Querschnitt ihres Profils, so dass man den jeweils linken Stuhl direkt in seinen rechten Nachbarn “einhängen” und somit beide Stühle auch optisch sehr schlüssig verketten kann: ohne jeden Beschlag, ohne Werkzeug und ohne sensibles Einfädeln wie es bei anderen Produkten dieser Kategorie nötig ist. Wer denkt, asymmetrische Beinprofile lassen einen Stapel als schrägen Stuhlturm wachsen, wird belehrt: Der Stapel gerät makellos. War ja klar. Und die (farbigen) Spiegelpolster der Sitze bleiben dabei berührungsfrei. Auch als Solitär ein attraktiver Stuhl.
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