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Designer Chat mit der Berliner Jungunternehmerin Hanne Willmann

Designerin, Dozentin und Geschäftsfrau
Hanne Willmann

Die Ideen poppen bei Hanne Willmann meist auf, während sie mit Materialien experimentiert. Dann ähnelt ihr Berliner Studio einem Versuchslabor, manchmal einer Werkstatt. Willmann ist sicher: Fehler sind kein Makel, sondern helfen, überraschende Lösungen zu finden.

Interview Katharina Feuer

Für den Young Designers Trendtable der Domotex haben Sie vier Konzepte für Böden entwickelt. Welches ist ihr Favourit?
Hanne Willmann: Mir gefällt die Idee des „mobilen Bodens“ sehr. Die hat Potenzial.
Wie kann ein Boden mobil sein?
Die Fuge des Basisbodens aus Holz kann unterschiedlich gefüllt und die Füllung auch wieder ausgetauscht werden – je nach Funktion eines Raumes – beispielsweise mit Teppich, Fliesen oder Holz.
Warum sollte man das tun?
Heutzutage sind wir mobil und leben in offenen Grundrissen. Räume erhalten häufig unterschiedliche oder wechselnde Funktionen. Das Wohnzimmer wird zum Schlafzimmer, die Küche ist Esszimmer. Der Boden kann an die wechselnden Bedürfnisse und Anforderungen angepasst werden.
Wie geht‘s jetzt weiter?
Die Resonanz auf der Messe war gut. Viele Architekten und Hersteller waren neugierig. So konnte ich Kontakte knüpfen und mein analoges Netzwerk erweitern. Gerne würde ich die Prototypen weiterentwickeln.
Aber?
Das ist nicht so einfach. Es fehlt ein Partner. Ein mutiger Hersteller. Viele schrecken vor der langwierigen und kostspieligen Entwicklung zurück. Ich bin also noch auf der Suche.
Mut scheinen Sie zu haben. Mit Mitte zwanzig haben Sie schon ihr eigenes Büro – Studio Hanne Willmann – gegründet. War das ihr Ziel?
Ich habe während und nach meinem Studium in diversen Büros gearbeitet. Der Anteil eigener Aufträge wurde jedoch immer größer, sodass ich mich irgendwann entscheiden musste …
… weiter für andere zu arbeiten oder sich selbstständig zu machen?
Nein, ob ich eigene Räume miete, also ein Designstudio eröffne oder erst einmal eine Praktikantin einstelle.
Und?
Ich habe mich für eine Praktikantin entschieden. Da kommt man mit der Arbeit plötzlich viel schneller voran.
Wo haben Sie denn gearbeitet?
Im Wohnzimmer!
Und das eigene Studio?
Das habe ich nach einem halben Jahr angemietet. Da lief es bereits gut.
Das hört sich sehr zielstrebig an.
Ich glaube, das bin ich auch.
Haben Sie sich auch auf die Stelle als Dozentin an der Hochschule Anhalt im Fachbereich Design beworben?
Nein, ich wurde angeschrieben. Die Mail landete im Spam-Ordner und ich habe sie erst eine Woche später entdeckt. Das war vielleicht ein Schreck! In der Zwischenzeit hatte die Hochschule mit anderen Bewerbern gesprochen. Umso mehr hat es mich gefreut, dass es doch geklappt hat.
Das war nur ein Jahr nach Ende ihres Studiums. Ist das nicht komisch, plötzlich selbst zu unterrichten?
Klar. Vor der ersten Stunde war ich extrem aufgeregt. Ein absoluter Adrenalinkick. Aber ich habe schnell gemerkt, dass das mein Ding ist. Damit kam dann auch die Sicherheit.
Designerin, Dozentin und Geschäftsfrau: ein straffes Pensum.
Ja und nein. Ich liebe die Vielseitigkeit der Anforderungen. Und die Freiheit und Flexibilität meiner Arbeit. Das passt alles sehr gut.
Haben Sie eine Idee, warum es so wenig Designerinnen gibt?
Es gibt sie. In Designbüros sitzen viele Frauen. Aber ihnen fehlt das Sendungsbewusstsein, das Männer haben.
Haben Frauen mehr Angst, etwas zu wagen?
Das kann schon sein, dass Angst eine große Rolle spielt. Angst davor zu Scheitern. Vielleicht fehlt ihnen Selbstbewusstsein? Ich kann nur für mich sprechen. Ich habe kein Problem, meine Ideen und Produkte zu präsentieren und verhandle auf Augenhöhe mit Partnern und Geschäftsführern.
Alter und Posten flößen ihnen keinen Respekt ein?
Respekt schon, aber keine Ehrfurcht.
Was hilft ihnen bei Verhandlungen, auf Augenhöhe zu agieren?
Ich bin jung und habe bereits ein eigenes Studio. Ich merke, dass mir dafür ein gewisser Respekt entgegengebracht wird. Mein technologischer Ansatz und meine Detailverliebtheit. Und sicherlich hilft mir auch das Klischee, dass Frauen besser mit Farben und Materialien umgehen können. Und: es gibt schließlich einen Grund, weswegen man miteinander spricht. Ich habe das Know-how, das mein Gegenüber von mir erwartet.
Ihr Tipp für andere Designerinnen?
Habt keine Angst, Fehler zu machen. Und keinen übertriebenen Respekt vor Erfolg. Habt keine Angst vor dem Scheitern. Aus dem Scheitern entwickeln sich oft tolle Ideen.
Scheitern als kreativer Prozess?
Ja, natürlich.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Ich habe schon oft erlebt, dass meine Studenten eine Idee hatten, die nicht funktionierte. Sie scheiterten! Und kamen trotzdem voller Stolz zurück. Sie hatten etwas völlig anderes entwickelt. Das macht mich auch stolz.
Hanne Willmann, vielen Dank für das Gespräch.

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