Wie kam es zum Bauauftrag für den Umbau einer Berliner Wohnung und wie gingen Sie von SEHW Architektur an die Aufgabe heran?
Der Kontakt zu den Bauherren kam über einen befreundeten Makler zustande. Ziel der Planung war es, ein urbanes Nest zu schaffen.
Welche Besonderheiten gab es im Umgang mit dem Altbau beziehungsweise Dachausbau?
Bauen im Bestand geht immer mit besonderen Schwierigkeiten einher. In diesem Fall war es die Frage nach dem zweiten Fluchtweg.
Welche typischen Elemente der Wohnung haben Sie übernommen, welche getilgt?
Uns war schon bei der ersten Begehung klar, dass wir die gründerzeitlichen Elemente wie die schönen Füllungstüren und das Dachtragwerk erhalten wollen. Ergänzt wurde das Ganze durch Elemente, die die Bauherren aus ihrer alten Heimat London mitgebracht hatten, zum Beispiel den Cottage-Kamin und den Wildschweinkopf. Solche Dinge können eine persönliche Geschichte über die Bewohner erzählen.
Wie brachten sich die Bauherren in die Planung ein?
Zwischenzeitlich ein wenig zu sehr, so dass wir ihnen kurzerhand ein Baumarkt- und Designshopverbot erteilten. Das war aus unserer Sicht notwendig, weil die Beiden nach fertig abgestimmter Planung mit Änderungswünschen kamen, die sie sich bei Besuchen ebendieser Geschäfte geholt hatten.
Nach anderen Wünschen des Bauherrenpaars, die es bereits am Anfang der Planung geäußert hatte, richteten wir uns natürlich. So setzten wir beispielsweise auf grüne Energien, weil der Bauherr eine Fondsgesellschaft für regenerative Energien betreibt.
Wie spiegelt sich das im Raumprogramm, in der Gestaltung und Ausstattung wider?
Eine weitere Besonderheit stellte die riesige Anzahl an Büchern dar. Die Bauherrin ist Kunsthistorikerin mit umfangreichen Literaturbänden. Diese Bibliothek galt es unterzubringen. Daher lag es nahe, das Bücherregal als gestaltgebendes Element, als Rückgrat der Planung zu begreifen. Ein weiteres Leitmotiv war die Reduktion auf das Wesentliche, das zugleich den Hintergrund für bewusst gesetzte Akzente bildet. Der offen gestaltete Grundriss bietet die nötige Flexibilität, um die Räume je nach aktuellem Bedarf zu nutzen.
Gewinnt das Thema Wohnen für Sie von SEHW Architektur an Bedeutung?
Ja, es gibt große Marktveränderungen. In der Branche diskutieren wir viel über serielles und modulares Bauen, um den großen Wohnraumbedarf zu decken. Umso schöner ist es, von Zeit zu Zeit so eine individuelle Bauaufgabe wie in diesem Fall lösen zu dürfen.
Welche Entwicklungen beobachten Sie im Wohnungsbau?
Zunehmend kommt das Wohnen in kommunalen Formen. Was nicht ganz neu ist, aber in der heutigen Zeit einen neuen Schwerpunkt erhält. Wir denken hier an „Shared Living für Young Professionals“. Wir haben so ein Gebäude in Berlin-Moabit realisiert, eine „WG 2.0“. Hier können Neu-Berliner in einem Holzbau mit möblierten Räumen und Anschluss an das digitale und soziale Netz sofort loswohnen. Anscheinend kommt das an, denn die Zimmer sind durchgehend ausgebucht.
Zum Artikel über den Umbau der Berliner Altbauwohnung
Auf die Website von SEHW Architektur