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Junge Designer in Mailand: Zur Messe oder in die Stadt?

Junge Gestalter in Mailand: Gekommen, um zu bleiben
Stadt oder Messe?

Wo sollte man sich als Jungdesigner in Mailand präsentieren? Der SaloneSatellite bietet eine solide Plattform. In der Stadt locken ausgefallenere Locations mit mehr Gestaltungsspielraum. Junge Designer müssen sich entscheiden. Oft ist es auch eine Frage des Geldbeutels.

Autor: Jonathan Radetz

Als Vorposten der Kreativität nimmt das hauseigene Jungdesignerformat der SaloneSatellite zum ersten Mal einen Teil der Hallen 1 und 3 in Mailand ein und bekommt damit eine Poleposition zugeschrieben. Die letzten Jahre musste man bis ans Ende der 24 Hallen laufen, um den SaloneSatellite und die jungen Gestalter zu finden. Der SaloneSatellite bleibt „the place to be“ für junge Gestalter. Hier ist aber spätestens mit 36 Jahren oder nach der dritten Ausstellung Schluss. Dann darf man sich offiziell nicht mehr bewerben. Immer häufiger zieht es die Designer aus diesem und verschiedenen anderen Gründen in die Stadt. Aber vor allem, um mehr Raum zum Experimentieren zu haben.

Dabei helfen etablierte Ausstellungsorte wie Rossana Orlandi oder auch neu belebte Off-Spaces wie dem Alcova, die Lust auf Neues zu machen. Während der Spatio Rossana Orlandi zwar grundsätzlich zum Pflichtprogramm der Mailänder Designtouristen gehört und hier viele Newcomer gezeigt werden, besteht ein logistisches Problem. Besucher finden den Ort zwar wichtig und schön, schaffen es aber leider aufgrund der Lage nicht immer in die begrünte Designoase.

Alcova – Plattform für unabhängiges Design

Alcova – im Gegensatz – ist eine Plattform für unabhängiges Design, die von Valentina Ciuffi (Gründerin von Studio Vedèt) und Joseph Grima (Gründer von Space Caviar) entwickelt wurde. Als wanderndes Netzwerk von Ausstellungsräumen an verschiedenen Orten in und um Mailand aktiviert es vergessene Orte von historischer Bedeutung und verwandelt sie vorübergehend in Orte für Ausstellungen, Installationen und Performances.

Vom Geheimtipp zum Besuchermagneten

Auch diese trumpfen nicht mit einer zentralen Lage auf, aber die Hauptausstellung von Alcova befand sich dieses Jahr an einem ganz besonderen und verlassenen Ort: Einem stillgelegten Militärkrankenhaus. Dieses wirkt auch ganz ohne Design und ist für viele Mailänder insgesamt ein spannender Ort, den man sonst nicht so leicht besuchen kann. Gut gestaltete Schilder und ein Wegeleitsystem verraten schnell, dass es sich um einen Ort handelt, der zumindest zur Milan Design Week von Gestaltern eingenommen wurde und machen Lust auf Entdecken. Alcova mutiert völlig zurecht vom Geheimtipp zum Besuchermagneten. Während der Mailänder Designwoche zum Stadtgespräch zu werden, ist Ziel all dieser Ausstellungsorte, um etablierten sowie neuen Marken und Designern einen passenden Rahmen zu bieten.

Certosa Initiative

Beyond Space, ein Architekturbüro, bündelt seine Kräfte mit den Machern von Ventura Projects (Organisation In Design), die maßgeblich dazu beigetragen haben, wiederentdeckten Stadtteilen in Mailand neues Leben einzuhauchen. Gemeinsam versuchen sie das aufstrebende Certosa-Viertel während der Möbelmesse zu beleben. Ein Unterfangen, was nicht unbedingt leicht ist. Ob es gelingt, erfahren wir sicherlich erst im nächsten Jahr bei einer erneuten Auflage.

Geldbeutel spielt eine essenzielle Rolle

Ob Newcomer am Ende besser in der Stadt oder auf dem etwas entfernten, aber sehr gut besuchten Messegelände aufgehoben sind, entscheidet jeder selbst, aber auch der Geldbeutel spielt eine essenzielle Rolle. Hier kommt in allen Fällen ein vierstelliger Betrag auf die Designer zu, der auch mal schnell fünfstellig werden kann. Ein abgelegener Ort wie Alcova ist nicht günstiger als die Messe selbst, aber in beiden Fällen gibt es eine Besuchergarantie. Das kann in einer versteckten Location in der Stadt schief gehen. Um es mit den Worten von Marva Griffin, Kuratorin des SaloneSatellite zu sagen: „Nur, wenn die Designer dafür bezahlen, hat es einen Wert.“

Plattform für Newcomer

Der Rat für Formgebung (German Design Council) geht mit gutem Beispiel voran und beweist das Gegenteil. Er zeigt, wie man Newcomern mit dem Wettbewerb einundzwanzig eine Plattform bieten kann, ohne die Jungdesigner als Marktsegment zu verstehen und direkt auszunehmen. Der Wettbewerb zeichnet junges Design aus und stellt die Arbeiten in der Zona Tortana aus. Leider hat der Designdistrikt im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren. Fakt ist: Es gibt überall talentierte Newcomer zu entdecken. Das macht es Besuchern und Ausstellern nicht leicht, den passenden Ort zu finden. Es bedarf etwas Glück und viel Arbeit, um entsprechende Reichweite in Mailand zu generieren.

Newcomer auf dem SaloneSatellite

‚Karo‘ ist ein stapelbarer Holzstuhl, entworfen vom Studio JBNG aus massiver Esche und Sperrholz. Er vereint klares Erscheinungsbild mit funktionalem Anspruch und formprägenden Details. Das grafische Grundthema der Raute leitet die Gesamtgeometrie des Stuhls und bedingt das charakteristische Erscheinungsbild verschobener Flächen.

Die Wanduhr ‚Nornir‘ von Zsuzsanna Horvath verbindet Kunst und Funktionalität. Es handelt sich um eine von der Op-Art inspirierte Wanduhr, bei der sich anstelle von Zeigern Platten drehen. Obwohl sie eine einfache Geometrie hat, erzeugen die Platten im Laufe des Tages unterschiedliche Muster, da sie sich im Laufe der Zeit langsam übereinander drehen. Genau wie die Zeit, ist auch die Uhr ein sich ständig veränderndes Kunstwerk.

Aus einem einzigen Aluminiumblech gefertigt, ist ‚Neut‘ leicht und wirkt dennoch stabil. Ein leichter Winkel bietet visuelle Unterstützung und einen erhöhten Platz, um Gegenstände wie Bücher oder eine Tasche zu platzieren, während ‚Neut‘ von David Hwang auch elegant gestapelt und kombiniert werden kann.

Der ‚Jaffa‘-Hocker von Lennart Ebert verbindet ergonomisches Sitzen mit einer klaren Formensprache. Durch seine spezielle Konstruktion ist der Hocker sehr leicht. Das Hauptmerkmal von ‚Jaffa‘ ist die flexible Sitzfläche aus Naturkork. Da sie nur am Buchenholzring befestigt ist, passt sie sich dem Benutzer flexibel an und macht den Hocker sehr bequem. ‚Cama‘ ist ein minimalistischer Wandschreibtisch für das Homeoffice mit einer sauberen und praktischen Lösung für das Kabelmanagement. Temporäre Ladekabel, aber auch Kabel von Lampen oder Bildschirmen, können einfach in die Tischplatte geklemmt und sauber in der Wandverbindung nach unten geführt werden. Die Oberfläche aus Linoleum und die gebogenen Blechteile der Wandverbindung verleihen ‚Cama‘, entworfen von Lennart Ebert, eine zeitlose Eleganz.

In ihrer Designarbeit konzentriert sich die Designerin Aino Michelsen auf die Beziehung zwischen dem Produkt und dem Benutzer und berücksichtigt Materialien, Formen und Details, um das Produkt so langlebig wie möglich zu machen. Materialforschung, maßstabsgetreue Modelle und Modellbau sind wichtige Bestandteile ihres Designprozesses.

Die Outdoor-Kollektion ‚Miami‘ von Studio Marfa kombiniert gerade Linien mit präzisen, aber sanft gebogenen Ecken. Der Stapelstuhl bietet viel Fläche für kräftige Farben, die seinen ausdrucksstarken Charakter unterstreichen. Bei der Gestaltung wurde ein Schwerpunkt auf moderne Produktionstechniken gelegt. ‚Miami‘ kann mithilfe von Industrie-4.0-Technologie vor Ort produziert werden, um seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren und die Lieferketten zu verkürzen.

Junge Designer @ Alcova

Nachdem Elisa Uberti viele Jahre in der Modebranche gearbeitet hat und von einer unbändigen Leidenschaft für raffinierte und zeitlose Objekte angetrieben wurde, beschloss sie, sich dem Handwerk zuzuwenden. Sensibel für die Schönheit von Keramik und Kunsthandwerk, verspürt sie das Bedürfnis nach kreativer Freiheit und einer Rückkehr zur Einfachheit. Als Künstlerin und Designerin arbeitet sie seit 2018 in ihrem Atelier in Roubaix. Elisa Uberti verwendet hauptsächlich Steinzeug, ihr Lieblingsmaterial, das sie modelliert, um skulpturales Design mit geschwungenen und beruhigenden Formen zu schaffen, die von einer uralten manuellen Geste zeugen.

Die ‚Sine Light‘-Outdoor ist eine moderne Variante der klassischen Lichterkette. Der Entwurf von David Derksen hat einen festlichen und dennoch minimalen Look mit der Kombination aus farbigem Textil und einer kontinuierlichen Wellenlinie aus Licht. Diese Lampen können in einem Garten, auf einer Terrasse oder einem Balkon installiert werden, aber natürlich auch in Innenräumen. Die LED-Lichterkette bietet eine hohe Lichtqualität und ist mit einer Handy-App dimmbar.

Loop Loop bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Industrie und Handwerk, zwischen Massenproduktion und Einzelanfertigung. Das Hauptziel besteht darin, die Lebensdauer von Produkten durch ihr Design und ihre Produktion zu verlängern. Ganzheitlich betrachtet werden Modularität, Einfachheit des Aufbaus, Reversibilität, Teile der Serienverfolgung, lokale und soziale Produktion.

‚Equilibrium‘ ist eine Kollektion von Beleuchtungsentwürfen des Studios Gonzalo Bascunan. Eine essenzielle und absolut minimalistische Linie, die durch die Verwendung von zwei geometrischen dreidimensionalen Formen – der Linie und der Kugel – verdeutlicht wird, die in verschiedenen Kombinationen verschiedene Lichtobjekte zum Leben erwecken, die alle dieselbe Substanz haben.

Newcomer in Certosa

Der ‚urban – B‘ von Alles Urban schmückt und bereichert den öffentlichen Raum, denn er ist Skulptur und Sitzgruppe in einem. Er besteht aus zwei aufrechten Schalen, die über ein drittes Element am Boden mit Scharniere verbunden sind. Diese sorgen dafür, dass sich die zwei Schalen des Möbels vergleichbar einer Muschel öffnen und schließen lassen. In die Schalen sind bequeme Sitzflächen integriert. Das verbindende Element in der Mitte dient als Sockel. Im aufgeklappten Zustand dient ‚urban – B‘ somit als fest installierte Sitzgruppe. Mit zwei Handgriffen lässt er sich schließen und auch mit einem Schloss verriegeln. Die drei Elemente verschmelzen zu einer monolithischen Form.

Zona Tortona: Wettbewerb einundzwanzig

Mit ‚A Softer Wood‘ widmet sich Isabella Braunreuther der Perspektive auf Holz als nachwachsende Ressource für textiles Design und zeigt, welche funktionalen und ästhetischen Potenziale die Verbindung von Holz und Textilien haben kann. Zwischen Stabilität und Flexibilität bilden die beiden Materialien eine Symbiose. Die Kombination von industriellen und textilen Handwerkstechniken bringt u. a. eine neue Methode hervor, Holz zu weben. Die Textilien von Isabella Braunreuther können als Vorhang, Raumteiler oder Akustik-Lenkungsplatte verwendet werden.

‚caparica‘: mehr als nur ein Regal. Aus zwei werden drei. Drei werden zu fünf. Justus Hilfenhaus ist von der Idee inspiriert, dem Nutzer die Möglichkeit zu geben, ein grundlegendes Möbelstück im Wohnraum multifunktional zu nutzen. Die Struktur des Regals von Justus Hilfenhaus und die Form der gefrästen Böden lassen flexible und vielseitige Nutzungsszenarien zu. ‚caparica‘ fungiert somit als funktionale, flexible Raumskulptur.

So war der Salone del Mobile 2022

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