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Hybridveranstaltung – Selbsttest: Sind digitale Messen eine Alternative?

Selbsttest: Sind digitale Messen eine Alternative?
Digitale Designjahrmärkte

Flugzeuge bleiben am Boden und Hotelzimmer leer. Ausstellungshallen und Showrooms, prall gefüllt mit Neuheiten und kreativen Konzepten, fehlt das Publikum. Also eine Hybridveranstaltung. Vortragende weilen vor Kameras, statt vor gefüllten Sitzreihen. Das Markttreiben musste dieses Jahr einen anderen Weg gehen und eröffnete damit, trotz aller Schwierigkeiten, viele neue Möglichkeiten.

Annie Kuschel

Diesen Messeherbst buche ich weder einen Flug nach London noch eine Bahnfahrt Richtung Eindhoven. Stattdessen buche ich ausschließlich Zeit, um am Online-Geschehen von Hybridveranstaltungen teilzunehmen.

Virtuelle Welt

Bereits im Vorfeld tauchen die ersten Überlegungen über die veränderte Situation auf: Wie können Veranstalter Teile oder gar einen kompletten Marktplatz physisch und samt ihren Menschen in eine virtuelle Welt transferieren?

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Für das ‘Ikea Virtual Greenhouse Projekt’ entwickelte das schwedische Designduo Wang und Söderström virtuelle Pflanzen und Pilze für das heimischen Wohlbefinden.

Hybridveranstaltung

Wie können Formen, Farben, Oberflächen, Düfte und Geräusche in einem flachen, rechteckigen, elektronischen Gerät Platz finden, ohne dabei ihr Wesen zu verlieren? Und was ist mit der sozialen Komponente? Ein Chat hier und da, reicht das?

Das London Design Festival und die Dutch Design Week machen es vor. Ersteres als Hybridveranstaltung, letztere als reines Online-Event.

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Die dänische Designerin Maria Bruun, Teilnehmerin am Projekt ‘Connected’, als sie zum ersten Mal ihrem Entwurf ‘Nordic Pioneer’ analog begegnet. Foto: AHEC

Eine Reise ins Ungewisse

Neugierig auf neue Erlebnisse, mache ich mich auf die Reise ins Netz. Anfänglich wirken die Angebote endlos, da geografische Gegebenheiten ebenso fehlen wie verbindliche Zeitangaben. Ich fühle mich etwas orientierungslos.

Es startet ein Interview auf Instagram, LinkedIn kündigt gerade eine Preisverleihung an, doch eigentlich wollte ich zuerst an der virtuellen Führung auf der Veranstalterseite teilnehmen. Am Ende bleibe ich beim TV-Format hängen. Das ist mir zu durcheinander. Also nochmal von Vorne, reset.

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Museen archivieren Ausstellungsstücke zunehmend digital. Designerin Fiona Herrod setzt sich in ihrer Arbeit ‘Stockholm-font.stl’ gestalterisch mit der Frage auseinander, was passiert, wenn alle Menschen Zugriff auf diese Daten hätten.

Vorbereitung muss sein

Im angemeldeten Zustand lassen sich Favoriten speichern. Die täglichen Programmpunkte sind jederzeit einsehbar. Einige Veranstaltungen lassen sich live streamen und nachträglich abrufen. Zu virtuellen Touren melde ich mich an. Ob digital oder analog, Vorbereitung muss sein.

Kommunikation mal anders

Mein erstes Ziel: Das London Design Festival (LDF), das vom 18. bis zum 26. September stattfindet. Auf seiner Webseite tauche ich in die Veranstaltungsreihe Global Design Forum ab.

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Die italienischen Designer Giorgio Gasco and Gianmaria Della Ratta entwarfen ‘Digital Muses’, eine digitale Objekt-Kollektion inspiriert von Schlafzimmern aus der Subkultur aus virtuellen Welten.

Neun internationale Designer

Eine Serie aus Gesprächen, Workshops und Vorträgen. „Connected“ etwa, ist ein gemeinsames Projekt des Amerikanischen Rats für Hartholz Export (AHEC), dem Möbelhersteller Benchmark und dem Londoner Design Museum. Sie beauftragten, noch im Lockdown, neun internationale Designer, je einen Tisch mit Sitzgelegenheit aus Holz zu gestalten.

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‘Nordic Pioneer’ von Designerin Maria Bruun, ist eine Möbelkollektion, die während des Lockdowns im Rahmen des Projekts ‘Connected’ zum London Design Festival entstanden ist. Foto: AHEC

Jegliche Kommunikation digital

Die Gegebenheiten setzten voraus, dass jegliche Kommunikation digital zu führen war. In dem Forum berichten die Teilnehmer über ihre Erfahrungen im Lockdown zu arbeiten und wie ungewohnt es war, ihr Möbel erst im fertigen Zustand in der Ausstellung des London Design Museum erstmalig berühren und erleben zu können.

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Das Design ‚Stammbaum‘ von Sebastian Herkner entstand im Rahmen des Projekts ‚Connected‘ in Zusammenarbeit mit AHEC, Benchmark und dem London Design Museum. Foto: AHEC

Umgestaltung

Einige Wochen später sitze ich erneut vor meinem Rechner mit dem Ziel die Dutch Design Week (DDW) zu besuchen. Sie ist vom 17. bis zum 25. Oktober als Hybridveranstaltung geplant, jedoch aufgrund steigender Infektionszahlen, müssen die Veranstalter kurzfristig auf ein rein digitales Format umstellen. Dies bedeutet, dass einige Anpassungen notwendig sind.

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Die ‘Virtual Design Destination’ der dänischen online Galerie Adorno, bietet virtuelle Design Pavillons aus vierzehn Länder. In diesem Bild führt sie Besucher in den schwedischen Pavillon, eine fantastische Welt, ausgeschmückt mit digitalisierten Objekten von regionalen Designern.

Viewing Rooms

„Da Menschen digitale Räume schneller verlassen“, so Mark de Greef, Marketing Direktor und verantwortlich für das Digitale der DDW. Um die Besucher gezielter anzusprechen und den Ausstellern eine Alternative zu den herkömmlichen Präsentationsflächen zu bieten, schufen die Veranstalter 750 virtuelle „Viewing Rooms“.

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In circa 750 virtuellen Räumen können Designer ihre Produkte mit Bild-, Film,- und Tonmaterial präsentieren.

Intuitiv und unkompliziert

Mithilfe meines Cursors gleite ich durch sie hindurch, bleibe hier und da mal stehen, klicke auf Info- und Play-Buttons, lese Texte und sehe mir Clips an. Alles ganz intuitiv und unkompliziert.

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In einem Raum fahre ich sogar mit einer Modelleisenbahn durch eine Ausstellung mit dem Namen „Papercut“.

Das fünfköpfige Kollektiv Surplus aus Eindhoven will mit den schlichten Abbildern ihrer Arbeiten auf Papp-Platten kritisch beleuchten, „was passiert wenn man physisch konzipierte Arbeiten digital präsentiert.“, so das Kollektiv.

Sinn-los?

In einer virtuellen Welt lassen sich Dinge kreieren, die physisch so nicht existieren. Gleichzeitig lässt sich in ihr die Realität widerspiegeln, allerdings nicht ersetzen.

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Eine der diesjährigen DDW-Botschafterinnen ist Sabine Marcelis. In ihrem virtuellen Raum zeigt sie das Projekt ‘Virtual Tactility’, digitalisierte Möbel in bewegten Bildern. Auf ihrer Homepage kann der Besucher die Möbel eigenständig bewegen.

Die virtuellen Designevents und Messen können nicht alle Sinne ansprechen, noch nicht. Dabei lassen sich Objekte durch die Sinne besser verstehen. Ist es weich, hart, warm oder kalt? Wie riecht das Material? Zudem fehlt mir in dem Format die analoge menschliche Interaktion, die auf so einer Veranstaltung fast durchgängig alle Sinne in Anspruch nimmt.

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Museen archivieren Ausstellungsstücke zunehmend digital. Designerin Fiona Herrod setzt sich in ihrer Arbeit ‘Stockholm-font.stl’ gestalterisch mit der Frage auseinander, was passiert, wenn alle Menschen Zugriff auf diese Daten hätten.

Inhaltsstarke Plattformen

Dennoch: Sowohl das London Design Festival als auch die Dutch Design Week haben es trotz aller Widrigkeiten möglich gemacht, inhaltsstarke Plattformen aufzubauen, die es unabhängig von Raum und Zeit, Menschen ermöglicht sich umfassend zum Thema Design zu informieren. Und umweltfreundlicher ist die virtuelle Lösung obendrein.

Die Zukunft? Eine Hybrid-Lösung

Kurzum, als reine Online-Veranstaltung können diese Formate vorübergehend sehr gut funktionieren. Die Zukunft liegt in meinen Augen allerdings in einer Hybrid-Lösung. So kann der Besucher entscheiden, was für ihn analog besser funktioniert und was digital.

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