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Urban-Farming-Projekt als Versuchs- und Forschungslabor. Spot on Architecture. Amandus Samsøe Sattler. md-mag.com

Spot on Architecture
Urban Farming

Das Ernährungsverhalten der Gesellschaft verändert die Landschaft, die Städte und die Wohnungen. Das beeinflusst die Lebensmittelproduktion und -verarbeitung in der Stadt. Kleine Projekte wie Urban-Farming unterstützen dort eine große Bewegung.

Blickt man zurück, wurden Speisen zu Hause zubereitet und gegessen oder man aß zu besonderen Anlässen im Gasthaus. Heute ist ein Großteil der stofflichen Prozesse rund ums Essen aus dem Haushalt in städtische Infrastrukturen ausgelagert. Essen wird überall und 24 Stunden am Tag angeboten: auf der Straße, in der U-Bahn, an der Ecke, in der Mall, im Restaurant.

Essen jederzeit und überall

Jede freie Stelle der Stadt wird mit einem Essensverkauf gefüllt, so manche Einkaufsstraße verkommt zur Fressgasse. Selbst in der U-Bahn duftet es wie in der Backstube. Die ständige Verführung macht die Menschen dick und bringt kommerziell Erfolg.

Blühende Brokkolibeete anstelle von Dönerladen

Aber es gibt auch eine neue Bewegung in den Städten, die nicht nur fertiges Essen zeigt, sondern auch dessen Produktion. Bald werden wir nicht nur an Dönerläden und Pizzabuden vorbeilaufen, sondern auch an blühenden Brokkolibeeten: Die Stadtverwaltung von Andernach lässt überall in der Stadt Gemüse, Obst und Kräuter anbauen – und jeder darf sich bedienen.

Pflücken erlaubt!

Erdbeeren, Salat oder Zwiebeln. So werden öffentliche Parks und Grünanlagen zum Garten für alle. Die öffentlichen Nutzpflanzen zeigen, wie man sich gesund ernährt und steigern die Wertschätzung für regionale Lebensmittel. Ob jäten oder ernten: Jeder darf mitmachen. „Pflücken erlaubt“ statt „Betreten verboten“ heißt es in Andernach und bereits in über 60 Städten in Deutschland.
Andere Städte wie Oberhausen zeigen, wie auch öffentlich zugängliche Gebäude nachhaltig mit Nutzpflanzen bepflanzt werden können, und gleichzeitig eine neue Typologie für die Architektur entsteht. Das neue Jobcenter bekommt ein gebäudeintegriertes Dachgewächshaus.

Urban-Farming-Projekt als Versuchs- und Forschungslabor

Mitten im Zentrum initiiert die Stadt über einen Architekturwettbewerb ein Urban-Farming-Projekt, das als Versuchs- und Forschungslabor dient und der Bevölkerung ermöglicht, sich über die Essensproduktion in der Stadt zu informieren und diese nicht nur für die Augen, sondern auch für alle anderen Sinne erlebbar zu machen.
So gibt es mittlerweile eine Vielfalt an Projekten in allen Maßstäben, die das Thema Produktion und Verarbeitung von Essen in der Stadt behandeln und publik machen. Wobei es bei den kleinräumlichen Versorgungsansätzen gar nicht nur um Themen wie Flächenmangel, Transport und Verkehrsbelastung geht, sondern eher darum, die Menschen als Konsumenten wieder in die Produktion von Essen einzubeziehen.

Vielfalt und Schönheit der Pflanzen und der Speisen

Es geht darum, ein neues Bewusstsein zu schaffen für die Herstellung und Verwendung von Essen und die Vielfalt und Schönheit der Pflanzen und der Speisen wieder in die Bevölkerung zu tragen und gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Im Stedsans Rooftop Farm Restaurant in Kopenhagen sitzt der Gast neben Feldern mit Gemüse, Kräutern und Blumen auf dem Dach eines Gewerbezentrums in der Blockrandbebauung. Wenn es regnet, isst man mit seinen Freunden oder Fremden im Gewächshaus die köstlich frischen Produkte, die gerade geerntet wurden. Stedsans zeigt, wie ungenutzte Flachdächer neue Orte des Erlebens von Natur in der Stadt werden können.

Eine Form des Urban-Farming – Vertical-Farming im Hochregallager

Das ist ein relevanter Ansatz auch für unsere Städte, da es in Deutschland an Agrarflächen mangelt. Etwa ein Viertel aller landwirtschaftlichen Flächen, die wir für die Versorgung der Bevölkerung benötigen, liegen im Ausland. Und diese Abhängigkeit steigt weiter, da in Deutschland täglich ca. 70 ha fruchtbare landwirtschaftlich genutzte Fläche für Siedlungs- und Verkehrsflächen verbraucht werden. In Ländern mit noch weniger Flächenressourcen werden mittlerweile Salatbeete vertikal gestapelt. Bei diesen Vertical-Farming-Projekten werden im Hochregallager mit hohem Energieaufwand unter Reinraum-Produktionsmethoden frisches Gemüse und Salat angebaut.
Diese Projekte lassen sich nicht mit den Zielen einer nachhaltigen Gesellschaft vereinbaren.

Zu diesen Themen neue architektonische Antworten finden

Gerade aber dezentrale Projekte mit starker sozialer Ausrichtung als emanzipatorischer Form der Ernährungs- und Energieproduktion versprechen Unabhängigkeit für eine künftige Entwicklung der produktiven Stadt. Hierbei sind nicht nur engagierte Bürger und Vereine notwendig, sondern auch Architekten und Landschaftsarchitekten können zu diesen Themen neue architektonische Antworten finden. Die vielen kleinen Beiträge sind Teil einer großen Bewegung.
Sie können zu Bausteinen einer neuen Resilienz-Struktur für die moderne Gesellschaft werden und einer neuen Ästhetik in der Architektur.
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