Tiny Houses: Ein Begriff, der sehr viel Spielraum lässt. Denken wir an minimalistische Konstruktionen wie das Tiny 100 auf 6,4 m² vom Tinyhouseinstitut? Den ausgebauten Bauwagen, der uns an beliebige Orte begleitet? Ein Baumhaus? Das House on Wheels, das in den USA nach der Wirtschaftskrise zum Trend wurde? An ausgebaute Schiffscontainer? All das ist möglich. Das Feld ist im Gegensatz zum Namen riesig.
Wohnen im Kleinen bedeutet zugleich Nachhaltigkeit im Großen: Weniger Baumaterial, weniger Verdichtung, weniger zu beheizender Raum. Das birgt Impact-Potenzial, wenn man bedenkt, dass laut Raumkollektiv 60 % des weltweiten Energieverbrauchs und 40 % des End-Energieverbrauchs für Gebäude verwendet werden.
Auf persönlicher Ebene wurzelt der Tiny House-Trend in der Suche nach anderen Lebensmodellen oder im Urlaub nach alternativen, ungewöhnlichen Zufluchtsorten. Für viele geht es aber auch um eine nachhaltige, leistbare Alternative zum konventionellen Bauvorhaben, um Mobilität, ebenerdiges Wohnen und um Anbindung an Umfeld und Umwelt.
„Kleine Häuser bieten viele Optionen für nachhaltiges Bauen und Einrichten“
Die Anforderungen, die sich daraus ergeben, sind eine Challenge: Man muss kleinen Raum intelligent planen, energieeffizient bauen, gegebenenfalls eine vom Stromnetz unabhängige Energieversorgung bedenken, geringen Wasserverbrauch ermöglichen, einen alternativen Umgang mit Abwasser finden, natürliche Materialien berücksichtigen.
Aufgrund des temporären Charakters und den Anforderungen an die damit verbundene Mobilität kommen auch dem Komponentenbau und dem Leichtbau besondere Bedeutung zu.
Zwei Komplett-Lösungen
Auf dem Markt gibt es Anbieter, die all das bedacht haben. Ark Shelter haben eine Grundbreite von 3 m und lassen sich in der Länge auf 10 m erweitern. Ergänzt man Komponenten an den Seiten, lassen sich sogar größere Offices realisieren. Kiefernholz außen und innen, Isolierschichten aus Steinwolle, Solarpanels, Regenwassertanks und vieles mehr bieten eine runde Lösung.
Wikkelhouse aus den Niederlanden ist eine Alternative aus 1,20 m tiefen Komponenten, die sich aneinanderreihen lassen. Dadurch lässt sich das Haus, dessen Grundelemente innen aus Pappwaben bestehen, fast beliebig verlängern.
Produkte und Komponenten für Tiny Homes
Für die Stromgewinnung eignen sich Solaranlagen und vor allem Stromspeicher, damit man den eigenen Strom auch selbst nutzen kann. Das Deutsche CleanTech Institute hat in Kooperation mit EuPD Research 121 Speicher getestet: Testsieger für Kleinanlagen bis 5 kWh war der Storion ECO-ES5 von Alpha ESS.
Eine Alternative kommt von der Dresdner Firma Solarwatt: Sie hat mit den kompakten Stromspeichern My Reserve ein System entwickelt, das sich in 2,4-kWh-Schritten auf bis zu 72 kWh erweitern lässt, falls mehrere Tiny Houses zentral versorgt werden sollen.
Hinzu kommen Duschen, die das Wasser während der Nutzung mehrfach filtern, bevor es aufgefangen wird, wie zum Beispiel die OAS Dusche von Orbital Systems. Sie reduziert den Wasserverbrauch auf 5 l, also um bis zu 90 % und verbraucht zudem 80 % weniger Energie.
Humus-, Kompost- und Toilettensysteme sparen Wasser und erzeugen Dünger – das geht seit vielen Jahren geruchsfrei und ökologisch, ohne auf den Komfort zu verzichten.
Das Feld ist groß, die Innovationsgrade sind groß, nur die Bauten bleiben klein. Think tiny!
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Kolumnist Nils Bader
ist Initiator des internationalen Green Product Awards. Als Berater unterstützt er Unternehmen bei der Transformation, als Speaker setzt er Impulse für grüne Innovationen.