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Natürliche Reststoffe als Interior-Materialien. md.mag.com

Ungenutzte Ressourcen als Interior-Materialien
Natürliche Reststoffe

Natürliche Reststoffe wie Walnussschalen, Distelfasern der Wildartischocke, Tomatenschalen oder Avocado- und Kirschkerne werden als hochfeste Partikel und bislang ungenutzte Ressourcen entdeckt. Sie eignen sich hervorragend zur Herstellung von Interior-Materialien.

Gute Beispiele für den Trend zur Verwendung hochfester, natürlicher Reststoffe kommen von Uniquefloor aus der Schweiz. Unter dem Namen Giomoflex naturo hat das Unternehmen Bodenbeläge mit natürlichen Partikeln wie Muschelschalen, Aprikosenkernen oder Nussschalen entwickelt, die anstelle der sonst üblichen Gummigranulate Verwendung finden.

In seinen Eigenschaften unterscheidet sich der Boden nicht von konventionellen Lösungen und kann in viel frequentierten Eingangsbereichen und Ausstellungsräumen ebenso genutzt werden wie in Büro- und Wohngebäuden.

Natürliche Reststoffe
Natürliche Reststoffe als Bodenbelag aus Nussschalen. Foto: Uniquefloor Switzerland AG

Ungenutzte Biomasse für Designprodukte

200 000 Tonnen Kelterabfälle, Stiele, Kerne, Schalen fallen in Deutschland jährlich an. Das meiste landet als ungenutzte Biomasse auf dem Kompost oder wird unter die Felder gehoben. Die Designerin Katharina Hölz hat Materialien und Produkte aus Trester entwickelt, die aus diesen nachwachsenden Ressourcen bestehen und biologisch abbaubar sind.

Dazu presst sie den sogenannten Trester unter Hinzugabe eines natürlichen Bindemittels in eine Form und verarbeitet ihn zu Wandkacheln und Leuchten. Je nach Traubensorte und Kelterung können die Objekte in ihrer Farbigkeit variieren. Den Oberflächen entströmt ein dezenter Mostduft.

Mit Avocadokernen hat die Designerin Kathrin Breitenbach einen Reststoff für sich entdeckt, der bislang keine Berührungspunkte zum Interior-Bereich hatte. Die Avocado gilt vielen als neues Superfood, ist besonders nährstoffreich und dient als pflanzlicher Fettlieferant.

Mit Avocadokernen hat die Designerin Kathrin Breitenbach einen Reststoff für sich entdeckt. Ihre Leuchte ‚Persea‘ wurde jüngst mit dem Recycling-Designpreis ausgezeichnet. Foto: Kathrin Breitenbach

Natürliche Reststoffe für Leuchten und Stühle

Ihr Verzehr hat sich nach Zahlen des Statistischen Bundesamts in Deutschland in den letzten zehn Jahren nahezu vervierfacht. Aus den im Verhältnis zur Frucht relativ großen Kernen stellt Breitenbach unter Zufuhr eines biobasierten Thermoplasts einen Werkstoff her, der sich mit dem 3D-Drucker verarbeiten lässt. Ihre Leuchte ‚Persea‘ wurde jüngst mit dem Recycling-Designpreis ausgezeichnet.

„Reststoffe der Lebensmittelindustrie eignen sich hervorragend als Interior-Materialien“

‚Artchair‘ ist der weltweit erste in Masse produzierte Stuhl aus gebogenem Birkensperrholz und Resten der Wildartischocke. Er geht auf Entwicklungen des griechischen Designers Spyros Kizis zurück, der ein biologisch abbaubares Kompositmaterial aus einer Mischung aus Biomasse der Wildartischocke und einem biologischen Harzsystem entwickelt hat.

Die Rohstoffe werden lokal gewonnen und verarbeitet. Neben Möbeln setzt der Designer das Material auch für Leuchten ein.

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Stuhl ‚Artchair‘ aus Fasern der Wildartischocke, Foto: Spyros Kizis

Aus einem Verbundmaterial besteht das ‚Coffee Board‘. Es wird aus bis zu 70 Prozent Kaffeesatz und dem Biopolymer PLA als Bindemittel hergestellt. Der Platte entströmt ein leichter Kaffeegeruch, was es für das Innenraumgestaltung durchaus interessant macht. Das Board ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar.

Wandpaneele aus Kaffeesatz

Nach dem Gebrauch kann es sogar verbrannt werden, da keinerlei Chemikalien enthalten sind. Der portugiesische Hersteller Pladec präsentiert seine ‚Ecological Panels‘-Kollektion für architektonische Wandpaneele als Alternative zu herkömmlichen flachen Wandpaneelen mit ähnlichen Verarbeitungseigenschaften wie MDF.

Neben Kaffeesatz hat das Unternehmen übrigens auch natürliche Plattenwerkstoffe aus Korkresten, Eukalyptus oder Calendula im Programm.

Druckluftnagler für Holznägel ‚LignoLoc System‘ von Beck Fastener Group. Foto:

Wer auch bei den Befestigungssystemen auf natürliche Materialien setzen möchte, dem steht seit kurzem ein Druckluftnagler für Holznägel zur Verfügung. Die Technologie stammt von der österreichischen Beck Fastener Group und basiert auf dem in der Holzstruktur enthaltenen thermoplastischen Lignin. Die Holznägel werden aus Buchenholz gefertigt und weisen eine Zugfestigkeit von etwa 250 N/mm² auf.

Mit dieser Festigkeit können die Holznägel ohne Vorbohren sowohl in Konstruktionsvollholz, in alle Nadelhölzer sowie in Holzwerkstoffplatten geschossen werden. Die hohe Geschwindigkeit des Holznagels führt zur Erwärmung des Materials und lässt das enthaltene Lignin schmelzen. Es dringt in die Poren und verbindet den Nagel mit dem Material zu einer Einheit.

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Dr. Sascha Peters

Der Kolumnist ist Geschäftsführer der Zukunftsagentur Haute Innovation in Berlin. Mit seiner Expertise als Innovationsberater, Autor und Produktentwickler zählt er zu den renommierten Material- und Technologieexperten in Europa.

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