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Kalifornien Pacific Standard Time

Letter from Los Angeles
Kalifornien Pacific Standard Time

‚Living in a modern Way – Kalifornisches Design 1930 – 1965‘. Die spektakuläre Retrospektive im LACMA ist Teil eines umfangreichen Kooperationsprojektes, mit dem mehr als 60 Institutionen in Südkalifornien erstmals die Geschichte ihrer Design- und Kunstszene aufarbeiten.

Es ist ein so beeindruckendes wie pragmatisches Projekt: Erstmals kooperieren über 60 (!) Kulturinstitutionen aus ganz Südkalifornien, um gemeinsam Geschichte und Gegenwart ihrer Kunst- und Designszene zu erforschen. ‚Pacific Standard Time‘ wurde 2002 als Langzeitprojekt vom Getty-Institut initiiert. Im Juni zelebrierten Galerien und Museen einen Ausstellungsmarathon — und eine Ära, die nach wie vor die Welt inspiriert.

Beispielsweise präsentierte das Los Angeles County Museum of Art (LACMA) das kalifornische Design von 1930 bis 1965: „Living in a Modern Way“. Kalifornien und insbesondere Los Angeles avancierte nach dem Zweiten Weltkrieg weltweit zum Zentrum innovativen Designs. Umso verwunderlicher, dass dies in LA die erste größere und umfassende Ausstellung zu diesem Thema ist.

Zentrum der Avantgarde von Architektur und Möbeldesign

Fast das gesamte 20. Jahrhundert stand Kalifornien für das gute Leben in Amerika. Nach 1945 und zuvor den entbehrungsreichen Jahren der Weltwirtschaftskrise war die rasch wachsende und wieder zu Wohlstand gekommene Bevölkerung geradezu berauscht von der Möglichkeit, wieder Geld ausgeben zu können. Kalifornien galt seinerzeit als das Zentrum der Avantgarde von Architektur und Möbeldesign. Dabei ist interessant, dass sich in dem Kalifornien unserer kollektiven Vorstellung – der einer demokratischen Utopie in angenehmem Klima, das ein informelles Leben weitgehend unter freiem Himmel begünstigt, – eine überaus materielle Kultur entwickelte, die eine ganze Ära prägen sollte.

Bild von Kalifornien: Optimismus, Sonnenschein, Experimentierlust und Freude

Die Produkte aus diesem Bundesstaat transportierten die Stereotypen, die bis heute das Bild von Kalifornien bestimmen: Optimismus und Sonnenschein, Experimentierlust und Freude an neuen Technologien, die einhergingen mit neuen Gestaltungsansätzen, gespeist aus einer Affinität zu Licht und leuchtenden Farben, der Offenheit für asiatische und lateinamerikanische Einflüsse sowie einem Faible für fließende Räume und interdisziplinäres Denken.

Die kalifornischen Vertreter der Moderne traten zwar für neue Technologien, innovative Materialien und einfache geometrische Formen ein, hielten aber gleichzeitig an der Individualität der Arts-and-Crafts-Bewegung fest, weil man großen Wert auf die Besonderheiten des Orts und der Natur legte.

Modernes Design aus Kalifornien

Anders als die moralisierende Diktatur des europäischen Internationalen Stils entwickelte sich hier eine humanistischere Moderne, die sich uneingeschränkt zu Komfort und Muße bekannte und die Umwelt einbezog. Zudem stimulierte das kalifornische Know-how in Rüstungswesen, Luft- und Raumfahrt die Gestaltung und Herstellung von Konsumgütern. Während des Kriegs wurden innovative Materialien wie Fiberglas, Formholz, Drahtgeflecht, Kunstharz u.a. entwickelt, die schließlich mit viel Einfallsreichtum auf Friedenszeiten adaptiert und preisgünstig in Produkte des privaten Konsums einflossen.

Was ist das Typische am ‘California Look’?

Modernes Design aus Kalifornien erschloss sich einen neuen mittelständischen Markt. Dieser Stil wurde nicht als etwas rein Ästhetisches wahrgenommen, sondern eher als eine lockere, allerdings klar erkennbare Ideensammlung. Er war „demokratisch“, und damit war gemeint, dass er auch für Menschen mit bescheidenen Mitteln erreichbar war.

1951 fragte die Los Angeles Times: „Was ist das Typische am ‘California Look’?“ Und lieferte auch gleich die Antwort dazu: „Der California Look zeichnet sich durch glühende Farben, eigenständige Methoden und Schlichtheit im Design aus.“ Das trifft es heute wie damals.

md-Korrespondent Ingo Werk berichtet aus Los Angeles

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