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Von Glücks- und anderen Himmelslaternen

Letter from Shanghai
Von Glücks- und anderen Himmelslaternen

Fluglampions blicken in der chinesischen Kultur auf eine lange Geschichte zurück. Auch in Deutschland liegen Himmelslaternen im Trend — sind aber nicht überall erlaubt.

Oftmals haben die Fluglaternen die Form eines Zylinders, stets werden sie aus geöltem Reispapier gefertigt, das auf einen Bambusrahmen aufgespannt wird. Das Besondere an den chinesischen Himmelslaternen aber sind ihre Kalligraphien: Die Fluglaternen tragen Wünsche und Gebete in den Himmel. Die Sky-Lampions sind unten offen und mit einer kleinen Kerze oder einer anderen einfachen “Feuerquelle” ausgestattet, die aus einem in brennbare Flüssigkeit oder Wachs getränkten Material besteht. Wird die Flamme entzündet, erwärmt sich die Luft im Inneren der Laterne, ihre Dichte sinkt und die Laterne steigt auf. Sie bleibt nur so lange in der Luft, wie die Flamme brennt; sobald diese erlischt, sinkt der Lampion auf den Boden zurück.

In China haben diese Laternen viele Namen: Himmelskerzen, Feuerballons oder Kong-Ming-Laternen. Letztere gelten als die ersten Heißluftballons der Geschichte, entwickelt von Kong Ming, genannt Zhuge Liang, einem klugen Militärstrategen, der sie zur Zeit der Drei Reiche vor beinahe 2000 Jahren erstmals als Leuchtsignal und “Himmelsspion” einsetzte: Der Überlieferung nach soll Zhuge Liang mit ihrer Hilfe während der feindlichen Belagerung von Pingyang Soldaten angefordert haben: Nach genauer Berechnung der Windrichtung ließ er eine Papierlaterne aufsteigen, die auf der Innenseite mit einem handschriftlichen Hilferuf versehen war… er wurde gerettet.

Wieder andere Quellen führen den Namen auf die Form des Hutes zurück, den Kong Ming getragen hat. Auch in den Kriegswirren der Qing-Dynastie wurden die Himmelslaternen strategisch eingesetzt. Wenn die marodierenden Horden, die die Siedlungen zwischen Fujian bis Taiwan unsicher gemacht hatten, weitergezogen waren, ließen die Bewohner nachts Himmelslaternen aufsteigen: zum Zeichen, dass der Spuk vorbei und alle wieder in ihre Häuser zurückkehren konnten. Diese Ereignisse fallen zufällig auf die chinesischen Neujahrsfeiern und begründen den alljährlichen Brauch, Wunschlaternen gen Himmel zu schicken. Später kamen nicht-militärische Verwendungen hinzu, beispielsweise bei Kinderumzügen.

Himmelslaternen sind eine Botschaft, ein Gruß mit geschriebenen Wünschen und Gebeten. Das machte sie populär und so wurden die Laternen in volkstümliche chinesische Feste integriert – gehören zu Hochzeiten und anderen kollektiven Festivitäten wie das Mond- beziehungsweise Mitherbstfest oder das Laternenfest während der Neujahrsfeierlichkeiten. In Taipei findet zum Beispiel jedes Jahr ein Laternenfest statt, bei dem Himmelslaternen als Symbol für familiären Frieden und Sicherheit entsandt werden. Die Einheimischen glauben, dass ihre aufsteigenden Wünsche das Haus Gottes erreichen und sie gesegnet werden.

Übrigens lassen sich die Himmelslaternen auf einfache Weise aus normalem rezyklierfähigen Material herstellen. Sie sind also ein nachhaltiges Leuchtmittel – und könnten sogar für Werbezwecke eingesetzt werden. So selbstverständlich und einfach diese chinesische Erfindung auch aussehen mag, ihre Stärke entfaltet sie in der Bewegung. Wen berührt es nicht, wenn so ein Lichtobjekt eins wird mit dem Sternenhimmel?

Was wäre, wenn ein ganzes Meer von ihnen für kurze Zeit die nächtliche Stadt in ein Paradies verzaubern würde? Und dekorative Schriftzeichen die geheimen Wünsche ihrer Bürger vom Himmel flüstern?

Autor Jamy Yang

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