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Gesunde Materialien: Kriterienkatalog und Produktbeispiele

Kriterienkatalog und Produktbeispiele
Gesunde Materialien

Weil Menschen inzwischen einen Großteil ihrer Zeit in Gebäuden verbringen, beeinflussen die Innenräume wesentlich Gesundheit und Wohlbefinden. Die baubiologische Unbedenklichkeit gewinnt an Bedeutung: ein Leitfaden für gesunde Materialien.

Autor Hannes Bäuerle

Der Bedarf an und die Nachfrage nach gesunden Materialien ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Von Extremwetterlagen über Umweltverschmutzung bis Mikroplastik: Das Thema rückt auch ins Bewusstsein von Gestaltern und Bauherren. Glücklicherweise ist die Baubranche vorbereitet.

Das bereits existierende Angebot an umweltfreundlichen, gesundheitsschonenden Materialien ist erfreulich groß, vielfältig und sofort verfügbar. Die Aussage, es gäbe nicht genügend Angebot, ist eine überholte Ausrede. Für jede Gestaltungsaufgabe existieren gesundheitsfördernde und oftmals sogar nachwachsende Alternativen zum vorherrschenden, billigen Standard.

Wohngesundheit

Zu den eigentlich selbstverständlichen Grundanforderungen an das Bauen gehört der Schutz der Gesundheit von Benutzer und Betreiber. Das Ziel sollte jedoch sein, diese nicht nur zu wahren, sondern vielmehr aktiv zu fördern. Gerade in Bürogebäuden beeinflusst die Innenarchitektur das Wohlergehen vieler und wird zum unsichtbaren Benefit.

Die eingesetzten Baustoffe bestimmen maßgeblich, wie gesund das Gebäude ist. Bei der Planung lassen sich viele Faktoren beeinflussen. Zu den unsichtbaren zählt die Raumluftqualität, genauer Immissionen, Luftwechselrate, Allergene, Gerüche und Schadstoffe. Hinzu kommt Behaglichkeit in Bezug auf Oberflächentemperaturen, Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur. Sichtbar hingegen sind die Gestaltungs- und Raumqualität sowie eine Erlebnisqualität im Hinblick auf Haptik und optische Qualität von Oberflächen.

Boden

Schadstoffe im Erdreich sind nicht nur ein schlechter Nährboden für die darauf wachsenden Pflanzen. Sollen auf belastetem Erdreich Gebäude errichtet werden, gilt es genau zu prüfen, wie die Belastungen davor beseitigt oder dauerhaft abgeschirmt werden können. Zusätzlich zu den vom Menschen verursachten Verunreinigungen existieren auch natürliche Belastungen. Dazu gehört beispielsweise Radon, das in einigen Regionen Deutschlands in gesundheitsgefährdender Konzentration auftritt.

Gesunde Materialien
StoCretec bietet Bodenbeschichtungssysteme und Einzelprodukte an, deren Radondichtigkeit das zertifizierte Labor für Radionuklidanalytik und Radiologische Gutachten, IAF Radioökologie (Radeberg), in anerkannten Messverfahren geprüft und bestätigt hat. Foto: StoCretec

Mit den passenden Beschichtungen kann jedoch wirkungsvoll abgeschirmt werden. Sto Cretec bietet Bodenbeschichtungssysteme und Einzelprodukte an, deren Radondichtigkeit das zertifizierte Labor für Radionuklidanalytik und Radiologische Gutachten, IAF Radioökologie (Radeberg) in anerkannten Messverfahren geprüft und bestätigt hat. Aufgrund der anteilsmäßig großen Flächen im Innenraum hat auch der eingesetzte Bodenbelag eine erhebliche Auswirkung auf die Raumluftqualität. Er sollte daher sorgfältig gewählt werden. Zu besonders gesunden Bodenbelägen zählen beispielsweise Holzböden, Linoleum, Kork, Naturfaserteppiche, elastische Beläge aus Biokunststoffen oder Keramik- und Natursteinböden.

Gesunde Materialien
Schotten & Hansen veredelt Holzoberflächen mit natürlichen Harzen, Ölen und Wachsen. Foto: Schotten & Hansen

Doch es geht über die Verlegung hinaus. Schotten & Hansen verwendet für die Behandlung der Holzoberflächen des umfangreichen Sortiments ausschließlich natürliche Harze, Öle und Wachse. Trotzdem oder gerade deswegen entstehen äußerst langlebige, robuste und regenerierbare Oberflächen.

Einblick in Naturfasern

Wände

In vielen Räumen – von privaten Wohnungen über öffentliche Bauten und Hotels bis hin zum Büro – bedecken Tapeten große Wand- und Deckenflächen und bieten somit eine gute Möglichkeit, das Raumklima positiv zu beeinflussen. Das gelingt beispielsweise mit Tapeten aus nachwachsenden Rohstoffen, die wiederum in Raufaser-, Textil-, Naturell-, Fond-, Präge-, Kettfaden-, Naturwerkstoff-, Kork- und Gewebetapeten untergliedert sind.

So kommt die Organoid-Naturtapete mit Flachsrücken mit dem augenzwinkernden Namen ‚Durchschnaufn‘ daher. Die 3D-Korkfliesen von Granorte aus 100 % Recyclingmaterial verbessert mit ihrer besonderen Textur die Akustik und Raumtemperatur. Alternativ steigern Aktivputze – siehe folgender Punkt – die Luftqualität.

Gesunde Materialien
Unsichtbare Natürlichkeit: Die Blütentapete von Organoid sitzt auf einem Flachsrücken. Foto: Organoid

Raumluft

Wohngesundheit und eine gute Raumluftqualität bedingen einander, doch das Thema ist komplex. Fest steht: Es geht nicht nur darum, dass die Umgebung gut riecht. Hier sind Nasen und Empfindungen ohnehin sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Um die reine Luftqualität zu bewerten, hilft in erster Instanz ein Partikelzähler. Im zweiten Schritt gilt es zu bestimmen, was geatmet wird. Beispielsweise erhöhen flüchtige Weichmacher den Anteil organischer Verbindungen in der Luft: Nicht nur für Allergiker ist es relevant, sie zu reduzieren. Das gelingt, wenn man Kunststoffe, Farben, Lacke, Dichtungsmassen, Gummi, Klebstoffe und Möbel mit besonderem Bedacht wählt, denn von dort diffundieren sie über einen langen Zeitraum in die Raumluft. Im Hinblick auf den Arbeitsschutz sind Emissionsgrenzwerte für KMR-Stoffe (kanzerogen, mutagen, reproduktionstoxisch), flüchtige organische Verbindungen (TVOC und SVOC), Biozide, Formaldehyd und radioaktive Strahlung einzuhalten.

Hersteller bieten bereits Alternativen: Die Spanplatten der ‚Be.yond‘-Linie von Swiss Krono werden mit modernen, biobasierten Klebstoffen hergestellt und genügen hohen Anforderungen an die Raumluftqualität. Zudem können Aktivputze, wie etwa ‚Luno‘ von Redstone, Schadstoffe abbauen und die Raumluft aktiv verbessern.

Gesunde Materialien
‚BE.YOND‘-Spanplatte mit rein biobasierten Leim verklebt. Foto: Swiss Krono AG

Antivirale und Antibakterielle Materialien

Antimikrobielle Technologien verhindern, dass Bakterien, Schimmel und Pilze gedeihen. Im Vergleich zu rein antibakteriellen Wirkstoffen bieten sie in der Regel ein höheres Maß an Schutz. Sie unterbinden kontinuierlich und möglichst langfristig das Wachstum von Mikroben auf Oberflächen. Zu den typischen aktiven Wirkstoffen zählen Silber, Biguanide, quaternäre Ammoniumverbindungen und Zink. Dank ihrer Breitbandwirkung eignen sich antimikrobielle Substanzen besonders für den Einsatz in Umgebungen, in denen auf die Hygiene geachtet werden muss, beispielsweise in Schulen, Großküchen und Krankenhäusern.

Das Kunstleder ‚Senso‘ von ATN ist mit einer antiviralen Ausrüstung nach ISO 18184 versehen und schützt somit vor felinen Coronaviren. Die natürliche, antimikrobielle Oberfläche des HPL ‚Dekotech CU 711‘ von Dekodur tötet innerhalb von ein bis vier Stunden 99,98 % aller Keime und Mikroorganismen ab – bei gleichbleibender Wirksamkeit über die gesamte Nutzungsdauer.

Preisgestaltung

Der in manchen Branchen und Gewerken existierende Billigpreiswettbewerb ist weder gesund noch nachhaltig. Ganze Wirtschaftszweige, wie die Textilbranche in Deutschland, sind dem internationalen Preisdruck inzwischen zum Opfer gefallen. Doch Qualität und Wohngesundheit sinken gemeinsam mit dem Preis. Die Chancen, die Abwärtsspirale mit der gesteigerten Sensibilität für Nachhaltigkeit zu durchbrechen, stehen jedoch gut.

Echte Qualität kostet nach wie vor. Doch verargumentiert man gegenüber dem Bauherrn die Nutzungsdauer, ergeben sich ganz neue Spielräume: Fußbodenaufbauten mit Massivholzdielen können eine Lebensdauer von über 100 Jahren erreichen und bieten damit über die gesamte Nutzungsdauer ein kaum schlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Trotzdem ist ein Haltungswandel nötig. Dass gesundheitlich unbedenkliche Materialien im Entscheidungsprozess mindestens ebenso wichtig sind wie Budget und Verfügbarkeit, sollte eine Grundhaltung des modernen Bauens sein!

Umfassende Sonderschau „Gesunde Materialien“

Auf der architect@work in Zürich startet im Oktober eine neue Sonderschau, die sich dem Thema „Gesunde Materialien“ widmet. An den einzelnen Standorten der Messeeditionen 2021 bis 2022 zeigt Raumprobe einen umfangreichen Ein- und Überblick in das Thema.

Anhand von über 100 Exponaten und Mustern werden die vielfältigen Aspekte beleuchtet und greifbar gemacht. Die Gliederung kann auch als Rezept gesehen werden, bei dem die Zutaten die vielfältigen gesunden Faktoren aufzeigen – hier auf einen Blick als Tabelle. Wenn Sie diese Kriterien zukünftig bei der Auswahl von Materialien zugrunde legen, können Sie Ihre Bauherren im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig beeindrucken.


Prüfkriterien auf einen Blick

Gesunde Rohstoffe: Fasern, Granulate, Bindemittel, Zuschläge

Gesunde Materialien: Biokunststoffe, Naturtextilien, natürliche Beschichtungen und Farben, Bodenbeläge, Holz- und Holzwerkstoffe, biobasierte Werkstoffe

Gesunde Eigenschaften: Antiviral, antibakteriell, antimikrobiell, wiederverwertbar durch Re- oder Upcycling, nachwachsend, energieeffizient, emissionsneutral, schadstoffarm bis luftreinigend, natürlichen Ursprungs


Hannes Bäuerle geht in der md-Serie ‚Material Akademie‘ der Frage nach: „Was bestimmt Materialqualitäten und woran erkennt man sie?“ Der Autor ist Mitgründer und -gesellschafter der Raumprobe Stuttgart.

Weitere Beiträge zum Thema Materialien finden Sie hier

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