Der siebte Neuland Nachwuchswettbewerb überzeugte einmal mehr – und erreichte in diesem Jahr die höchste Zahl an Einreichungen. „Die Jugend ist voller Ideen und die Hochschulen bringen ihre Studenten auf eine gute Spur“, resümieren die aed-Vorstände und Koordinatoren des Wettbewerbs, Silvia Olp und Frank Heinlein.
Außergewöhnlichen Ideen und innovativen Denkansätzen eine Plattform zu geben, dieses Ziel hat sich der interdisziplinäre ‚Neuland Nachwuchswettbewerb‘ gesetzt. Er wurde in diesem Jahr bereits zum siebten Mal ausgelobt und hat sich mit der bislang höchsten Zahl von 317 Einreichungen unter der Vielzahl der Wettbewerbe für Studenten und Nachwuchsdesigner bemerkenswert gut etabliert.
Seine Kategorien umfassen Architecture and Engineering, Exhibition and Interior Design, Product Design, Communication Design sowie Interaction Design. Auch Dr. Katrin Schlecht, Vorstand der Karl Schlecht Stiftung und seit 2012 Jurorin und Sponsorin des Wettbewerbs, beobachtet das wachsende Interesse an aed neuland: „Der Wettbewerb ist in der Öffentlichkeit anerkannt“.
In fünf Kategorien wurden insgesamt 21 Preisträger ermittelt, davon fünf Mal ein erster Preis. In Zeiten zunehmender Komplexität begrüßte die mit Fachleuten aus den jeweiligen Disziplinen besetzte Jury die bemerkenswerte Zunahme von bereichsüber- greifenden Gestaltungsansätzen und sie freute sich über die zunehmend professionellere Präsentation bei den Einreichungen von Erstsemestern.
Die Juroren machten sich die Entscheidung für die 21 Finalisten und das Herausfiltern von fünf jeweils mit 2000 Euro Preisgeld dotierten ersten Preisen nicht einfach. So war auch die diesjährige Jurysitzung im Mai 2019 von viel Begeisterung, Emotionen und kontroversen Diskussionen geprägt. Zur konstruktiven Fachdiskussion trug nicht zuletzt auch die offene Atmosphäre am Stuttgarter ILEK, Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren, bei.
Stärker als in den Jahren zuvor spielte das Visualisieren und das Thematisieren des eigenen Gestaltungsprozesses eine Rolle. Immer wieder kreiste die Jury um die Frage, was wohl mehr wiegt: ein bereits präzise ausgearbeiteter Entwurf? Oder genügt bereits der deutlich erkennbare, innovative Denkansatz? Die Frage, wie professionell eine Studienarbeit präsentiert werden soll, führt natürlich zur Grundfrage, wie viel eine Studienarbeit überhaupt leisten kann.
Doch kein Urteilender kann sich davon frei machen, dass das Auge immer mitentscheidet. Eine angemessene Präsentation gehört neben einer zukunftsbezogenen Themenwahl und schlüssigen Lösungsansätzen heutzutage einfach dazu. Das hat mit inhaltsloser Effekthascherei nichts zu tun. Wenn die Inhalte nicht stimmen, läuft auch die professionellste Visualisierung ins Leere. Auch dafür stellt die Teilnahme an einem Wettbewerb eine gute Schule dar, legt eine gute Spur.
aed Neuland Kategorie: Architecture + Engineering
The Cell – Wiederbelebung regionaler Käsereitradition in Irland
Preisträger: Lucius Ladleif
Betreuer: Prof. Berthold Penkhues, TU Braunschweig
Mit ‚The Cell‘ soll eine Genossenschaftskäserei im Glendalough Nationalpark entstehen, die sich neben der industriellen Käseherstellung auch den alten Herstellungsmethoden widmet. Die Besucher können den ganzen Prozess verfolgen und mitarbeiten. Das Erleben der Produktionskette wird in den ineinandergreifenden Kuben sichtbar, die ein architektonisch interessantes Raumensemble hoher Qualität bilden. Das Thema „Höhle“ rundet die Arbeit ab. Idee und formale Umsetzung haben die Jury beeindruckt.
aed Neuland Kategorie: Communication Design
Modern Ways of Historic Printing
Preisträger: Charlotte Bönner
Betreuer: Prof. Eva Kubinyi, FH Aachen
Der Buchdruck gehört wahrscheinlich zu den wichtigsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte – durch ihn wurde die Verbreitung von Wissen ermöglicht. Doch in Anbetracht des aktuellen Standes der Technik scheint der Buchdruck heute nicht mehr zeitgemäß. Offset- und Digitaldruck haben das historische Buchdruck-Verfahren ersetzt. Aber hat dieses Verfahren heute tatsächlich keine Relevanz mehr? Immer noch gibt es GestalterInnen, die auf diese Technik zurückgreifen. Das Projekt ‚Modern Ways of Historic Printing‘ soll ergründen, wo und wie GestalterInnen heute noch mit der Buchdruck-Technik arbeiten und ob eine Kombination mit zeitgenössischen Techniken gestalterische Innovationen hervorbringen kann. Das Buch zeigt nicht nur, dass der Buchdruck nicht tot ist.
aed Neuland Kategorie: Exhibition Design + Interior Design
Balkon® – Turm mit Balkonen
Preisträgerin: Henrieke Kayser
Betreuer: Prof. Gerhard Kalhöfer, Hochschule Mainz
‚Balkon®‘ ist ein Turm mit Mietbalkonen. Das Konzept nimmt sich des Problems verdichteten Wohnraums und fehlender Naherholungsmöglichkeiten in Ballungsräumen unter zeitgemäßen Fragestellungen an: Analog dem vertical urban gardening werden die Balkone verdichtet gestapelt. Sie stellen ein Angebot dar, mit dem Nachbarn zu kommunizieren und sind zugleich Rückzugsmöglichkeit. Gemeinschaftsbalkone bieten eine Infrastruktur zum Kochen, es gibt WCs und Schließfächer. Ein Statement.
aed Neuland Kategorie: Interaction Design
Synesthesia – extended perception/Interaktive Rauminstallation
Preisträger: Niels Keller, Markus Hirsch, Kai Kirn, Maria Mühr, Franziska Schicht, Valentin Schneider, Jonathan Tenhunen, Marcel Werner
Betreuer: Prof. Ursula Drees, HdM Stuttgart
Acht Studierende aus den Studiengängen Audiovisuelle Medien und Medienwirtschaft gestalteten einen interaktiven multimedialen Raum, der über Ton, Farbe, Form, Bewegung und Bild eine ganzkörperliche Erfahrung vermittelt. Zum Einsatz kamen endless mirrors, ein LED-Boden, Gestenerkennung und dreidimensionale Sound- und Lichteffekte. Die Jury hob das intuitive, spielerische und begeisternde Erleben hervor – eine emotionale, sinnliche Kommunikation, die als Inspiration für konkrete Anwendungsfälle und Produkte denkbar und wünschenswert ist.
aed Neuland Kategorie: Product Design
‚Merimna‘ – ferngesteuerte Waldbrandbekämpfung
Preisträger: Michael Ushakov, Florian Czak, Jasper Mendel
Betreuer: Prof. Jan Vietze, HTW Berlin
Um in Zukunft der steigenden Gefahr von Waldbränden entgegen zu treten, ohne dabei Menschenleben zu gefährden, entwickelten Michael Ushakov, Florian Czak und Jasper Mendel das Konzept ‚Merimna‘ – ein mobiles, wendiges, aus feuerfesten Materialen konzipiertes Feuerwehrfahrzeug, das ohne Besatzung manövriert werden kann. Besonderer Schwerpunkt waren beim Fahrzeugdesign Hitzebeständigkeit und Geländegängigkeit. Das Cockpit soll Bürofeuerwehrmännern und -frauen maximale Konzentration, Komfort und Effektivität zu bieten.
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aed Neuland
Preisgeld: 2 000 Euro pro Preisträger in jeder der fünf Kategorien
Einreichungen: 317
Auszeichnungen: 21 Nominierungen , davon jeweils ein 1. Preis/Kategorie
Ziel: Plattform für innovative und nachhaltige Gestaltung von Produkten und Konzepten hoher ökonomischer und ökologischer Qualitäten, die funktional und nutzerfreundlich sind. Gezielte Förderung junger Gestalter am Beginn ihrer Laufbahn.
Teilnahmeberechtigte: Studierende und Absolventen von Hochschulen, Akademien und Universitäten weltweit, die zum Zeitpunkt des Einsendeschlusses (31.3.2019) nicht älter als 28 Jahre alt waren.
Die Jury 2019
Olaf Barski, Barski Design, Industriedesigner; Kai Bierich, Architekt; Lutz Dietzold, Rat für Formgebung, Geschäftsführer; Brigida González, ‧Architekturfotografin; Dieter Hofmann, Blickfang, Geschäftsführer; Ben Kauffmann, KTP Architekten, Architekt; Nils Holger Moormann, Designer, Geschäftsführer; Stephan Ott, form, Chefredakteur; Peter Scheerer, Kommunikationsdesigner & SEO; Dr. Katrin Schlecht, Karl Schlecht Stiftung, Vorstand; Tom Schönherr, Phoenix Design, Industriedesigner; Prof. Werner Sobek, ILEK, Ingenieur/Architekt; Prof. Jürgen Späth, Projekttriangle, Interaction Designer; Petra Stephan, AIT, Chefredakteurin; Susanne Tamborini, md, Chefredakteurin, Prof. Andreas Uebele, Kommunikations‧designer; Margarethe Wies, Volkswagen, Head of Holistic UX; Prof. Diane Ziegler, ZieglerBürg, Innenarchitektin
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