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Review md-Fachveranstaltung Akustik + Büro planen

Review md-Fachveranstaltung Akustik + Büro planen
Akustik visualisieren

Die Anspruchshaltung vieler Beschäftigter an ihren Arbeitsplatz hat sich in den letzten Jahren bedingt durch die Pandemie verändert. Im Rahmen der Orgatec gab md am 24. Oktober in der Kölner Eventlocation ‚Bogen 2‘ Innenarchitekten und Architekten die Möglichkeit, sich über die neue Normalität zu informieren. Fachleute beleuchteten das Thema Akustik vor dem Hintergrund ihrer unterschiedlichen Professionen anschaulich und unterhaltsam.

Die Orgatec ist zurück – und mit ihr jede Menge Veränderungen. Die md-Fachveranstaltung „Akustik + Büro planen“ am Vorabend der Kölner Fachmesse bot ein gemeinsames Zusammenkommen unter fachlichem Austausch nach einer langen Zeit der Distanz und dem Homeoffice. Architekten und Innenarchitekten, Planer und Designer versammelten sich vor Ort sowie im Livestream. Allesamt mit der Absicht, sich mit der neuen Normalität des Arbeitsplatzes vertraut zu machen.

Arbeitsplätze an denen man gut leben kann – spätestens mit dieser Aussage holte Monika Lepel auch den letzten Zuhörer aus den hohen Gewölben der Location ab. Wer hätte denn nicht gerne eine Kombination aus Arbeiten und Wohnen im Büro und nicht nur im Homeoffice? In den folgenden drei Stunden erhielten die Teilnehmer Impulse, Akustik zu visualisieren und Atmosphären zu schaffen.

Die lebhafte und gesprächsreiche Stimmung beim anschließenden Get Together, begleitet von regionalen und saisonalen Snacks, zeigte die Aktualität und Wichtigkeit, sich den Veränderungen des Arbeitsplatzes anzunehmen und umzusetzen.


Referenten | Themen

1. Dialog zwischen Mensch und Raum

Referentin: Monika Lepel, Innearchitektin BDIA, Lepel & Lepel

Symphonie des Arbeitsplatzes

Monika Lepel befasste sich in ihrem Impulsvortrag damit, Mensch und Raum zusammenzubringen. Die Innenarchitektin sprach davon, einen Dialog oder eine Beziehung zu schaffen, um den Raum mit Leben zu füllen. Ihrer Meinung nach bringt ein Unternehmen seine Identität durch drei Komponenten zum Ausdruck: Die Strategie, bestehend aus den Firmeninteressen und der Atmosphäre, die sich aus der Geschichte und den Werten ergibt. Hinzu kommt der Komfort, der ein Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung am Arbeitsplatz bildet.

Ziel ist die Schaffung einer individuellen Symphonie aus den genannten Komponenten. Bewegungsflächen strukturieren Räume und bilden einen Kontrast zum separierten Arbeitsbereich. Unter Verwendung akustisch wirksamer Möbel entsteht eine Raum-in-Raum-Lösung. Nicht nur die Bewegungsflächen an sich sind wichtig. Ebenso bedeutsam ist es das Räume ein akustisches Feedback geben. Das Hören der eigenen Schritte beim Gehen beispielsweise fördert unsere Selbstwahrnehmung und Aufmerksamkeit.

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2. Nachhaltige Lösungen entwickeln

Referentin: Prof. Tina Kammer, Dipl.-Ing. Architektin, InteriorPark, für Vank Interior Objects 

Das Laubbläserphänomen

Nachhaltige Entwicklung zu fördern ist das Ziel eines jeden Unternehmens. Aber tun das wirklich alle? Jedes Unternehmen spricht von Klimaneutralität. Wichtig zu wissen ist hier, dass es kein geschützter Begriff ist. Die meisten Firmen haben Ansätze oder Zeitpunkte, bis wann sie die Klimaneutralität erreicht haben wollen. Das Problem: Dieses Ziel liegt weit in der Zukunft und tritt in den meisten Fällen gar nicht ein.

Faktoren, an denen die Klimaneutralität eines Unternehmens gemessen wird, sind die Geltungsbereiche Scope 1, 2 und 3. Scope 1 und 2 zu erreichen ist einfach, hier geht es um die Reduktion der CO2-Emissionen, die bei der Produktion ausgestoßen werden. Scope 3 ist die Feuerprobe eines klimaneutralen Unternehmens. Hier werden die CO2-Emsissionen betrachtet, die während der Herstellung oder Gewinnung der Rohstoffe oder auf Arbeitswegen, also in allen Bereichen zusätzlich zur Produktion, entstehen.

Die Architektin Tina Kammer verdeutlichte das Problem mithilfe eines Symbolbilds. Ein Herbstlaubbläser mit der Funktion, die Blätter im eigenen Garten in den des Nachbarn zu blasen. So und nicht anders gehen wir mit der Nachhaltigkeit um. Jeder einzelne von uns und ebenso die Unternehmen identifizieren sich damit, dass Nachhaltigkeit gut ist und Einzug in die Arbeitswelt sowie in den Alltag finden muss. Allerdings möchte sich keiner tiefgründiger mit dem Thema auseinandersetzten und alte Gewohnheiten aufgeben. Stattdessen wird lieber das Problem zum Nachbarn geblasen. Wir erleben dieses Phänomen als Protagonisten und nicht als Beobachter, weshalb das Weiterschieben so problematisch ist. Wir schaffen dadurch keine Entwicklung, sondern eine Starre.

Stattdessen müssen wir lernen, vom Ende her zu denken, wir müssen Strategien erarbeiten, wir müssen agieren! Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass irgendjemand den Anfang macht. Es ist keine leichte Aufgabe, aber eine wichtige. Wir müssen in einen Kreislauf kommen, vom Ende her denken und „nutzen was ist“. In Deutschland müssten wir nicht mehr bauen, wir haben alles. Es gilt das Vorhandene zu finden, auszubauen, weiterzuentwickeln und zu nutzen.

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3. Atmosphäre schaffen

Referentin: Susanne Brandherm, Brandherm + Krumrey Interior Architecture, Innenarchitekten PartGmbH für IVC Group

Der Innenraum als Freiraum

Atmosphäre schaffen – das Büro zu einem Ort machen, an den man gerne geht und an dem man sich wohl fühlt. Susanne Brandherm hat sich der Anforderung angenommen, die Kultur und die Menschen in einem Raum erlebbar und fühlbar zu machen. Mit dem Ziel etwas „Gemeinsames“ durch Wohlfühlfaktoren zu schaffen. Die Frage, die hierbei gestellt werden muss: Wie arbeite ich und welche Umgebung brauche ich?

Die Aufgabe des Office besteht darin, eine „Homebase“ zu bilden. Beachtet werden muss hierbei, dass verschiedene Bürotypen verschiedene Ansprüche an ihre Planung haben. Unterschiedliche Aufgaben benötigen ein ihnen gerecht werdendes Setting. Die Administration benötigt beispielsweise Ruhe und den passenden Raum dafür. Die Entwicklungsabteilung hingegen braucht einen Raum, in dem man sich bewegen, aber auch planen, agieren und ausprobieren kann.

Ein Arbeitsbereich erfordert zudem Platz für die sogenannten „Breaks“. Damit ist nicht die Mittagspause gemeint, sondern Bedürfnisse wie das Laufen zum Drucker, der kurze Austausch mit Kollegen, das Treffen auf dem Flur, dem Empfang von Kunden und die Außenbereiche. All diese Bedürfnisse brauchen Raum, um Atmosphären zu schaffen.

Zu beachten ist dabei auch die akustische Komponente. Die Akustik wird gezielt als Gestaltungselement in den Raum integriert. Dies geschieht durch Möbel, Böden, Wände und Decken sowie Raum-in-Raum-Lösungen und Soundmasking.

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4. Akustik visualisieren

Referent: Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Christian Nocke, Akustikbüro Oldenburg für Barrisol

Lärm sehen

Ein Orchestersaal ist mit einem Großraumbüro gleichzusetzten. Mit dieser Aussage machte Christian Nocke deutlich, dass Räume zwar als gleichwertig angesehen werden, aber für diese trotzdem unterschiedliche Optimierungen gelten. Die wichtigste Optimierung ist die individuelle akustische Privatsphäre, an der gearbeitet werden muss.

Anhand verschiedener Kriterien wie dem Cocktailparty-Effekt, also dem Hochschaukeln des Stimmenlärms und der Ausbreitung von Schallwellen, veranschaulicht Nocke die akustischen Phänomene. Er bezog sich ebenso auf das Hören mit den Augen und wie sich Farben auf unsere akustische Wahrnehmung auswirken.

Vor dem Hintergrund der genannten Aspekte formuliert er die These, dass jeder Raum Absorber benötigt.  Dabei beschäftigt sich Christian Nocke nicht mit dem Design, vielmehr mit der akustischen Wirksamkeit, der Pragmatik und den Anforderungen an den Einsatzort. Bei der Akustikplanung sind die Absorption, Reflexion und Transmission der Schallwellen als eine Einheit zu beachten und zu berücksichtigen.

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5. Wege in eine gesunde Arbeitswelt

Referent: Axel Praus, Managing Director, Workingwell für Vank Interior Objects

Psychische Gesundheit

New Work – Privatleben und Arbeit sind in Zeiten der Pandemie immer näher aneinandergerückt. Spätestens durch die zahlreichen Lockdowns verspürten viele Menschen ein Gefühl der zusätzlichen Einsamkeit. Die mentale Gesundheit ernst nehmen ist ein bereits lange bestehendes Thema, das verstärkt in den Vordergrund rückt. Die Komplexität wird durch zwei Hürden verstärkt. Zum einen geht es um die Frage der Glaubenssätze, vor allem bei Führungspositionen. Zum anderen ist die mentale Gesundheit unsichtbar. Ohne, dass ein Mensch sich über sein Befinden äußert, wissen wir nicht, was in ihm vorgeht.

Zu einer gesunden Arbeitswelt kann das Raumdesign beitragen. Das umfasst ergonomisch wirksame Komponenten. Als eine Komponente gilt die individuelle Steuerung der Lichtfarbe- und Helligkeit. Sie berücksichtigt, dass wir zu unterschiedlichen Tageszeiten unterschiedliches Licht brauchen.  Eine weitere ist das Biophilic Design. Die Natur ins Büro bringen, um eine Verbundenheit nach außen zu schaffen. Als letztes ging Axel Praus auf neurowissenschaftlich begründete Designprinzipien ein. Hierbei handelt es sich um Einflussfaktoren wie das Gefühl von Sicherheit für das Individuum und das gesamte Team. Zu einer gesunden Arbeitswelt trägt auch das Verhalten von Führungspositionen bei. Es geht darum, wie sie denken, mit Angestellten umgehen und den Arbeitsalltag gestalten.

Basierend auf diesen Befunden, konzipierte Vank die ,Remind Box‘. Ein Raum-in-Raum-Konzept, das als Rückzugsmöglichkeit auf der Großraumfläche dient. Mithilfe von Virtual-Reality-Brillen können die Mitarbeiter der Realität für einen Moment entfliehen. Fünfzehn Minuten reichen, um sich beispielsweise vom letzten Gespräch zu lösen und sich neu zu finden.

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6. Räume als holistisches Erlebnis

Referent: Prof. Christoph Metzger, Musikwissenschaftler und Architekturtheoretiker, Open Mainded Projektentwicklung AG Frankfurt für Vario

Klick-Klack-Prinzip

Ein ideal gestalteter Raum ist wie das Innenleben eines Instruments aufgebaut und besteht komplett aus Holz. Christoph Metzger verdeutlicht seine Ansicht anhand der Kirche des Architekten Peter Zumthor, die komplett aus Holz besteht. In der Neuroarchitektur sind die Raumdramaturgien, die Anordnung von Räumlichkeiten und die akustische Stimulanz wichtig. Der Einsatz dieser architektonischen Mittel führt dazu, dass wir uns mehr bewegen und aufnahmefähiger sind.

Diffuser Schall hindert uns daran, uns sicher in unserer Umgebung zu bewegen. Metzger erklärte dieses Phänomen anhand des Schalterprinzips. „Klick“ bedeutet, der Schalter ist an, „Klack“, der Schalter ist aus. Ohne diese akustischen Unterstützungen können wir beispielsweise während des Autofahrens nicht sicher sein, ob wir den Schalter angeschaltet haben oder nicht. Das akustische Sehen unterstützt also unsere Aufnahmefähigkeit.

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7. Licht planen

Referentin: Britta Kupfer, Brand Manager Luctra® Durable, Hunke & Jochheim GmbH & Co. KG

Visuelle Ergonomie

New Work – im Sinne von computerbasierten, automatisierten, ortsunabhängigen Arbeitsplätzen ist seit der Pandemie nicht mehr wegzudenken. In Europa kursiert seither der Trend – zwei bis drei Tage in der Woche im Homeoffice zu arbeiten. Das Problem besteht darin, das meist die passende Beleuchtung fehlt. Aber auch am Arbeitsplatz gibt es nicht immer die ideale Beleuchtung. Licht informiert, sendet, blendet, lässt wohlfühlen, gruppiert, vernetzt und braucht Energie. Es ist wichtiger Bestandteil im Büro und im Alltag. Die beste Beleuchtung bietet das Tageslicht, denn es ist biologisch wirksam.

Die Planung der Lichtquelle im Büro passiert auf drei Ebenen – der sozialen, individuellen, wirtschaftlichen.

Sozial: Arbeitsweisen änderten sich durch Corona. Der Trend „Remote Work“ nimmt kontinuierlich zu. Das mobile Arbeiten braucht mehr Flexibilität und die zunehmende Automatisierung benötigt Anpassungen in vielen Bereichen.

Individuell: Umgebungsfaktoren am Arbeitsplatz wie der visuelle Komfort durch gutes Licht gewinnen an Bedeutung. Gute Beleuchtung verhindert Kopfschmerzen, fördert die Konzentration und verdrängt die Müdigkeit. Die Lichtgestaltung des Arbeitsplatzes ist nach DIN-Norm festgelegt. Diese besagt, dass das Licht am Arbeitsplatz 500 Lux betragen muss. Zum Vergleich: Tageslicht hat 100 000 Lux. Doch die Mitarbeiter wünschen sich mindestens eine Lichtquelle mit 800 Lux. Licht hat Einfluss auf den Körper und die Emotionen. Zudem empfindet jeder Mensch Licht anders und benötigt dieses auch anders. Ältere Menschen brauchen zum Beispiel mehr Licht als jüngere. Menschen, die vormittags arbeiten benötigen eine andere Lichtfarbe als Menschen, die am Nachmittag oder Abend arbeiten.

Wirtschaftlich: Neue Beleuchtungssysteme müssen her! Für viele bestehende Beleuchtungssysteme werden keine Ersatzteile mehr produziert. Das heißt, sie müssen von Grund auf neu ausgestattet werden. Des Weiteren werden Bürokomplexe hell beleuchtet, obwohl viele Mitarbeiter im Homeoffice oder woanders tätig sind. Was wir brauchen sind also flexible und mobile Lösungen, um Energie zu sparen.

Mesh-Systeme, dienen zur Gruppierung und Vernetzung von Leuchten. Das Ziel: So wenig Licht wie möglich aber so viel wie nötig um das Bedürfnis nach Sicherheit, das Wohlbefinden und die Energieeinsparung zu gewährleisten. Mit diesen sogenannten Mesh-Systemen kann bis zu 80% Energie eingespart werden. Es muss zukünftig also eine Balance zwischen Licht für das Individuum und Licht für die Allgemeinheit im Einklang mit der Einsparung von Energie gefunden werden.

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Weitere md-Fachveranstaltungen finden Sie hier

Videos: Harald Frater von MMCD NEW MEDIA GmbH | Fotos: Dirk Baumbach Fotografie db media


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