Die Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle hat im November mehrere Preisträger für ihre außergewöhnlichen Projekte mit dem Giebichenstein Designpreis ausgezeichnet. Auffallend waren die gesellschaftskritischen und zukunftsorientierten Themen, die sich in den Entwürfen und Konzepten widerspiegelten.
Der Preis, der Giebichenstein, ist ein roter Porphyr, ein Gestein des Massivs, auf dem die Burg Giebichenstein in Halle an der Saale gebaut ist. Mehrere dieser Steine erhielten am 16. November einen neuen Besitzer. Die Studierenden hatten mit ganz unterschiedlichen Ansätzen die Jury überzeugt.
Bestes Konzept
Tagesaktueller kann ein Entwurf fast nicht sein: In Zeiten der Energiekrise und der Frage, wie lange können wir überhaupt noch fossile Rohstoffe nutzen, finden Björn Naumann und Karl Schinkel eine eigene Antwort. Ihre Arbeit ‚C.O.W. – circular organic waste‘ ist ein niedrigschwelliges Angebot für die eigene, autarke Energiegewinnung. Einen Bauplan für die Kochstelle mit Biogasproduktion geben die beiden gleich mit. Knallige Farben und eine prägnante Konstruktion setzen sich im Auge des Betrachtenden fest. Sie gewinnen in der Kategorie ‚Beste Idee/Bestes Konzept‘.
Bestes Experiment
Experimentelle Schriftgestaltung mal anders. Buchstaben kreieren am DJ-Pult: ‚Oscillo Type‘ von Uli-Ludger Holtschlag verbindet Klang und Form. Dafür erhält er den Giebichenstein Designpreis in der Kategorie ‚Interessantes Experiment‘.
Beste Kommunikation
Eigentlich trat Eric Geißler mit seiner Arbeit ‚Mycelium Parachute‘ in einer anderen Kategorie an. Gewonnen hat er den Preis aber für sein luftiges Flugobjekt, das mit Hilfe von Pilzhyphen Samen bedrohter Pflanzen auch in Ödland zur Verbreitung hilft. Seine poetische und eingängige Präsentation eines nicht minderkomplexen Konzepts brachte dem angehenden Industriedesigner den Preis in der Kategorie ‚Beste Kommunikation‘.
Engagiertestes Anliegen
„Victor Reichert setzt seine Arbeit „Lange Schatten – Stolpersteine, Geschichten, Begegnungen“ nicht in Konkurrenz zu den Stolpersteinen. Er bietet eine informative, ästhetische Erweiterung. Reichert greift das Thema der Erinnerung auf und setzt es auf Augenhöhe des Betrachtenden. … Wir sind von der Arbeit begeistert – sowohl von der Idee als auch von der ansprechenden, qualitativ hochwertigen Ausarbeitung“, heißt es in der Jurybegründung. Der Student im Fach Innenarchitektur darf sich über den Giebichenstein Designpreis in der Kategorie ‚Engagiertestes Anliegen‘ freuen.
Weitere Preisträger
Im Rahmen der Veranstaltung ehrte der von culturtraeger gestiftete Grassi Nachwuchspreis Josua Roters für seine Maßbandleuchte. Dank der Krümmung des Metalls ist es möglich, diese auf kleinstem Raum einzurollen. Der Industriedesigner schuf daraus eine Vielzahl an Leuchten. Clean, reduziert und stabil.
Das Stadtmuseum Halle zeichnete die beiden Studentinnen Lena Kristin Konz und Maria Neri für ihre Arbeit ‚It’s not a game‘ aus. Die beiden Kommunikationsdesignerinnen setzten sich mit den Pusbacks an Europas Außengrenzen auseinander. Während des Spiels verstehen die Spielenden, dass das Spiel mit ihnen spielt. Es soll zu Diskussionen anregen. Auch ohne Vorwissen.
Gleich zwei Preise vergab die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt 2022. Die Industriedesignerin Sophia Reißenweber sucht nach einem Ansatz, wie man mit Arzneimitteln, deren Abbauprodukte und weiteren Mikroverunreinigungen umgehen kann. Ihr Lösungsvorschlag ‚flushed-digest the rest‘ ist ein Klopapier mit Myzelanteil, der die Schadstoffe bereits auf dem Weg in die Kanalisation beseitigen will.
Für seine Arbeit ‚Karaokekiosk‘ erhielt Christian Kloß den Preis mit der Begründung, dass dieses Projekt eine spannende Möglichkeit der Selbsterkenntnis sei. Wo sind meine Grenzen? Eine Annäherung an den Themenkomplex Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Öffentlichkeit und Perfomanz. Auch am Abend gab es dann Karaoke und gute Stimmung, allen voran bei den Preisträgern.