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Trio von Cor wird 50: Ein Sofa hat Geburtstag

Ein Sofa hat Geburtstag
Die große Freiheit

Trio wird 50. Über Kanten und Kapriolen eines jung gebliebenen Klassikers. Eine Betrachtung von Oliver Herwig.

Die große Freiheit, das war 1972 auch eine Absage an harte Lehnen und jede Form von Geradesitzen. Lümmeln, fläzen und abhängen waren angesagt. Mittendrin und untendrunter: Liegelandschaften aus Schaumstoff, auf der Gäste eine gute Figur abgaben und sich Familie und Freunde einkuscheln konnten.

Karl Odermatt und Franz Hero

„Größtmögliche Mobilität“, schwärmt Karl Odermatt noch heute, wenn er von Trio spricht. Einfach mal „Teile umstellen und wegrutschen, mobil sein in der eigenen Wohnung.“ 1964 gründete er mit Franz Hero die team form ag im Schweizer Hinwil und arbeitete seither für große Firmen. Trio war ihre eigene Idee, ein Bedürfnis nach Lässigkeit und fing daher den Zeitgeist Anfang der Siebziger Jahre perfekt ein: Drei Elemente – man beachte die göttliche Trinität: Sitzhocker, Rücken- und Ecklehne – ermöglichten eine große Zahl von Möglichkeiten, Trio genau auf die Wohnwünsche der Zeit zuzuschneiden.

Geradlinig und klar

Die Form: geradlinig und klar. Augenzwinkernd könnte man sagen, die angenehme schweizerische Unaufdringlichkeit kontrastierte hervorragend mit den expressiven Doppelnähten, mit denen sich die einzelnen Teile voneinander abgrenzten. Und natürlich sofort wieder verbanden. Denn Wandelbarkeit ist das Kernzeichen von Trio. Weg mit der Ecklehne – und schon kommt eine Récamiere zum Vorschein. Wer auch noch die Rückenlehnen wegnimmt, erhält ein veritables Schlafsofa.

Natürlich habe er öfters auf Trio geschlafen, lacht Karl Odermatt, schließlich hätten sie dem Möbel ja auch einen komfortablen Lattenrost spendiert – nicht nur für lange Nächte im Büro. Persönlich hatte er einfach das Gefühl, dass es an der Zeit wäre für neue Ausdrucksmöglichkeiten für Sitzmöbel. Der modulare Aufbau von Trio war eine direkte Folge. Hier entstand kein starrer Hochlehner, sondern eine flexible Sitzlandschaft mit Familien- und Freundesanschluss.

Kuschliger Klassiker

50 Jahre hat Trio nun auf dem Buckel und – offen gestanden – sieht man/frau es Trio nicht an. Die klare Form besticht nach wie vor, da ist eine selbstverständliche Präsenz im Raum, die Volumen und Proportionen nahbar macht, als hätten Franz Hero und Karl Odermatt mit der Betonsäge ein Stück Architekturbrutalismus ausgesägt und in einen kuschligen Umhang gehüllt. Das Sofa verbindet Welten, die sonst eher getrennt waren. Daher werden ihm auf besondere Weise Paradoxa gerecht, etwa: blockhafte Flexibilität. Oder: Bescheiden, aber selbstbewusst. Oder: Kissen statt Mechanik.

Der Katalog von 1973 spielt bereits mit diesen verbundenen Gegensätzen und spricht von verblüffend neuen Ideen, die gleichwohl erfolgreiche Cor-Prinzipien bewahrten: „Die Lehnen-Mobilität bietet eine noch ungewohnte Freizügigkeit. Oben herum verändert sich die Sitzlandschaft, wie es gefällt und wie es gebraucht wird, während unten alles bleibt, wie es steht.“

Unerhörte Lässigkeit

Über die Jahre wird die Sprache immer pointierter, bis es 1976 heißt: „Was die echte Trio so unverwechselbar macht, ist eine der originellsten und nützlichsten Ideen im modernen Polstermöbel-Design: die losen Lehnen!“ Im Jahr darauf der Jubelschrei: „Auf so einer Trio-Landschaft lässt sich’s herrlich lässig leben.“ Vielleicht ist es diese unerhörte Lässigkeit, die dem Entwurf von 1972 ein solch langes Leben bescherte. 50 Jahre jedenfalls konnten den klaren Proportionen und „kantenweichen Flauschnähten“ nichts anhaben.

Wie definiert Karl Odermatt eigentlich selbst einen Klassiker? Er habe eine logische Form, und man könne „nichts mehr weglassen“, sagt der Schweizer. Schimmert da etwa Michelangelos Bonmot durch, dass seine Figuren bereits im rohen Stein vorhanden gewesen wären, der Bildhauer also nur noch alles Überflüssige hätte abschlagen müssen? Wie auch immer. Für eine total rationale Formgebung ist Trio einfach zu sympathisch. Wahrscheinlich liegt es an der spitzbübischen Idee, die Rückenlehne auf ihrer Unterseite mit einem Skifell auszustatten, was die Reibung erhöht und sie auf dem hochflorigen Stoff nicht mehr wegrutschen lässt. Sofort wird der Entwurf nahbar, auch, weil man sich die Schweizer selbst auf der Skipiste vorstellt, während ihre gestalterische Intelligenz einige Extratouren fährt.

Im Wandel der Zeit …

Sich treu geblieben, das ist Trio. In Ordnung, es sei inzwischen etwas größer geworden, weil auch die Menschen größer geworden seien, sagt Leo Lübke. Von der erfrischenden Präsenz ist aber noch alles da. Diese Präsenz lässt sich erfühlen und erliegen, erlümmeln und erträumen. Der Klassiker lebt.


Ein Wort zur sogenannten Zeitlosigkeit

Zeitlosigkeit ist ein überstrapaziertes Attribut der Designberichterstattung. Oftmals ist es sogar falsch. Was ist schon zeitlos außer Plattitüden wie Wandel? Sind nicht selbst Klassiker Kinder ihrer Zeit und eben avancierter Ausdruck spezifischer Moden, Materialien und Vorstellungen? Daraus resultiert ja gerade die unerhörte Neuartigkeit des Entwurfs, die sich in einem „hohen Wiedererkennungswert“ (Wikipedia-Kriterium) und spürbarem kulturellen Einfluss (WikipediaKriterium) niederschlägt. All das bietet Trio, eine ganz besondere Kombination aus hoher Qualität, Innovation und Wiedererkennbarkeit.

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