1 Monat GRATIS testen, danach für nur 7,50€/Monat!
Home » News » Branche »

Wohncontainer als Experimentierfeld für Selbstisolation in Litschau

Theaterexperiment in fünf Wohncontainern
Selbstisolation in der Box

„Das ist ein Versuch. Wir wollen berühren. Kompromisslos.“ Fünf Wohncontainer, fünf junge Menschen, zwei Wochen: Das Theaterexperiment ‚Bitte nicht berühren‘ findet im nördlichen Waldviertel in Österreich statt. Es ist ein Stück, das Nähe negiert und Leben in Isolation vorführt. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Zwangsisolation der vergangenen Monate.

Wieso sperren sich fünf junge Menschen in Boxen ein und das auch noch für zwei Wochen? Seit dem 1. August 2020 leben fünf Darsteller des kollekTiefs, einer jungen Theatergruppe aus Wien, in Boxen auf jeweils einer Grundfläche von 12 m2. Jeder für sich in der Isolation. Der Selbstversuch findet im Rahmen und in Kooperation mit dem Hin & Weg Theaterfestival in Litschau statt.

Wohncontainer, kollekTief, Box
kollekTief ist eine junge Theatergruppe aus Wien. Das Ensemble (v. l. n. r.): Anton Widauer, Amelie Wimmer (Projektkoordination), Tilman Tuppy, Alina Schaller, Felix Kammerer und Anna Marboe. Foto: kollekTief

Wieviel ist das Nötigste?

Die fünf Boxen stehen für Isolation, unfreiwilliges Homeoffice und den Wunsch, das eigene Schaffen auch im privaten Raum vermittelbar zu machen. Die Isolierten haben weder Computer, Telefon noch andere Quellen der Zerstreuung. Um nicht in der Einsamkeit verloren zu gehen, erzählen sie einander täglich neue Geschichten in Tanz, Gesang, Erzählung und Spiel.  Dies wird mittels Mikrofonen möglich.

Wohncontainer, kollekTief, Box
Alle Wohnboxen sind identisch ausgestattet. Foto: Stephan Mussil
„Wir wollen berühren. Kompromisslos. Das ist ein Versuch!“

Sie durften 14 private Gegenstände mitnehmen. Die an einer Seite komplett verglasten Wohncontainer sind nur mit dem Nötigsten ausgestattet: Bett, Sessel, Paravent, Lampe und Regal sowie eine Grundausstattung mit Stiften und Papier. Dazu kommt eine Toilette von der Firma ÖKlo. Essen und andere notwendige Gegenstände erhalten die Teilnehmer durch eine Art Schleuse. Lediglich zum Duschen dürfen sie die Wohncontainer verlassen.

Wohncontainer, kollekTief, Box
Kommuniziert wird über die Glasscheiben auf Sicht und über ein internes Mikrosystem. Foto: Stephan Mussil

Wohncontainer: Leben in Isolation

„Wir hatten diesen Sommer für das Festival in Litschau ein Stück geplant, das von sehr viel Nähe lebt“, erzählt Max-Reinhardt-Seminar-Student Anton Widauer. „Nun mussten wir uns um 180 Grad drehen und zeigen ‚Bitte nicht berühren’, ein Stück, das Nähe negiert und Leben in Isolation vorführt“, ergänzt Schauspielerin Alina Schaller, die zuletzt in „Vorstadtweiber“ im ORF zu sehen war.

„Wir brauchen die Nähe anderer Menschen, ihre Berührungen, emotional und körperlich“
Wohncontainer, kollekTief, Box
Gerade einmal 12 m2 Fläche stehen jedem Teilnehmer zur Verfügung. Foto: Stephan Mussil

Viele Branchen sind weit entfernt von normal

Die Situation für die Kunstbranche, wie für viele andere Branchen, sei weit entfernt von normal, findet der 24-jährige Felix Kammerer, der seit 2019 Teil des Burgtheaterensembles ist. Auch Tilmann Tuppy hofft auf Normalität im Herbst, denn er wird im Vestibül der Burg auftreten. Die Fünfte, allein in einer Box mit Glasfront, ist die junge Musikerin Anna Mabo, die als Anna Marboe im Theater vor allem Regie führt. Ihr letztes Konzert war im Februar.

Wohncontainer, kollekTief, Box
Die Boxen sind mit dem Nötigsten ausgestattet: Tisch, Lampe, Regal, ein Sessel, Bett, eine Stehlampe und ein Paravent. Foto: Stephan Mussil

Neue Realität in extrem

„COVID-19 betrifft alle Menschen gleich. Das Stück zeigt sehr überspitzt das neue Leben und ist ein Versuch, uns der Komplexität des Themas anzunähern“, sagt Alina Schaller. „Wir sind hochaktuell und zeigen die neue Realität ins Extrem getrieben. Eine Realität, die für alle gilt, und für uns, als junge, in unserem Schaffen stark beeinträchtigte KünstlerInnen, besonders“, meint Anton Widauer.

Wohncontainer, kollekTief, Box
Die Boxen bedeuten Trennung und Schutz zugleich. Foto: Stephan Mussil

Verlust der Normalität

Das Ringen mit dem Zustand der Isolation und dem Verlust der „Normalität“ kann vor Ort, in Litschau im Waldviertel, insgesamt 336 Stunden lang mitverfolgt werden. Nach zwei Wochen fehlender Nähe und physischem Kontakt münden die Anstrengungen der Isolation in einer finalen gemeinsamen Performance auf der Bühne.

Diese findet am 15. August 2020, 20:30 Uhr statt.

www.kollektief.at

www.hinundweg.jetzt

Die Wohncontainer stammen von der Firma Innocont.

Weitere News finden Sie hier

Anzeige
Top-Thema
Anzeige

Neueste Beiträge
Titelbild md 03-04
Ausgabe
03-04.2024 kaufen
EINZELHEFT
ABO

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de