Autorin Gabriele Benitz
Höhere Möbelpreise bei Produzenten von Büro- und Objektmöbeln als Beispiel: Bereits im ersten Quartal 2021 mussten die Hersteller aus dieser Branche bei Rohmaterialien und Zukaufkomponenten mit Lieferverzögerungen, Mengenkürzungen und Kostensteigerungen zurechtkommen.
Eine Entspannung ist bislang nicht in Sicht. Vielmehr müssen die Möbelproduzenten einen erneuten Anstieg der Materialkosten verkraften. Das, so die Einschätzung des Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA), wird sich auch in steigenden Möbelpreisen für Büro- und Bürositzmöbel niederschlagen.
Materialkosten und damit die Möbelpreise steigen
Mit Lieferverzögerungen ist laut einer verbandsinternen Umfrage des IBA derzeit am häufigsten bei Spanplatten, Komponenten aus Stahl und Schaumstoffen zu rechnen. Aber auch andere Teile und Transportkapazitäten sind mancherorts knapp. Gleichzeitig steigen die Materialkosten in bisher ungekannter Geschwindigkeit. Der Umfrage zufolge legten die Preise für Spanplatten in den ersten vier Monaten des Jahres durchschnittlich um 9 % zu. Das wirkt sich auf die Möbelpreise aus.
Besonders kritische Lage bei Walzstahl
Bei den nächsten Einkäufen werden die Kosten durchschnittlich 20 % über dem Vorjahr liegen. Kunststoffteile schlagen mit Mehrkosten von 16 % zu Buche, Rundrohre und Beschläge verteuerten sich um 27 beziehungsweise 19 % gegenüber dem Vorjahr. Noch kritischer ist die Situation bei Walzstahl, der beispielsweise für die Herstellung der Korpusse von Stahlmöbeln zum Einsatz kommt. Künftig muss für diesen im Schnitt fast doppelt so viel bezahlt werden wie im Vorjahr. Mit der Folge steigender Möbelpreise.
Einschätzung des IBA
Thomas Jünger, Geschäftsführer des IBA, blickt mit Sorge auf die aktuelle Entwicklung. „Eine derartige Situation hatten wir noch nie. Den Büro- und Objekteinrichtern bleibt gar nichts anderes übrig, als wenigstens einen Teil der gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzugeben.“ So geht man beim IBA von einer flächendeckenden Anhebung der Preise für Büro- und Objektmöbel im Lauf der nächsten Wochen aus. Wie hoch die Möbelpreise ausfallen werde, hänge wesentlich von der Art der Möbel und der darin verarbeiteten Materialien ab.
Schwierige Versorgungssituation
In der gesamten deutschen Möbelindustrie setzt sich die schwierige Versorgungssituation fort. In einer aktuellen Umfrage des Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK) geben rund 70 % der befragten Möbelhersteller an, dass sich die Materialverfügbarkeit im Mai 2021 im Vergleich zum Vormonat nochmals verschlechtert hat. „Inzwischen ist die Produktion bei rund der Hälfte der Unternehmen aufgrund von Materialengpässen eingeschränkt, vielfach sind Produktionstage weggefallen“, stellt Jan Kurth, VDM/VHK-Geschäftsführer, auf Basis der Umfrage fest.
Weniger Planungssicherheit
Probleme sieht auch der der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH), Johannes Schwörer. Die Auftragsbücher der meisten Unternehmen seien zwar gut gefüllt, doch die Materialbeschaffung gestalte sich schwierig. Es gebe weniger Planungssicherheit für die Unternehmen. Und: „Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate trüben sich zunehmend ein. Sollten die Preissteigerungen und Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten anhalten, kann das die Liquidität einiger Branchenunternehmen belasten. Besonders die Kosten für Stahl, Konstruktionsvollholz, Plattenwerkstoffe und Kunststoffe gehen kontinuierlich nach oben.“
Situation beim Leuchtenhersteller Zumtobel
Ähnlich stellt sich die Lage auch in der Leuchtenindustrie dar. Beispielhaft dafür mag der Branchenriese Zumtobel stehen. Die beiden Geschäftsführer der Zumtobel Group Deutschland GmbH, eine Tochtergesellschaft der österreichischen Zumtobel Lighting GmbH, wandten sich kürzlich mit einem Schreiben an ihre Kunden. Andreas Winkelheide und Heinrich Sachs schrieben unter anderem: „Auf Grund der Einschränkungen in der Produktion unserer Lieferanten und/oder der Logistik international wie national, gibt es zum Teil Verzögerungen bzw. Ausfälle von Lieferungen. Dies kann sich unmittelbar auf unsere Lieferverpflichtungen Ihnen gegenüber auswirken. (…) Da sich die aktuelle Lage nur sehr kurzfristig bewerten lässt und die Tragweite der gesamten Situation für die nächsten Wochen und Monate sehr schwer abzuschätzen ist, bitten wir Sie, Lieferverzögerungen und Lieferengpässe bestellter Waren in Betracht zu ziehen und diese in Ihre Planung vorzusehen.“
Zur Website des IBA
Zur Homepage des Hauptverband der deutschen Holzindustrie
Zur Internetseite von Zumtobel
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