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Was tut sich in Mailand im April ohne den Salone?

Was tut sich in Mailand im April ohne den Salone?
Das Prinzip Hoffnung

Genau zwei Jahre sind seit dem letzten Mailänder Salone vergangen. Die weltweite Situation der Pandemie erlaubt noch keine sichere Planung. Was in diesem Jahr stattfinden kann, ist nach wie vor die große Frage. Eine Regel, wann Präsentationen stattfinden, gibt es nicht mehr.

Autorin: Cecilia Fabiani

Designer mussten umdenken, Firmen konzentrierten sich auf die Verbesserung der Herstellung. Doch die Mailänder Designszene ist nach wie vor lebendig und es gibt neue Showrooms, Produkte und Konzepte. Vom 12. bis 23. April ist eine Design Week geplant, um die Zeit bis zum Salone del mobile, der Möbelmesse, die, wenn möglich, vom 5. bis 10. September stattfinden soll, zu überbrücken.

Produktneuheiten ohne Salone: wann und wie?

Was tatsächlich stattfinden kann, nachdem bislang auch in diesem Jahr fast alle internationalen Messen als physisches Format ausfallen mussten, ist nach wie vor die große Frage. Das ist mit der Grund, weshalb seit zwei Jahren jede Firma für sich den jeweils günstigsten Termin aussucht, um Produktneuheiten bei Presse, Agenten und Vertrieb vorzustellen. Dies vorwiegend online.

ARTEMIDE
Die Kollektionen von Artemide können mit Integralis ®, ausgestattet werden. Das Licht wirkt auf Bakterien, Pilze, Schimmel und in der Version mit UV auch gegen Viren. Im Bild ‚Discovery Integralis‘, aus der Kollektion ‚Discovery‘, Design Ernesto Gismondi. Foto: Giovanni Gastel.

Nicht nur Licht

Der Leuchtenhersteller Artemide beispielsweise führte schon im September ‚Integralis‘ ein. Hierbei kann eine LED-basierte UV-Technologie direkt in existierende Leuchten und Lichtsysteme eingebaut werden. Präsenzsensoren ermöglichen eine automatische Dosierung der UV-Strahlen.

Man setzt auf einen höheren Anteil von violettem Licht mit 405 nm Wellenlänge in der Beleuchtung selbst: Je höher die Violettanteile im sichtbaren Licht, desto stärker dämmt Integralis das Wachstum von Bakterien und Pilzen ein – bis hin zur kompletten Desinfektion. ‚Integralis‘ wird schon für Objekteinrichtungen eingesetzt, ein Bereich, in dem die Firma in den letzten Jahren besonders gewachsen ist.

Luceplan
Die Außenleuchte ‚Nui‘, Design Meneghello-Paolelli Associati, gehört zu den letzten Produkten der Outdoor-Kollektion von Luceplan, die 2020 ins Leben gerufen und 2021 erweitert wurde. ‚Nui‘, aus hellgrauem Beton, gibt es in einer Wand- und in drei Bodenversionen. Foto: Luceplan

Luceplan zeigte im März Neuheiten: eine Outdoor-Kollektion. Dazu gehören Außenleuchten des italienischen Designer-Duos Meneghello-Paolelli und von Alessandro Zambelli, eine Outdoorversion einer Leuchte von Daniel Rybakken und Neuinterpretationen von Klassikern des Leuchtenherstellers.

Für die neuen Produkte von Flos, Molteni & C. sowie Cassina muss man noch etwas Geduld haben: April und September sind die beliebtesten Termine. Dies gilt übrigens für die meisten italienischen Firmen. Eine Regel, wann Präsentationen stattfinden, gibt es jedoch nicht mehr; sobald ein Produkt lieferbar ist, wird es angeboten.

Alessi
Im Bild die Neuauflage einer Kollektion von Ettore Sottsass: ‚Alessi Centenary Twergi Collection‘. Foto: Alessi

Neues Konzept

Alessi feiert 2021 sein 100-jähriges Bestehen. Eine starke Idee war nötig, denn weder Ausstellungen noch Messeauftritte sind sicher planbar. Alberto Alessi entschloss sich daher für ein interessantes Konzept: 12 Monate lang wird das Jubiläum mit dem Erzählen der Werte, die mit der Firma und mit ihren Produkten verbunden sind, gefeiert.

Jeden Monat werden ein oder mehrere Produkte passend dazu im Handel erhältlich sein: limitierte Serien, Neuauflagen sowie Re-Editionen, als Hommage an die Designer, mit denen das Unternehmen seit Jahren kooperiert. Los geht es im Mai. Die Themen lauten Industrial Craftsmanship, Art, Paradox, Hybridisation, Beyond, Research Lab, Irony, Borderline, Poetry, Thingness, Transgression bis hin zu Futurespective im März 2022.

Salone
Marsotto, Largo Treves 2, Mailand. Trotz Pandemie eröffnete Marsotto einen Showroom im eleganten Stadtviertel Brera. Das Designteam von Nendo gestaltete sowohl die Fassade wie die gesamtem Verkleidungen des Showrooms mit Marmor, dem Material mit dem die traditionsreiche Firma arbeitet. Foto: Hiroki Tagma.

Überall in der Stadt

In den letzten Jahren ist die Anzahl der Möbel-, Leuchten-, Fliesen-, Bad- und Küchen-Showrooms in einem Maße gestiegen, dass man Mailand weltweit als Zentrum des Designs wahrnimmt und nicht mehr als Stadt der Mode. In den letzten sechs Monaten allein gab es viele interessante Neueröffnungen: nahe San Babila Living Divani (Piero Lissoni), Gruppe Euromobil / Zalf / Désirée, (Matteo Thun und Antonio Rodriguez), Ceccotti sowie Nahe des Doms IRIS Fliesen und in der nähe der Piazza Castello Fenix.

Im eleganten Stadtviertel Brera haben Atlas Concorde (Piero Lissoni), Pianca (Calvi & Brambilla), Falper (Victor Vasilev) und der Küchenhersteller  Snaidero eröffnet sowie unsere Favoriten Marsotto und Mutina.

Costanza Olfi
Unternehmerin Costanza Olfi beauftragte Nendo mit der Gestaltung des Showroom Marsotto in Mailand. Oki Sato hatte für die Firma schon ein Produkt entworfen; die Ausstellung Nendo X Escher in Melbourne überzeugte sie endgültig. Foto: Marsotto

Ganz besonders

Die Unternehmerin Costanza Olfi wählte für den ersten Showroom der traditionsreichen Firma Marsotto, in Mailand, das japanische Designbüro Nendo. „Die Eröffnung war für April 2020 geplant, doch das Ausfallen des Salone hat es uns erlaubt, uns mehr Zeit zu nehmen. Wir waren erst Herbst 2020 so weit“, erläutert Costanza Olfi.

Oki Sato verkleidete den Eingang und die gesamte Fläche des unterirdischen Showrooms mit Marmor: Fünf in einander verschachtelte Räume zeigen Verarbeitung, Farben und Steinsorten. „Wir planen, zeitgleich zur Messe im Showroom zu sein, und wollen über die reine Produktpräsentation hinaus unseren Designern Ausstellungen widmen. Angefangen mit James Irvine, der unserer Artdirector gewesen ist.“

Casa Mutina
Casa Mutina, Via Cernaia 1, Mailand. Eine Wohnung im Erdgeschoß zeigt die Mutina Kollektionen (Designfliesen und Holzböden) in den unterschiedlichen Räumen. Casa Mutina wurde von Patricia Urquiola gestaltet. Foto: De Pasquale Maffini.

Mutina hat eine Erdgeschoßwohnung als Treffpunkt für Architekten und Innenarchitekten ausgesucht. Sie nennt sich Casa Mutina und wurde von Patricia Urqiola als Wohnung inszeniert, um die Anwendung des Materials in Interiors zu zeigen. Bald soll eine neue Kollektion von Konstantin Grcic vorgestellt werden, die mit Unifarben und Formaten spielt. Weitere Eröffnungen sind in Sicht: zwei Locations für den Tapetenhersteller Jannelli & Volpi, ein neuer Showroom für Laufen in der Via Manzoni sowie eine völlig neue Gesamtpräsentation der Marke B&B.

Salone
Der Architekt und Designer Piero Lissoni ist der neue Artdirector von B&B Italia. Foto: Veronica Gaido

Artdirectoren und  Hersteller

Wer für die Neuplanung des B&B Showroom zuständig ist an dem seit Oktober 2020 gebaut wird, wird nicht verraten. Spätestens im September wird es aber kein Geheimnis mehr sein, denn die Firma zeigt schon immer ihre Kollektionen lieber im eigenen Showroom als auf der Messe. Doch das Ereignis bei B&B ist die Benennung des neuen Artdirectors: Piero Lissoni. Der italienische Architekt und Designer erfüllt die gleiche Aufgabe für viele Brands: Alpi, Boffi, Lema, Living, Lualdi, Porro und Sanlorenzo.

Maxalto
Antonio Citterio hat die gesamten Möbelstücke neu bearbeitet und jedes Detail der handwerklichen Fertigung durchdacht. Foto: Maxalto

Antonio Citterio bleibt Artdirector der Marke Maxalto, die zur Gruppe B&B gehört, und feiert seine 25-jährige Mitarbeit mit ‚Heritage Perspectives‘, einer Kollektion, die auf der Bearbeitung von Klassikern beruht. Eine langjährige Beziehung verbindet Citterio seit fast 35 Jahren auch mit Arclinea. Seine neue Küche ‚Thea‘ trennt – wet & dry kitchen – und macht sich die gewichtige technologische Umstrukturierung des Herstellungsprozesses der Firma zunutze. ‚Thea‘ wird bald im Showroom zu sehen sein.

Arclinea
Die Küche ‚Thea‘, Design Antonio Citterio für Arclinea, bietet die Möglichkeit die Wetkitchen von der Show- oder Drykitchen zu trennen. Eine Schrankwand mit einer Tür aus schwarzem Eschenholz trennt den handwerklichen vom geselligen Bereich. Foto: Arclinea

Der Salone und die Frage nach dem Format

Ob und welche Küchenhersteller auf dem Salone im September ausstellen werden, ist nicht klar. Denn die sechzigste Auflage des Salone steht allen Produkttypologien offen. Ab April 2022 sollen sich die Themen Licht und Küche wieder im jährlichen Turnus abwechseln, angefangen mit dem Küchenthema. Doch die meisten Küchenhersteller halten es für wenig sinnvoll nach nur sieben Monaten erneut auszustellen.

„Ich entwerfe gerade Messestände für Kartell und Foscarini für den Salone und für weitere Firmen für die Fliesen- und Badmesse Cersaie in Bologna“, meint Designer Ferruccio Laviani, der sich vorwiegend mit Ausstellungsdesign befasst. „Seit der Pandemie habe ich zudem Produkte und sogar Wohnungen gestaltet. Man muss umdenken. Eine Alternative zu den Messen gibt es jedoch nicht, besonders was die Möbelmesse Mailand betrifft.“

FederlegnoArredo
Der Unternehmer Claudio Feltrin. Foto: Giovanni Gastel

Salone quo vadis?

Der gleichen Meinung ist auch der Unternehmer Claudio Feltrin, Inhaber von Arper und seit Oktober Präsident von FederlegnoArredo, dem italienischen Verband für die Firmen der Möbel- und Holzindustrie. „Wir haben ein neues Research- und Entwicklungszentrum eröffnet, das sich Arper-Lab nennt, um den Zeitraum vom Entwurf bis zur Markteinführung – time to market – zu reduzieren und somit effizienter zu sein.

Arper
Der Sessel ‚Aston Club‘ von Arper wurde von Jean-Marie Massaud entworfen. Die Firma, die vorwiegend im Objektbereich tätig ist, hat das Research- und Entwicklungs- Zentrum Arper-Lab eröffnet. Foto: Frederik Vercruysse

Wie die meisten Firmen haben wir neue Produkte virtuell präsentiert. Wir haben alle aus dieser Situation viel gelernt. Die Messe als internationales Schaufenster und als Gelegenheit für einen persönlichen Austausch, der das geschäftliche Miteinander fördert, ist jedoch für uns Hersteller unumgänglich.“

Man sieht, Ideen, Initiativen und neue Produkte sind nach wie vor in Mailand geboten, doch die Erwartungen und der Wunsch, sich bald wieder auf dem Salone treffen zu können, wachsen von Tag zu Tag.

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