Wie sich hohe gestalterische Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit beispielhaft miteinander verknüpfen lassen – das zeigen acht Projekte, die für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur nominiert worden sind.
Von den acht Projekten befinden sich vier in Baden-Württemberg, zwei in Berlin und jeweils eines in Bayern und dem Saarland. Auffällig ist die große Anzahl an Projekten, die den Werkstoff Holz verwenden. Und: Besonders stark vertreten sind in diesem Jahr Wohngebäude.
„Auch in diesem Jahr decken wir mit den Nominierten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur wieder eine spannende Bandbreite an architektonischen Lösungen ab“, sagt DGNB-Präsidiumsmitglied Amandus Samsøe Sattler, Vorsitzender der Jury. „Sie alle erzählen für sich genommen eine überzeugende, vorbildliche Geschichte im Umgang mit ihren konkreten Bauaufgaben.“
Fünf Wohnbauten unter den besten Acht
Allein fünf Wohngebäude zählen 2020 zu den besten Acht – darunter das inklusive Projekt Manara in Ludwigsburg. Es schafft Wohngemeinschaften für geflüchtete Jugendliche und Studierende – und zeigt beispielhaft, wie sich Bezahlbarkeit, nachhaltige Bauweise und schnelle Umsetzung durch Vorfertigung mit sozialem Anspruch und hoher Wohnqualität verbinden lassen.
Ebenfalls vorbildlich ist laut Jury MaxAcht, das Wohnprojekt einer privaten Baugemeinschaft in Stuttgart. Es vereint partizipative Planung mit einer klimagerechten Bauweise und einer gelungenen städtebaulichen Einbindung.
Das Skaio in Heilbronn ist im Rahmen der Bundesgartenschau 2019 entstanden – und war zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung Deutschlands höchstes Holzhochhaus. Als Modellprojekt steht es beispielhaft für die Leistungsfähigkeit des urbanen Holzbaus.
Ähnliches lässt sich auch über das Wohnhaus Walden 48 in Berlin sagen. Mit seinen sichtbaren Holzkonstruktionen und dem Verzicht auf Gipsbekleidungen setzt es Maßstäbe in Sachen Brandschutz – und ist laut Jury ein architektonisch gelungenes Beispiel für innenstädtische Nachverdichtung an einem lärmbelasteten Ort.
Das fünfte nominierte Wohnprojekt – Unique³ – steht in Saarbrücken: Hier wurde der denkmalgeschützte Gebäudekomplex der ehemaligen Siemens-Niederlassung zu einem hochwertigen Wohnquartier revitalisiert. Durch eine weitgehende Entsiegelung sowie eine extensive Dachbegrünung verbessert das Projekt zudem die lokalen klimatischen Bedingungen.
Umnutzung, Schulbau, Temporäres
Neben dem Wohnquartier Unique³ in Saarbrücken ist auch das Kraftwerk in München ein gelungenes Beispiel dafür, wie man nachhaltig mit dem baulichen Erbe der industriellen Entwicklung umgeht. Ursprünglich monofunktional mit viel Ressourcenaufwand erstellt, wurde das Gebäude „mit kraftvollen gestalterischen Gesten“ verändert – und umfasst nun eine Vielzahl neuer Nutzungen.
Auch ein Schulbau ist unter den acht Nominierten: Der Null-Energie-Fachklassentrakt – ein in Holz-Hybrid-Bauweise errichteter, freistehender Erweiterungsbau des Schubart-Gymnasiums in Aalen – verzichtet auf aufwändige Lösungen und überzeugt als Lowtech-Lösung mit einem kleinen CO2-Fußabdruck.
Ebenfalls auf der Liste der Nominierten befindet sich das temporäre Gebäude B-Part in Berlin als Teil des künftigen Stadtquartiers „Urbane Mitte am Gleisdreieck“. Es verfügt laut Jury über eine hohe identitätsstiftende und kommunikative Wirkung. Zudem zeichnet es sich durch eine große Nutzungsflexibilität aus – was es für Folgenutzungen an anderen Standorten hervorragend geeignet macht.
Alle Nominierten auf einen Blick
- B-Part Am Gleisdreieck, Berlin | Bauherr: Copro | Architekt: Scharabi Architektur und Projektmanagement GbR
- Kraftwerk, München | Bauherr: Kerscher Immobilien Holding GmbH | Architekt: Stenger2 Architekten und Partner
- Manara, Ludwigsburg | Bauherr: Wohnungsbau Ludwigsburg | Architekt: schlude ströhle richter architekten bda
- MaxAcht, Stuttgart | Bauherr: WEG MaxAcht | Architekt: architekturagentur
- Null-Energie-Fachklassentrakt, Aalen | Bauherr: Stadt Aalen | Architekt: Liebel/Architekten BDA
- Skaio, Heilbronn | Bauherr: Stadtsiedlung Heilbronn GmbH | Architekt: Kaden + Lager
- Unique³, Saarbrücken | Bauherr: Unique SB Entwicklung GmbH & Co. KG | Architekt: Hauser + Luft Architekten Part GmbB
- Walden 48, Berlin | Bauherr: Baugemeinschaft Walden 48 GbR | Architekt: Scharabi Architekten PartG mbB in Arbeitsgemeinschaft mit Anne Raupach
Zweistufiger Auswahlprozesses für den Nachhaltigkeitspreis
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur wird in diesem Jahr zum achten Mal gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben.
Am 15. September 2020 entscheidet in der zweiten Auswahlrunde die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises über die Finalisten sowie den Gewinner. Die Preisverleihung findet am 4. Dezember 2020 im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf statt.
www.nachhaltigkeitspreis.de/architektur
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