Ab 28. August zeigt das Aedes Architekturforum in Berlin vier aktuelle Architekturprojekte von Omer Arbel. Der Künstler, Designer und Architekt lotet in seinen Werken die Grenzen von Material und Form experimentell aus.
Omer Arbel lebt und arbeitet in Vancouver und in Berlin und ist Mitbegründer der Designmanufaktur Bocci. Geboren wurde er 1976 in Jerusalem, Israel. Nach seinem Architekturstudium in Kanada arbeitete er unter anderem mit John und Patricia Patkau zusammen.
In seinen Werken experimentiert Arbel mit architektonischen Materialien und Formen. Dabei bezieht er diverse Materialien mit ein – vor allem Kupfer, Glas und Gussbeton. In den vergangenen 15 Jahren testete Omer Arbel unterschiedliche Techniken des Betongießens – eine Erkundung, die häufig im Zerschneiden des Materials mündete.
Arbels Werke sind mit fortlaufenden Nummern betitelt. Dabei folgt die Nummerierung seiner Designkompositionen und Architekturprojekte keinem mathematischen Muster – sobald eine Idee Form annimmt, wird sie mit einer Nummer gekoppelt.
Vier Projekte im Aedes Architekturforum
Die Ausstellung im Aedes Architekturforum präsentiert anhand von Zeichnungen, Prototypen, Videos, großformatigen Modellen und plastischen Anwendungen vier Architekturprojekte von Omer Arbel, die sich derzeit im Bau befinden: Nr. 75, 86, 91 und 94.
Nr. 75 ist ein Privathaus, das derzeit in der Nähe von Vancouver entsteht. Das Architekturmodell für das Projekt besteht aus mehreren Gussbetonformen, den „Lily Pads“, wie Omer Arbel sie nennt. Anstatt Beton in ein Holzgerüst zu gießen, spannte er geotechnisches Gewebematerial zwischen radial angeordnete Sperrholzrippen. Den Hohlraum in der Mitte füllte Arbel mit der Wurzel eines ausgewachsenen Baumes.
Bei Nr. 86 handelt es sich um den fünfstöckigen Unternehmenssitz der Design- und Produktionsfirma Bocci. Das Gebäude grenzt an einen innerstädtischen Park inmitten von Wohn- und Industrievierteln in Vancouver, Kanada. Für das Architekturmodell goss Arbel Beton über willkürlich gestapelte Heuballen, die mit Gewebe locker umhüllt waren. Die dabei entstandene Schalung führte zu den gewölbten Innenräumen, die in Außenbalkone übergehen und schließlich konventionell geformte, flache Gebäudefassaden perforieren.
Das Gebäude Nr. 91 interagiert mit der rauen kanadischen Landschaft. Es ist als stark sandgestrahlte „Zedernholzbrücke“ zwischen zwei natürlichen Bergrücken über einer versunkenen Fahrrinne angelegt. Der steigende Meeresspiegel wird voraussichtlich dafür sorgen, dass die Rinne in den kommenden 100 Jahren überflutet wird – was dem Projekt eine zusätzliche Dimension verleiht.
Das Gebäude Nr. 94 wiederum hat den Charakter eines unterirdischen Raumes, überrascht aber mit der Entdeckung, dass es über den Rand einer Klippe ragt. Für das Modell wurden unzählige Zedernholzreste in amorphe Formen gebracht und zunächst als Betonschalung und anschließend als kinetische Verkleidung verwendet.
Zentrum der Ausstellung im Aedes Architekturforum bildet eine große herabhängende Lichtinstallation aus geblasenem Glas mit dem Titel 28, die beispielhaft für Omer Arbels experimentellen Ansatz sowie seine Methode steht.
Im Innen- und Außenraum des Aedes Architekturforums sind fünf „donutförmige“ Skulpturen ausgestellt, die aus stoffgegossenen Betonformen, den sogenannten „Lily Pads“, geschnitten sind. Dicke und Schichten betonen die Narben und Eigenschaften des Betonmaterials.
Auf einen Blick
- Ausstellung: Omer Arbel | Architektonische Experimente in Material und Form | 75, 86, 91, 94
- Dauer der Ausstellung: 29. August – 22. Oktober 2020
- Eröffnung: Freitag, 28. August 2020, keine öffentliche Vernissage
- Ausstellungsort: Aedes Architekturforum, Christinenstr. 18-19, 10119 Berlin
- Öffnungszeiten: Di–Fr 11–18.30 Uhr, So–Mo 13–17 Uhr und Samstag, 29. August von 13–17 Uhr
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