Die Ausstellung »Wände | Walls« im Kunstmuseum Stuttgart zeigt noch bis 31. Januar ausgewählte Werke, die sich künstlerisch mit der Wand als (Raum-)Grenze auseinandersetzen.
Auf den ersten Blick sind Wände architektonische Elemente, die Räume bilden. Sie trennen Innen- und Außenraum voneinander und strukturieren das Rauminnere. In ihrer senkrechten Ausrichtung liegen sie unmittelbar im Sichtfeld des Menschen und prägen so – deutlicher als Boden und Decke – unsere räumliche Wahrnehmung.
Ihre Bedeutung geht jedoch weit über diese grundlegende Funktion hinaus: Wände sind Sinnbild und Ausdruck vielfältiger Abgrenzungen. Sie stehen von jeher für den Schutz des Individuums, können jedoch ebenso einsperren und Zugang verwehren. Sie sind widersprüchliche Grenzen.
30 Werke von 1966 bis 2020
Die Ausstellung »Wände | Walls« nimmt die künstlerische Auseinandersetzung mit der Raumgrenze Wand in den Blick. Am Ausstellungsort im Kunstmuseum Stuttgart liegt dabei der Schwerpunkt auf Wandarbeiten im Innenraum.
Gezeigt werden 30 internationale Positionen von 1966 bis 2020, in denen Wände in ihren unterschiedlichen Bedeutungsdimensionen thematisiert werden. Dabei stehen folgende drei Aspekte im Vordergrund: die Wand in ihrer Funktion des Ein- und Ausschließens, die symbolische Bedeutung der weißen Wand des Ausstellungsraums und die Wand als soziales Konstrukt.
Die Werke von Künstlern und Künstlerinnen wie Monica Bonvicini, Ernst Caramelle, Maurizio Cattelan, Sol LeWitt, Bruce Nauman, Yoko Ono und Charlotte Posenenske gehen dabei weit über reine Wandmalerei und -zeichnung hinaus und umfassen auch performative, skulpturale und installative Ansätze.
Grafittikunst in Stuttgart
Während im Kunstmuseum Stuttgart Wandarbeiten im Innenraum realisiert werden, liegt der Fokus im StadtPalais sowie im Bonatzbau am Stuttgarter Hauptbahnhof auf der Graffitikunst – und damit einer Kunstform, die die sich vor allem mit der Gestaltung von Wänden im Außenraum befasst.
Anhand von Foto- und Archivmaterial porträtiert die Ausstellung »Graffiti im Kessel« die Geschichte des Graffiti in Stuttgart von den Anfängen in den späten 1980er-Jahren bis heute.
Die Wand als konkrete und symbolische Grenze
„Wände sind Dinge meiner Umgebung. Sie bedingen mich, ohne daß ich mir darüber Rechenschaft ablegen könnte. Denn sie stehen stumm um mich herum, von meiner Gewohnheit an sie geknebelt. Gelingt es mir aber, durch meine Gewohnheit hindurch bis zu ihnen vorzustoßen […], dann sprechen sie eine sehr beredte Sprache“, sagte einst der Medienphilosoph Vílem Flusser (1920–1991) und nahm damit die Wand in ihrem kulturellen Sinngehalt in den Blick.
Diese erweiterte Perspektive auf die Raumgrenze Wand teilen die in der Ausstellung »Wände | Walls« im Kunstmuseum Stuttgart vertretenen Künstler und Künstlerinnen. Ihre Werke verdeutlichen, dass – obschon wir uns zunehmend in digitalen Welten bewegen – es immer auch die realen, umgebenden Räume sind, die uns maßgeblich prägen.
Die Wand stellt dabei stets eine konkrete Grenze dar. Zugleich steht sie im übertragenen Sinn für Trennung und regt zum Nachdenken über vielfältige gesellschaftliche Abgrenzungsprozesse an.
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