Unternehmensgruppe Hees Bürowelt . Familie Leipold

Die Unternehmensgruppe Hees Bürowelt in Siegen entwickelte sich in den letzten drei Jahrzehnten zu einem führenden Vollsortimenter der Bürobranche. Eine der wohl wichtigsten Weichen stellte das Familienunternehmen 1985 mit der Gründung der Hees Computer GmbH. „Alles aus einer Hand“ prägt seitdem die Unternehmensstrategie.

Ulrich Texter

Mit einem Umsatz von 43 Millionen Euro und rund 240 Mitarbeitern zählt die Unternehmensgruppe Hees mit ihren sechs Geschäftsbereichen zu den Top 10 der Vollsortimenter in der deutschen Bürobranche. Erreicht wurde diese Marktstellung durch Expansion und Diversifikation des Portfolios an die gewachsenen Herausforderungen des Büros. Aus einem Handelshaus, das 1890 mit dem Vertrieb von Nähmaschinen und Fahrrädern begann, entwickelte sich ein moderner Dienstleister, der von Büromaterialien, über klassische Büroeinrichtungen, IT-Systemlösungen und Medientechnik bis hin zum Dokumentenmanagement die ganze Welt des Büros präsentiert. Zum Leistungsumfang zählt auch eine Internetagentur.

Nationale Ambitionen schließt Manfred Leipold, der 1975 ins Unternehmen eintrat und das operative Geschäft inzwischen seinen Söhnen Florian und Sebastian übergeben hat, dennoch für die Zukunft aus. „Auch wenn wir den regionalen Aktionsradius vergrößert haben und durch Netzwerkpartner bundesweit Serviceleistungen anbieten können“, sagt Manfred Leipold, „sehen wir unseren Markt in einem Radius von einer Stunde Fahrzeit um Siegen herum.“ Diese Beschränkung hat damit zu tun, dass sich Hees Bürowelt als mittelstandsorientierter Dienstleister versteht, fest verwurzelt in der Region.

Die Fokussierung auf den traditionellen Mittelstand in einer wirtschaftsstarken Region und Networking sind Stärken der Siegener. Das Unternehmen engagiert sich seit vielen Jahren im sozialen und kulturellen Bereich. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums 2015 spendete Hees 25 000 Euro für soziale Projekte. Im Rahmen einer ‚sozialen Woche‘ halfen jeweils bis zu 20 Mitarbeiter bei der Gestaltung von Kinderspielplätzen und der Neugestaltung eines Altenheims. Seit 2013 öffnet die Hees Bürowelt zwei Mal im Jahr seine 2012 bezogene Zentrale für Kunstausstellungen. Gut angenommene Traditionen sind die Medien- und IT-Tage und das seit 26 Jahren stattfindende Format ‚Hees Live‘, bei dem Personen von Rang und Namen als Keynote Speaker auftreten. 2015 war es Günter Wallraff, der aus seinem Leben als investigativer Journalist und Schriftsteller berichtete und Hees für sein Betriebsklima das Prädikat ‚Ausnahme‘ gab. Die Unternehmensgruppe gilt als ein erfolgreicher Ausbilder im Informationstechnikhandwerk. Dass sich die Konzentration in der Branche durch Übernahmen und Geschäftsaufgaben fortsetzen wird, davon zeigt sich Leipold allerdings überzeugt. Die Hees Bürowelt liefert dafür ein gutes Exempel. Seit 1997 haben die Siegener Handelshäuser und IT-Häuser übernommen oder sich an Unternehmen wie der DMS Office Kompetenz in Heuchelheim beteiligt. Aktuell wurde im Oktober 2015 der Dortmunder Büroeinrichter Plansystem übernommen. „Es gibt zwei Gründe“, sagt Manfred Leipold, „warum der Trend anhält: eine fehlende Nachfolgeregelung oder wirtschaftliche Gründe.“

Eine wesentliche Rolle in diesem Ausleseprozess dürften allerdings auch die Marktveränderungen spielen. Mitte der 80er-Jahre entdeckte Manfred Leipold sein Interesse für neue Technologien. Die Leitfossile des Büros, Stuhl und Schreibtisch, bestimmten nicht mehr Takt und Rhythmus. Die Digitalisierung drückte zunehmend dem Lebensraum Büro ihren Stempel auf. Hees reagierte und gründete 1985 die Hees Computer GmbH, die heute als Hees IT-Systemhaus am Markt agiert. Aus dem einstigen Spezialisten für Büroeinrichtung und Büromaschinen wurde ein Dienstleister, der ganzheitliche und moderne Lösungen rund um das Büro anbietet. Seitdem entstand ein Firmenkonglomerat aus zehn Einzelgesellschaften. „Heute“, sagt Manfred Leipold, „leben wir sehr stark von Lösungen. Unser großer Vorteil ist es, dass wir einer der wenigen Vollsortimenter in Deutschland sind, der alles abdeckt.“

Das Geschäftsmodell „Alles aus einer Hand“ hilft zudem, Amplituden, von der besonders die volatile Büroeinrichtungsbranche betroffen ist, abzufedern. Den wesentlichen Vorteil des Geschäftsmodells sieht man bei Hees allerdings im Cross Selling. Wer einen Kopierer kauft, braucht womöglich auch ein Dokumentenmanagement. „Wir sehen hier ein Riesenpotenzial“, zeigt sich Leipold überzeugt, „aber Cross Selling, also Kunden etwas zu verkaufen, was sie nicht unmittelbar nachfragen, aber doch brauchen, muss sich erst in den Köpfen aller Mitarbeiter abspielen.“ Zufrieden zeigt sich Manfred Leipold mit dem aktuellen Ergebnis noch nicht, aber das Spiel im Kopf wird immer besser. Noch weisen die meisten Standorte spezifische Schwerpunkte auf. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern.

Eher bodenständig zeigt sich das Siegerland bei dem Thema New Work. Gleichwohl erwartet auch hier der Mittelstand Konzepte, in denen sich moderne Vorstellungen von Arbeit widerspiegeln. Die Attraktivität des Arbeitsplatzes ist auch in Südwestfalen zu einem „weichen Asset“ bei der Personalentwicklung geworden. „Die Umsetzung von Open-Space-Modellen“, schränkt Manfred Leipold ein, „erfolgt aber nicht in dem Maße, wie es oft propagiert wird.“ Hees Bürowelt lebt diese neue Arbeitswelt der Offenheit am Standort Siegen. Alle denkbaren Büroformen finden sich auf 1 900 m² Büro- und 800 m² Ausstellungsfläche wieder, eine Mischung aus Living- und klassischem Showroom. Das Spektrum an Hardware reicht von High-End-Produkten bis zu soliden und preissensiblen Einsteigerprodukten, die keine Antwort auf das Internet sein sollen. Zwar spielen immer wieder Überlegungen über einen Webshop eine Rolle, „aber bis dato können wir sagen, dass für uns die Dienstleistung und Planung die wichtigsten Argument sind.“ Mehr als das Internet wurmt Manfred Leipold das Geschäftsgebaren in der Büromöbelbranche, Planungsleistungen zu verschenken. „Der Fachhandel hat nicht das Selbstbewusstsein, sich diese Leistung bezahlen zu lassen, ein Problem, bei dem wir uns selber an die Nase fassen müssen.“ Eine Antwort, wie das Dilemma aufzulösen ist, kann er allerdings auch nicht geben.

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