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Ort der Identifikation

Interview mit Dieter Boch, iafob
Ort der Identifikation

Ort der Identifikation
Die Projektarbeit in Unternehmen nimmt zu. Teammitglieder stellen sich das dazu notwendige Mobiliar zusammen. Firmen müssen auf Wünsche ihrer Mitarbeiter eingehen. Davon geht Dieter Boch aus, geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung, iafob Deutschland.

Das Interview führte Gabriele Benitz.

Mensch&Büro: Wir bewegen uns immer schneller in Richtung Wissensgesellschaft. Welche Bürostrukturen sind dafür notwendig?

Boch: Die Entwicklung wird unterstützt durch die Digitalisierung, mit deren Hilfe sich Wissen schneller generieren lässt. Die Geräte können immer mehr und werden künftig über die Sprache gesteuert. Gleichzeitig eröffnet das neue Freiräume, um Ideen zu generieren. Das ist aber nur in Teams möglich. Damit die Teammitglieder in Kontakt kommen und miteinander reden, sind Räume wie Cafeterias oder ad-hoc-Besprechungsecken notwendig. Zudem muss sich die gesamte Führungskultur ändern, sodass eigenständiges, kommunikatives Arbeiten möglich und unterstützt wird.
Was bedeutet das für die Planung und Gestaltung der Bürolandschaft?
Neben der digitalen Landschaft gelten Räume als wesentliche Elemente. Es müssen solche fürs Erholen und Nachdenken, für Treffen und Kommunikation entstehen. Sie müssen komfortabel und inspirierend sein. Ich denke da an das Beispiel eines Textilunternehmens, das Berufsbekleidung herstellt. Die Wände der Besprechungsräume sind etwa mit den Stoffen von Stewardess-Uniformen oder mit denen von Feuerwehrleuten bespannt. Es muss zudem genügend Räume für ad-hoc-Besprechungen geben, die allein schon aus gesundheitlichen Gründen im Stehen stattfinden sollten. Die eigentlichen Arbeitsplätze sollten ruhig und individuell eingerichtet sein. Sie müssen Wohlfühlatmosphäre vermitteln, auch wenn es sich nicht um einen persönlich zugewiesenen Arbeitsplatz handelt.
In Zukunft geht es vermehrt um flexible Bürostrukturen. Worauf kommt es da vor allem an?
Wände und Stauraummöbel werden zunehmend überflüssig. Allein in den ruhigeren Zonen bedarf es einzelner Wände, die überdies akustisch wirksam sind. Aber die müssen verschieb-, trenn- und versenkbar sein. Tische und Stühle sollten sich klappen beziehungsweise stapeln lassen. Die Unterscheidung zwischen Bürodreh- und Konferenzstuhl wird immer geringer. Bei der Projektarbeit, die jetzt schon etwa 30 Prozent ausmacht, stellt sich das Team die erforderlichen Tische und Stühle zusammen und holt sie dazu aus einem Lagerraum. Zusammengefasst heißt das: Architekten sollten nur so wenig feste Wände wie nötig planen, von Büromöbelherstellern werden nur noch wenig feste, aber variabel zu gestaltende Möbel erwartet.
Wie sollte demnach das Bürogebäude der Zukunft aussehen?
Bei der Planung muss man berücksichtigen, dass Standard-Routine-Arbeiten weitgehend verschwinden und die Zahl der Projektarbeiten wächst. Außerdem muss ich als Planer danach fragen, wie viele Teilzeitbeschäftigte und Personen es gibt, die im Home Office arbeiten. Danach richtet sich die Zahl der Sitzplätze. Das verstehe ich unter „flexible office“. Zudem wächst die Dominanz großer Räume für unterschiedliche Veranstaltungen. Daneben müssen sich Serviceräume für Ablagen, Material und Technik wie rollbare, große Bildschirme befinden. Und nicht zu vergessen ist das Angebot an Essen und Trinken sowie Serviceleistungen wie Textilreinigung. Das trägt zur Motivation und Identifikation der Beschäftigten bei.
Mit diesen Fragen beschäftigen Sie sich auf Ihrer Jahrestagung „Vom Schreibtisch zum Büro der Optionen. Die Evolution von Arbeitsräumen zu Manufakturen des Wissens“, die am 26. November in Bern stattfindet.
Ja, es geht darum, dass Räume in einer modernen Arbeitswelt diversen Anforderungen gerecht werden müssen. Neben der Darstellung dreier verschiedener Praxisbeispiele in der Schweiz splitten wir das Oberthema in vier Themenfelder: Partizipation, Digitalisierung, Innovation und soziale Nachhaltigkeit, worunter wir vor allem Gesundheitsförderung verstehen. Für die Themen haben wir hochkarätige Referenten aus Wissenschaft und Praxis gewonnen.

Zur Person

Der Diplom-Psychologe Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung GmbH, iafob Deutschland, in Anzing bei München und Leiter des überbetrieblichen „Flexible Office Netzwerk“. Darüber hinaus ist Boch Dozent für Future Work- and Workplace Design an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich. Zu seinen Beratungsschwerpunkten zählen die Gestaltung der Arbeitswelt, der Wandel der Organisationen, das Implementieren von Führungswissen und -kultur und der Einsatz von Change Management.
Foto: privat
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