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Lina Rickardsson von Pappelina

Nachhaltigkeit - Made in Schweden
Lina Rickardsson von Pappelina

Es bedarf Mut und Selbstvertrauen, gegen den Strom zu schwimmen. Lina Rickardsson bewies beides, als sie ihr Unternehmen Pappelina gründete. Sie startete mit Teppichen aus Papier und Wolle, doch der Erfolg kam mit handgewebten Teppichen aus Kunststoff.

Interview Katharina Feuer

Wie kommt man auf die Idee, Teppiche aus Kunststoff zu weben?

Lina Rickardsson: Kunststoffteppiche waren in den 1950er- bis in die 1970er-Jahre ein typisch skandinavisches Produkt. Ich aber kannte sie nicht.

Als ich im Sommer 1999 einige Wochen in einer Weberei mit Papier und ganz klassisch mit Leinen arbeitete, stieß ich zufällig auf einen wahren Schatz an Plastikbändern. Irgendwie fand ich die cool. Die Farben waren so knallig, dass ich nicht widerstehen konnte. Auf der Messe in Stockholm im Frühjahr 2000 verkaufte ich auf einen Schlag 124 Kunststoffläufer.

Wie haben Sie die alle produziert, Sie hatten doch noch kein großes Team?

Lina Rickardsson: Nachdem ich einen ersten Auftrag über 24 Teppiche erhalten hatte – damals noch aus Leinen –, die ich innerhalb von vier Wochen liefern sollte, wusste ich, dass ich das nicht allein schaffe. Ich wollte den Auftrag nicht abgeben, also suchte ich nach Webereien. Das war nicht so einfach. Die Branche lag brach. Viele Webereien hatten geschlossen. Ich wurde in der Region Dalarna fündig.

Hatten Sie nie den Gedanken in China oder Indien zu produzieren?

Lina Rickardsson: Nein, das kam mir nie in den Sinn. Ich freue mich, dass ich in Schweden produzieren und auch die Materialien von hier beziehen kann. Der direkte Kontakt zu meinen Mitarbeitern ist mir sehr wichtig. Zudem ist das Weben von Kunststoff nicht trivial. Das kann ich nicht aus der Ferne kontrollieren.

Lokale Produktion und Ressourcen sind zwei Aspekte der Nachhaltigkeit. Wie gehen Sie mit dem Thema um?

Lina Rickardsson: Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind für uns ein großes Thema. PVC ist zu 100 Prozent recycelbar und gibt keine Mikroplastikpartikel ab.

Wir arbeiten zur Zeit mit einem Bestandteil von 20 Prozent an recycelten Materialien. Diesen Anteil wollen wir weiter erhöhen und gleichzeitig garantieren können, dass unser Kunststoff keine schädlichen Inhaltsstoffe enthält.

Was ist das Besondere an ihren Produkten?

Lina Rickardsson: Alle Teppiche und Läufer sind strapazierfähig, schadstofffrei, langlebig, sie werden in Handarbeit in Schweden gefertigt – das ist für mich auch eine Art der Nachhaltigkeit. Man kann sie beidseitig nutzen und in der Waschmaschine reinigen.

Alle Webereien hatten in den 1980er-Jahren geschlossen. Zwei blieben übrig. Wie kamen Sie an die Webstühle?

Lina Rickardsson: Wir haben Sie den Webereien abgekauft. Dazu waren wir in Schweden und sogar in Finnland auf der Suche. Es sind alte Maschinen, aber sie funktionieren.

Man findet Sie nur auf einer Handvoll Messen. Warum?

Lina Rickardsson: Messen sind aufwendig, teuer und wir sind trotz Wachstums ein kleines Team. Zudem bin ich der Meinung, dass man nicht jedem Trend hinterherrennen muss. Unsere Produkte sind zeitlos und hoffentlich auch noch in 20 Jahren gefragt.

Sie sind Geschäftsführerin und Designerin in Personalunion. Planen Sie auch mit anderen Designern zusammenzuarbeiten?

Lina Rickardsson: Nein, nicht wirklich. Es gab Unternehmen, die uns eine Zusammenarbeit angeboten haben. Aber wir sind mit unseren eigenen Ideen und unserer eigenen Produktion ausgelastet. Ich liebe meine Arbeit so wie sie ist.

Woraus ziehen Sie ihre Inspiration?

Lina Rickardsson: Aus einem ganz persönlichen Interesse. Am Anfang steht ein Bedürfnis oder ein Bedarf und dann überlege ich, wie ich das lösen kann.

Ansonsten gehe ich mit wachem Auge durch die Welt. Ich reise hin und wieder, aber auch ein Spaziergang durch den Wald kann mir Impulse geben.

Noch eine persönliche Frage: Mit der Geburt Ihres ersten Sohnes begann Ihre Arbeit am Webstuhl. Seither ist Ihr Unternehmen gewachsen. Wie haben Sie das alles geschafft?

Lina Rickardsson lacht: Das weiß ich auch nicht mehr so genau. Meine Jungs waren pflegeleicht. Man kann sich das so vorstellen: Auf einem Arm hatte ich meinen jüngeren Sohn, in der anderen Hand das Telefon, mit dem ich Bestellungen entgegennahm, die ich schnell auf einen herumliegenden Katalog kritzelte. Es war schon verrückt.

Aber Skandinavien ist doch bekannt für seine gute soziale Infrastruktur?

Lina Rickardsson: Ja, aber erst ab dem ersten Lebensjahr. Wenn mein Mann auch keine Zeit hatte, kam oft meine Mutter angereist – sie nahm sich extra Urlaub – und betreute die Kinder, sodass ich auf Messen gehen konnte.

Was sind Ihre Ziele?

Lina Rickardsson: Ein Ziel setzen wir gerade um. Ich habe jahrelang von einer breiteren Webmaschine geträumt. Die haben wir jetzt selbst umgesetzt. Jetzt ist es möglich, Breiten von 230 cm, vielleicht auch 240 cm zu realisieren. Solche Maße sind speziell für Projekte im Objektbereich wichtig.

Und dann wünsche ich mir, dass es uns auch noch in 20 Jahren gibt.

Weitere Interviews finden Sie hier


Lina Rickardsson (Jg. 1970) fing klein an. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes webte die Designerin erste Teppiche und Accessoires. Mit einer Kunst- und Weberausbildung in der Tasche gründete sie 1999 ihr Unternehmen Pappelina, mit heute über 40 Mitarbeitern.

www.pappelina.com

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