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Kilian Stauss

Hochschullehrer im Portrait
Kilian Stauss

Idealist, Industriedesigner, Stankowski-Preisträger – und Hochschullehrer in Rosenheim. Der gebürtige Münchner Prof. Kilian Stauss ist in vielen Disziplinen zuhause, die er alle mit stets gleicher Sorgfalt, Gründlichkeit, Ernsthaftigkeit und Leidenschaft betreibt. Unsere neue Hochschulserie stellt den Lehrenden in den Mittelpunkt und präsentiert ausgewählte Studienprojekte.

Autorin Nina Shell

“Warum ich tue, was ich tue, ist wahrscheinlich einem Grundärger über die Welt geschuldet”, sagt Kilian Stauss, “nicht über die Welt an sich, sondern darüber, dass bestimmte Dinge so sind, wie sie sind – und ich sie so nicht sein lassen kann.” So kann es ihm passieren, dass er in einem Café oder einem Zug sitzt und sich “maßvoll” ärgert – beispielsweise über eine Leuchte, die schlecht funktioniert. Denn schließlich sei ja alles schon mal von irgendjemandem gemacht oder angedacht worden. Und sei seinerzeit vielleicht nicht mal schlecht gewesen, aber eben nicht mehr in die heutige Welt passend. Dem permanenten Wechsel, den eine sich immer schneller drehende und rasanter entwickelnde Welt mit sich bringt, dem müsse man mit Dingen begegnen, die besser sind, als sie gestern oder vorgestern waren. Und da setzt Stauss in allem, was er tut, an: “Es gibt Zustände, die man recht einfach ändern kann durch Gestaltung und Konzeption. Das ist etwas, was ich gern tue und wobei ich merke, dass ich dem Impuls meines Ärgers oder meiner Wut gern nachgehe und mich danach auch freue, dass dieser Ärger verraucht, weil ich ihn gestalterisch besänftigen konnte.”
Und dies tut er seit rund 20 Jahren in seinem eigenen Büro ‘stauss processform’, das er über die Jahre mit wechselnden Partnern und mittlerweile alleine führt. Hier entwickelt und entwirft er mit seinem Team Lösungen für Problemstellungen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Vom Kommunikationsdesign über Produktdesign, Interiordesign, Interface-Design bis zum Entwickeln von Leit- und Orientierungssystemen. Letzteres mit besonders großer Freude: Eines seiner langjährigen – und erklärtermaßen “Herzens”-Projekte ist die Weiterentwicklung eines deutschlandweit wohl einzigartigen Geländes, des Olympiaparks in München. Unterschiedlichste Aufgaben galt es da zu lösen: unter Einsatz der Ingredienzen von vor 40 Jahren und dem Respektieren der Gestaltungsregeln einer anderen Generation, darausdennoch etwas Neues entstehen zu lassen, ohne dass dasErgebnis retro wird.
Stauss’ offene Weltsicht, seine Freiheitsliebe und daraus resultierend sicher auch seine multidisziplinäre Arbeitsweise hat sich, wie er sagt, einerseits in einem Jahr Studium in Mailand, einer der Wiegen des Designs an sich, sowie in seiner Studienzeit an der Kunstakademie in Stuttgart entwickelt. Zu einer Zeit, als Kilian Stauss nicht nur das Glück hatte, Richard Sapper als Lehrer zu haben, sondern als es auch noch keine bürokratischen Normen im Studium gab. Glückliche Zeiten, die er sich – in Anbetracht starrer Kurrikula für heutige Bachelor- und Masterstudiengänge – eigentlich zurück wünscht. “Bei uns war das eher ein Projektstudium, die Professoren haben pro Semester ein relativ offenes Projekt ausgegeben, anhand dessen man, egal in welchem Semester man war, alles üben konnte, was zu üben war. Diese Studienform ist bei uns völlig verschwunden.”
Entsprechend ist die Möglichkeit heute recht eingegrenzt, sich bei freier Auswahl und ohne Punkte- und Prüfungsdruck den Methoden und inhaltlichen Interessen widmen zu können, die bei der persönlichen Entwicklung wichtig erscheinen. Umso glücklicher können sich die Studierenden an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Rosenheim in der Fakultät für Innenarchitektur schätzen, wo Kilian Stauss seit 2007 lehrt. Denn: Allen bürokratischen Hürden zum Trotz liegt sein persönlicher Ehrgeiz darin, seinen Studierenden eben diese Freiheit, das freie Denken im Design, zu vermitteln. Das gelingt mittels Forschungsprojekten für die Industrie, angesiedelt in den oberen Bachelor-Semestern oder im Masterstudium. “Ich mache das sehr gern, weil ich feststelle, dass die Studierenden in den meisten Fällen noch keine Berufserfahrung oder eine vorhergehende Ausbildung haben. Das heißt, sie haben überhaupt keine Vorstellung davon, wie viel von ihrem Können welchen Wert auf dem Markt hat. Das kann in beide Richtungen ausschlagen – dass sie Angst haben, wie sie sich später bewähren – oder auch, dass sie sich maßlos überschätzen. Gleichzeitig bietet es ein riesiges Potenzial, mit einer Gruppe zwischen 18 und 30 Studierenden an einem Projekt zu arbeiten.
Sicher auch in Konkurrenz zueinander können alle so die ganze Bandbreite der Möglichkeiten durcharbeiten.” Was dann entsprechend schon wieder dem Projektstudium, wie Stauss es selbst an der Akademie erlebt hat, sehr nahe kommt. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Die Studierenden haben dann ein konkretes Projekt im Portfolio, das sie für eine konkrete Firma bearbeitet haben. Ebenso stellt die Industrie fest, dass die Forschungsaufträge, die mittlerweile auch an Hochschulen, nicht mehr nur an Universitäten vergeben werden, viele Vorteile bieten. “Wir sind schneller, weil wir ein größeres Lehrvolumen pro Semester haben – so können wir manchmal mehr Projekte pro Semester durchführen, als das an Universitäten möglich ist.”
Dass dabei zunächst ungewöhnlich scheinen mag, dass an der Fakultät für Innenarchitektur Möbel- und Industriedesign als Lehrgebiet auf dem Lehrplan steht, kommt Stauss’ Definition für den Designberuf nur entgegen. “Der Ruf nach Interdisziplinarität wird immer lauter, dabei gibt es genügend Beispiele, die genau diese in ihrer Arbeit gelebt haben.” Sapper eben, oder Ray und Charles Eames nennt er da: “Für die war es wahrscheinlich normal, morgens zu fotografieren, mittags ein Kinderspielzeug zu entwickeln, nachmittags ein Industrieunternehmen zu beraten und abends noch Möbel zu entwerfen.” Heute würde zu viel in Schubladen gedacht, in die junge Menschen ausgebildet und dann auch einsortiert werden. “Das finde ich schade bis gefährlich für unseren Berufsstand.”
Ein Berufsstand, den er – auch wenn er sich damit bisweilen in die Nesseln setzt – auch dafür schätzt, dass die Berufsbezeichnung ‘Designer’ eben nicht geschützt ist. Weil jeder, der das persönliche Potenzial hat, sich ab seinem 18. Geburtstag Designer nennen darf – “eine Freiheit und ein demokratischer Vorgang, der dafür sorgt, dass sich der Berufsstand permanent von unten verjüngt”. Kein Widerspruch zur Tatsache, dass er selbst den Studierenden das Rüstzeug für den späteren Berufsweg mitgibt? Mitnichten. Denn nur so können kreative Menschen, die – ähnlich wie Kilian Stauss selbst – lernen und erfahren, in Prozessen zu denken. Beweisen, dass sie später das Zeug dazu haben, müssen sie dann schon selbst, um erfolgreich im Designberuf zu sein.

Kilian Stauss

Kilian Stauss
Für Kilian Stauss, geboren 1969 in München, ist Gestaltung per se inter- und multidisziplinär. 1996 gründete er zusammen mit Antonio Pedrazzini die Stauss & Pedrazzini Partnerschaft und 2008 mit Josef Grillmeier die Stauss Grillmeier Partnerschaft. Seit Mitte 2013 betreibt er das Büro stauss processform. Seit langem ist er auch in der Lehre tätig: Zunächst von 1999 bis 2007 an der Akademie für Gestaltung im Handwerk und seit 2007 als Professor im Fach ‘Interior Design’ an der Fakultät für Innenarchitektur der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Rosenheim.

Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Rosenheim
Fakultät für Innenarchitektur
Kilian Stauss
Bachelorstudiengang
Studienbeginn: jeweils zum Wintersemester
Abschluss: Bachelor of Arts (B. A.)
Dauer: 7 Semester (6 Theorie- und 1 Praxissemester)
Das Bachelorstudium vermittelt Kernkompetenzen der Innenarchitektur kombiniert mit den Schwerpunkten Gestalten, Entwerfen, Darstellen, Konstruieren, Lichttechnik und Bauökonomie.
Masterstudiengang
Studienbeginn: jeweils zum Wintersemester
Abschluss: Master of Arts (M.A.)
Dauer: 3 Semester
Zu Beginn des Masterstudiums entscheiden sich die Studierenden für einen der beiden Schwerpunkte ‘Raum’ oder ‘Möbeldesign’ Die interdisziplinäre Planung und Gestaltung von Innenräumen sowie die Entwicklung von Möbeln und architekturbezogenen Produkten stehen im Mittelpunkt der Lehre.
Professoren: 15 hauptamtliche Professoren/innen sowie etwa10 Lehrbeauftragte
Anschrift: Hochschule Rosenheim Fakultät für Innenarchitektur
Hochschulstraße 1
83024 Rosenheim
Kontakt: www.fh-rosenheim.de / info@fh-rosenheim.de
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