Wann stand ihre Entscheidung fest, Innenarchitektin zu werden?
Jutta Blocher: Das wusste ich bereits mit dem Abitur und habe dann im Sommersemester mit dem Studium begonnen – der Studiengang war gerade neu gegründet.
Was bedeutet für Sie gute Innenarchitektur?
Jutta Blocher: Eine atmosphärische Gestaltung, die stets auf die Nutzer eingeht und mit der Architektur harmoniert.
Viele Architekten arbeiten bei ihren Projekten zugleich als Innenarchitekten. Sind Sie Konkurrenten?
Nein, bei Blocher Partners arbeiten wir an vielen Projekten gemeinsam und inspirieren uns gegenseitig.
Hat sich das Berufsbild des Innenarchitekten in den vergangenen 20 Jahren geändert? Wenn ja, wie?
Nun, zum einen sicherlich im formalen Prozess mit der Umstellung auf Bachelor und Master. Zum anderen aber auch inhaltlich, zum Beispiel durch die Digitalisierung.
Nachhaltigkeit ist in allen Branchen Thema. Wie gehen Sie mit dieser komplexen Aufgabe um?
Das ist ein Thema, das heute aus unserem planerischen Alltag gar nicht mehr wegzudenken ist. Unser Büro im Stuttgarter Herdweg war das erste Bürogebäude in Deutschland, das von der DGNB mit Platin ausgezeichnet wurde. Dadurch können wir unseren Bauherren auch immer die praktische Umsetzung zeigen.
Wie kam es zur Spezialisierung Retail?
Meine Familie hatte ein Modegeschäft. Der Einzelhandel hat mich schon immer fasziniert.
Wo sehen Sie die Chancen für den Handel vor Ort im Vergleich zum Internet?
Gerade weil die Welt immer digitaler wird, kommt es zu einer Renaissance des haptischen Erlebnisses. Das kann nur der stationäre Händler leisten. Es gibt durchaus einige Beispiele, denen es gut gelingt, das Angebot auch über das Kerngeschäft hinaus an die Kunden anzupassen, und sie immer wieder an den unterschiedlichen Touchpoints zu kontaktieren.
Wie erarbeiten Sie Ihre Konzepte für Ihre Kunden?
Wir arbeiten in interdisziplinären Teams in enger Abstimmung mit dem Kunden. Oft starten wir mit einem Workshop, um den Bedarf besser umreißen zu können und eine gesamtheitliche Strategie zu entwickeln.
Haben Sie ein Herzensprojekt?
Wir haben das Glück, in einer Branche zu arbeiten, wo wir immer mit Menschen agieren und wir dazu beitragen dürfen, ihre Wünsche und Ziele umzusetzen. Wenn uns das gelingt, wird jede Planung zum Herzensprojekt.
Was ist Ihnen wichtig als Unternehmerin mit über 180 Mitarbeitern?
Immer eine offene Tür zu haben.
Wie kam es zur Gründung einer Dependance in Indien?
Wir sind seit 20 Jahren in Asien tätig und seit 10 Jahren in Indien. Wir haben mit ausgewählten Projekten angefangen, bei denen wir nur bis Leistungsphase 4 gearbeitet haben. Aber dann kamen wir an einen Punkt, an dem wir uns entscheiden mussten, ob wir richtig in den Markt einsteigen. Und heute beschäftigen wir dort mehr als 20 Architekten und Innenarchitekten.
Sind sie auch mal offline und wirklich nicht erreichbar?
Ja, ich versuche in den Ferien und auch am Wochenende den Zeitplan zu bestimmen und die Erreichbarkeit auf meine Bedürfnisse abzustimmen.
Wo ist ihr Lieblingsplatz zu Hause?
Wir haben unser Zuhause selbst geplant. Es erfüllt all unsere Wünsche – daher ändert sich mein Lieblingsplatz nach Tages- und Jahreszeit.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Blocher.
Jutta Blocher studierte Innenarchitektur an der Hochschule für Technik Stuttgart und arbeitete danach sechs Jahre beim Planungsbüro R. Czermak, bevor sie 1989 mit ihrem Mann Dieter Blocher Blocher Partners gründete. 2005 folgte die Gründung der eigenen Kommunikationsagentur (Typenraum), 2006 Blocher Partners Shops sowie 2009 die indische Dependance. Als Head of Interior Design verantwortet Jutta Blocher nationale wie internationale Projekte. Sie ist Mitglied im BDIA.
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