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Ina Petra Lopacki: Ein Interview über Luxus, Küchen und ihre Geschichte

Nichts ist spannender als eine Küche
Ina Petra Lopacki

md stellt verschiedene Berufswege der Innenarchitektur vor. Das Studium ist der erste Schritt. Im zweiten folgt die Spezialisierung – hier gibt es viele Möglichkeiten. Wir beginnen mit einer Expertin für Luxus-Küchen: Ina Petra Lopacki.

Warum haben Sie Innenarchitektur studiert?

Ina Petra Lopacki: Ich hatte tatsächlich ein Schlüsselerlebnis: Freunde meiner Eltern besaßen eine Stadtwohnung in Paris. Dort erlebte ich einen gekonnten Mix: Designklassiker, deren Eleganz und Ästhetik aus Chrom und Leder im starken Kontrast zur Schwere der dunklen, antiken Möbel und textilen, etwas staubigen Wandbehänge zum „Esprit Nouveau“ standen. Diese Gegensätze der Andersartigkeiten, das mir Unbekannte, prägten und faszinierten mich. Ich wollte mehr wissen. Merci – Paris!

Haben Sie noch Kontakt zu Mitstudierenden aus der Zeit?

Ina Petra Lopacki: Ich pflege zwei intensive Freundschaften zu ehemaligen Kommilitonen. Zudem ergeben sich zufällige Treffen im enggesteckten Kosmos der Innenarchitekten — spätestens auf dem Salone de Mobile läuft man sich über den Weg.

Was fasziniert Sie an der Profession der Innenarchitektur am meisten?

Ina Petra Lopacki: Gutes Design gibt emotionalen Halt und eine Art von Identität — auch mir. Es beeinflusst Lebensstil und Wohl‧befinden. Im Grunde reizt mich der Schöpfungsprozess. Er eröffnet mir spannende Möglichkeiten und unendliche Kombinationen.

Wie kam es, dass Sie sich auf die Küchenplanung spezialisiert haben?

Ina Petra Lopacki:  Während meines Studiums und der Mitarbeit in diversen Innenarchitekturbüros durfte ich an mehreren Privatbauten inklusive der Küchen mitarbeiten. Da waren auch Restaurants dabei.

Was mich dann endgültig dazu gebracht hat, war die brachiale Wucht und die theatralische Inszenierung, italienische Küchenhersteller und deren Kollektionen. Ihr Selbstverständnis, ihre Dominanz und Arroganz, mit der sie auf den deutschen Markt drängten, imponierte mir. Mich hat fasziniert, wie gut die Umsetzung der dortigen Möbelindustrie und der Umgang der Manufakturen mit ernstzunehmenden Entwürfen berühmter Designer war.

Genau dort sah ich mich direkt nach dem Studium und wollte ich mich platzieren. Leider wurde der Kontakt zur Möbelindustrie im Studium nie forciert. Das sehe ich im Nachhinein als fehlenden Aspekt in der Lehre.

Welche Aufgaben gibt es bei der Küchenplanung?

Ina Petra Lopacki: Empathie ist ein wichtiger Faktor. Genaue Kenntnisse über Material, Technik, Konstruktion und Trends ebenso. Oft geht es um viel mehr als nur um die Küche, sondern um das perfekte Raumerlebnis.

Planen und entwerfen Sie allein?

Ina Petra Lopacki: In vorderster Reihe, ja. Der direkte, ungefilterte Kontakt zu den Bauherren, ohne irgendwelche Umschweife, ist mir wichtig. Bei den Ausarbeitungen wie Details und Renderings kann ich auf zwei, teils von mir ausgebildete Fachkräfte, zurückgreifen.

Wer ist bei der Umsetzung involviert?

Ina Petra Lopacki: Bei 50 % unserer Aufträge arbeiten wir eng mit den Architekten unserer Aufraggeber zusammen. Die anderen 50 % wickeln wir direkt ab und ziehen neben den klassischen Gewerken, projektbezogen TGA-Fachplaner und ausführende Betriebe hinzu.
Wir können einiges abdecken: intelligente Gebäude- und Steuerungstechnik, Smart Home-Systeme und Technologien, Lichtplanung, Raumakustik inklusive Audio.

Da wir zusätzlich stark auf Manufakturfertigung setzen, zählen Schreiner, Metallbauer oder auf Metalllacke spezialisierte Fachbetriebe, sowie Steinmetze, Stuckateurbetriebe und Parkettleger dazu. Für den Aufbau der Küchen ist unser Montageteam verantwortlich, Bauleitung und Abnahme erfolgt aus unserem Büro.

Wo entstehen ihre Projekte?

Ina Petra Lopacki: Viele entstanden in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz, hauptsächlich in Zürich und Umgebung, da ich dort über sechs Jahre gelebt und gearbeitet habe. Aktuell plane und realisiere ich Projekte im Großraum Hamburg und Berlin. Wir arbeiten auch innerhalb Europas.

Wer kommt zu Ihnen. Gibt es einen typischen Kunden für Luxus-Küchen?

Zehn von zehn Managern antworten auf die Frage, was für Sie Luxus ist mit: „Mehr Zeit für die Familie.“ Das ist natürlich gelogen. Aber die Wahrheit — Premiers Crus aus Bordeaux, Maßhemden von Charvet und Drei-Sterne-Dinner — ist sozial nicht verträglich. Meine Kunden sind jene, die sich leise, aber entschieden beraten lassen.

Worauf legen Ihre Kunden Wert?

Absolute Individualität. Vertrauen. Teilhabe. Substanz.

Wie kam es zur Ihrer Spezialisierung auf Luxus-Küchen?

Ina Petra Lopacki: Luxus bedeutet für mich ein über das Normale hinaus. Das Höchstmaß herausholen. Es ist ein Drang nach Optimierung, Perfektion und nach etwas Besonderem. Meine Detailversessenheit und Neugier ließen mir keine andere Wahl. (lacht)
Und ehrlich gesagt, gehören für mich Essen und Kochen zu den Schönsten Dingen im Leben. Ein Essen im Sternerestaurant und Selbstgekochtes haben dabei für mich den gleichen Stellenwert. Beides hat seine Berechtigung. Beides kann mittelmäßig oder brillant ausfallen.

Inwieweit hat sich die Küche in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Ina Petra Lopacki: Die Küche war und ist immer schon ein zentraler Ort. Sie entwickelte sich in den letzten Jahren zum wichtigsten Raum. Während der Pandemie wurde Sie dann zum Lebensmittelpunkt. Angefangen bei den Einflüssen in den 2000ern, als die Idee des Cocoonings aufkam und die ersten Kochsendungen ausgestrahlt wurden, über die Ernennung zum neuen Statussymbol der Deutschen bis hin zur Stilisierung als Luxusobjekt – all das prägte und verhalf der Küche zu Ihrem heutigen Image.

Die Küche hat sich sich zu einem multifunktionalen Raum gewandelt. Alles ist individuell auf den Nutzer zugeschnitten, zudem hochtechnisiert, aber dennoch mit repräsentativem Charakter. Sie ist ein Raum, in dem es nicht nur ums Kochen geht. Hier findet das Familienleben statt, man trifft sich mit Freunden und empfängt Gäste. Jüngst kam die Funktion des Homeoffices dazu. Kurz: Die Küche ist zu einem echten Lebensraum geworden, indem wir nicht nur neue Zutaten testen, Rezepte und Zubereitungstechniken ausprobieren und uns dem Essen widmen, sondern unser Leben feiern.

Wie haben sich Küchenentwürfe verändert?

Der Entwurf der Küche folgt heute einem ganzheitlichen innenarchitektonischen Planungsansatzes. Die Entwürfe sind sehr viel individueller. Offenere Grundrisse brachten neue gestalterische Möglichkeiten. Die offene Küche und die Kücheninsel wurden zum „must have“. Neu sind ebenfalls ausgefeilte Beschlagtechniken, die es erlauben, komplette Küchen hinter Hochschrankfronten verschwinden zu lassen. Fronten lassen sich automatisch öffnen. Verschiebbare, kugelgelagerte Arbeitsplatten geben das Kochfeld frei oder fungieren als Bartresen. All das eröffnete neue planerische Möglichkeiten.

Welche Materialien sind gerade beliebt?

Auch in der Küche setzten sich aussagekräftige Materialien, wie Metalloberflächen mit Legierungen in Form von Messing (Tombak), Schwarz patiniertem Edelstahl und Naturstein – mit starker Aderung – geräucherten oder gebrannten Hölzern oder sogar Beton durch. Kücheninseln, bei denen Fronten und Arbeitsplatte aus einem Material wie z.B. aus Naturstein oder Beton gefertigt werden, verstärken deren kubischen Charakter. Das vorherrschende Weiß der Küchen aus den 90ern, wurde zu Schwarz. Noch!

Neue Formensprachen, wie aus Metall gefaltete Kücheninsel sind im Kommen und Zählen zu den Neuheiten. Dekorative Griffe sind in Einzelfällen wieder denkbar, ebenso getönte Gläser mit dünnen Rahmen.

Welche Technik gehört zum Standard einer Luxusküche?

Die Neuheiten der Elektrogeräteindustrie, machen das Kochen sehr viel professioneller und geben zusätzlich größere Gestaltungsfreiheit. Im Kochfeld integrierte Muldenlüfter, Vakuumier Schubladen, Teppan-Yaki (Edelstahlkochfläche), Flächeninduktionskochfelder mit Topferkennung, selbstreinigende Profi-Dampf-Backöfen mit Touchdisplays, usw. Das alles gehört mittlerweile zur Standartausstattung, selbstverständlich per WLAN vernetzbar.

Haben Sie ein Lieblingsküchenprojekt?

An erster Stelle steht die Küche für einen Schriftsteller. Ein weiteres für mich hochspannendes Projekt war die Umsetzung einer offenen Küche für eine Familie mit Koch. Alles absolut custom-made. Maße, Material und sogar Geräte wurden teils in Sonderanfertigung hergestellt. Herausforderung der Planung war es, eine offene Küche zu entwickeln, die einerseits einen stark repräsentativen Charakter erhalten, andererseits den Anforderungen der Familie und dem Profikochs gerecht werden sollte.

Was würden Sie jungen Studierenden der Innenarchitektur über Ihre Spezifikation mitgeben wollen?

Nichts ist spannender als eine Küche.

Weitere Portraits finden Sie hier


Ina Petra Lopacki

Ihre Ausbildung zur Bauzeichnerin brach Ina Petra Lopacki (Jg. 1971) zugunsten ihres Studiums der Innenarchitektur in Düsseldorf ab. Auf den Abschluss 1999 folgte die Mitarbeit in verschiedenen Büros in Köln und Düsseldorf, bevor sie 2008 für sechs Jahre nach Zürich ging, um als Innenarchitektin und Projektleiterin im Bereich Verkauf und Planung von Boffi Highend Küchen tätig zu sein. Ende 2020 gründete sie IL Interior Design GmbH.

Webseite der Innenarchitektin

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