Als bekennende Landeier war dem Innenarchitekten Florian Hollenbach und seiner Frau Yvonne nach über zehn Jahren in diversen Großstädten klar, dass ein Leben in der Stadt für sie nicht infrage kommt. Aber mit welchem Einkommen sollten sie ihr Leben bestreiten? Funktioniert das als Innenarchitekt und als Marketingexpertin auf dem Dorf? Gibt es hier einen Bedarf?
Florian und Yvonne Hollenbach sind die Raumpiraten
„Wir hatten eine Idee, eine Vision, für die wir anfänglich belächelt worden sind“, erinnert sich Yvonne Hollenbach. „Wir bieten unsere Planungsleistung online an und sind dadurch standortunabhängig.“ Das war 2007. Einige Webseiten und Erfahrungen später, belächelt sie niemand mehr. „Wir mussten schon Anfragen absagen.“ Die größte Hürde zu Beginn war es, im Web gefunden zu werden. Wenn man seine Dienstleistung im Internet anbietet, müssen die potenziellen Kunden davon erfahren. Das sei mittlerweile kein Problem mehr, war jedoch ein langer Weg.
Wir funktioniert Online-Beratung und -planung?
Wie kann man sich eine solche Online-Beratung und -planung vorstellen? Wie funktioniert das? „Wir arbeiten mit transparenten Kosten, sodass der Kunde von Anfang an weiß, was am Ende bei ihm auf der Rechnung steht. Der Betrag basiert auf einer Mischkalkulation, denn nicht jedes Projekt ist mit einem vergleichbaren Aufwand verbunden.“
Fragebogen als Briefing
Der Kunde erhält zu Beginn einen Fragenkatalog, den man mit dem Erst- und Zweitgespräch vergleichen kann. Dabei werden Wünsche, Interessen und Vorstellungen abgefragt. Aber auch schon harte Fakten, denn: „Das Aufmaß vor Ort macht der Kunde. Falls vorhanden, erhalten wir von ihm auch bestehende Pläne und Bilder des Objekts.“
Fragebogen als Briefing
Der Fragebogen ist sehr detailliert und lässt fast keine Punkte mehr offen. Den Vorteil sehen die Raumpiraten – zum Namen kommen wir gleich noch – darin, dass lange Diskussionen und „beinahe“-Ehekrisen der Bauherren nicht ins Zeitbudget reinfallen und demnach auch nicht als Kosten zu Buche schlagen. Trotzdem erhalten sie alle relevanten Informationen und können so einen fairen Preis für ihre Entwurfsleistung anbieten, der auf Basis der HOAI berechnet wird.
„Wir merken, dass sich manche Kunden unter anderen Umständen keinen Innenarchitekten geleistet hätten. Wir erreichen viele, die einen Bedarf haben, aber bisher vor den Kosten zurückgeschreckt sind.“
Einen Innenarchitekten kann sich jeder leisten
Schon mit seinem außergewöhlichen Büronamen ‚Die Raumpiraten‘ will das Paar das Vorurteil widerlegen, dass Innenarchitekten nur für wohlhabende Auftraggeber bezahlbar sind. „Komm lass uns Piraten sein – lass uns eigene Regeln aufstellen. Wir machen es anders!“
Eine Studentenbude, die Finca bei Palma, Bauernhäuser, Einfamilienhäuser, Wohnungen in der Großstadt, einer Hamburger Villa, die Logopädie-Praxis, der Friseursalon sowie unzählige Familien und Paare, die neu bauen oder im Bestand umbauen – die Kunden kommen aus allen Schichten und mit unterschiedlichen Anforderungen. Das macht den Arbeitsalltag abwechslungsreich und vielseitig.
Jedes Projekt birgt neue Herauforderungen. Für manche Bauherren sind sie die letzte Hoffnung, dann „ist es ein tolles Gefühl, wenn man die Rückmeldung erhält, dass die Entwurfslösung perfekt passt“, bestätigt das Duo Florian Hollenbach und Yvonne Hollenbach.
Service in der Flaschenpost
Die Vorteile, standortunabhängig zu arbeiten, liegen auf der Hand: Eine Reisetätigkeit fällt weg, obwohl die Auftraggeber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anfragen.
Auch die Betreuung auf der Baustelle entfällt, denn der Kunde erhält eine Flaschenpost mit USB-Stick, auf dem alles enthalten ist, was für die weitere Umsetzung und Realisierung notwendig ist. Das sind Pläne, Renderings, Produktvorschläge, die Materialauswahl, das Lichtkonzept sowie ein Videorundgang durch die neuen Räume mit ausführlicher Erläuterung durch den Innenarchitekten.
Natürlich kämen Rückfragen, aber seitdem sie mit dem virtuellen Rundgang arbeiten würden, sei das viel weniger geworden, bestätigt Hollenbach. Offensichtlich weiß das Paar nach über zehn Jahren in der Online-Beratung, worauf es ankommt.
Was sie nicht mehr in der Hand haben, ist die Realisierung der Entwürfe und deren Ausführungsqualität. Aber offensichtlich ist das für beide Seiten – für die Raumpiraten wie auch deren Kunden – kein Problem. Viele wollen aus Kostengründen selbst Hand anlegen oder haben vor Ort Handwerker ihres Vertrauens.