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Christiane Maucher: Die Innenarchitektin gibt Einblick in ihren Arbeitsalltag

Die Innenarchitektin gibt Einblick in ihren Arbeitsalltag
Christiane Maucher

Digitalisierung, Fachkräftemangel, Corona-Pandemie und Zeitdruck: Die Herausforderungen in der Baubranche sind vielseitig. Innenarchitektin Christiane Maucher über ihren Arbeitsalltag und ihre Sicht auf die Zukunft.

Interview Katharina Feuer

Frau Christiane Maucher, wie erleben Sie die augenblickliche Situation und welche Auswirkungen hat Corona auf ihre Auftragslage?

Interessanterweise kann ich fast keine Auswirkungen auf unser Büro und die Auftragslage erkennen. Alle Baustellen laufen normal weiter. Aufträge sind uns nicht weggebrochen.

Es hat sich nichts geändert?

Doch, natürlich. Es wird auf den Baustellen mehr auf Hygiene geachtet. In der Theorie war das vorher auch schon ein Punkt. Jetzt setzt man ihn endlich um. Das sehe ich eher positiv.

Zwischenzeitlich war ein Mitarbeiter im Homeoffice. Aber er war so unglücklich, dass er das den Kollegen nicht weiterempfahl. Im Büro haben wir entsprechende Regeln eingeführt, die alle einhalten – das klappt gut.

Wie flexibel müssen Büros in dieser schwierigen Zeit sein?

Wir sind ein kleines Zehn-Personen-Büro. Wir müssen per se flexibel sein. Zeitversetzt wird sicherlich auch die Baubranche von der Coronakrise betroffen sein. Dennoch bin ich optimistisch, dass wir das gut überstehen.

Wie wollen sie das steuern?

Uns kommt zugute, dass wir sowohl im Hochbau als auch in der Innenarchitektur tätig sind. Wir sind breit aufgestellt: Unsere Auftraggeber sind gewerblich, öffentlich und privat. Zudem sind wir gewappnet und haben unsere IT auf Vordermann gebracht. Wir haben uns nie auf ein bestimmtes Thema festgelegt. Das ist sicherlich auch ein Vorteil in dieser Zeit.

Wenn Sie auf die vergangenen neun Monate zurückblicken, welches Fazit ziehen Sie?

Im Frühjahr gab es erst Verwirrung. Ich nenne es die Orientierungsphase. Im Sommer zog schon fast Normalität ein. Jetzt bleibt‘s spannend. Aber wir wissen, was wir machen können, halten uns an Regeln. In gewisser Weise fährt die Coronakrise auch die Arbeitsbelastung runter.

Das müssen Sie erläutern.

Das höher, weiter, schneller in der Gesellschaft geht auch an der Baubranche nicht vorbei. Meine Hoffnung ist, dass sich der immense Zeitdruck durch die Krise etwas normalisiert.

Woher kommt dieser Zeitdruck?

Das ist in unserem Büro eine Mischung aus verschiedenen Faktoren. Wir sind ein kleines Team. Wenn man Stammkunden und privaten Auftraggebern keine Absage erteilen will, kommt man schnell an seine Grenzen. Viel Arbeit mit zu wenig Fachpersonal. Es ist in der Provinz schwierig, qualifizierte Leute mit mehrjähriger Berufserfahrung zu akquirieren. Und: Bauherren haben keine Geduld mehr.

Sie haben nach Ihrem Grundstudium der Architektur zur Innenarchitektur gewechselt. Wie kam es dazu?

Mein Vater war Architekt. Mein Mann ist Architekt. Ich bin geprägt vom Hochbau. Aber mein Traum war immer die Innenarchitektur. Der Innenraum ist für mich spannender. Ich habe mich zwei Mal bei der Akademie der bildenden Künste beworben. Beim zweiten Mal hat es geklappt.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Man kann sich die Projekte nicht immer aussuchen, also übernehme ich auch Architekturprojekte. In ländlichen Gebieten wird die Innenarchitektin zudem im Projekt hinterfragt: „Das kann doch der Architekt auch!“

Ist dieser Vorbehalt ein Grund, weswegen es verhältnismäßig wenige Innenarchitekturbüros gibt?

Ein Grund, ja. Dabei kann man den Innenraum vom außen nicht trennen. Es ist sicherlich schwerer, als reines Innenarchitekturbüro an Aufträge zu kommen. Ich kenne nur wenige gute wie beispielsweise Landau + Kindelbacher aus München oder raumkontor aus Köln.

Fast überall ist die Digitalisierung auf dem Vormarsch. Sind Sie gewappnet für die Zukunft?

Wir können uns der Zukunft nicht verweigern. Deswegen haben mein Partner und ich entschieden, Zeit und Geld in die Hand zu nehmen, um auf dem aktuellen Stand zu sein.

Ich weiß, dass manche Büros sich vor dieser Investition scheuen, aber das funktioniert perspektivisch nicht. Ich mache diese Entwicklung mit, bin aber vielleicht manchmal etwas langsamer als die jüngeren Kollegen.

Zeit, Geld, Nerven – bringt die Digitalisierung denn auch Vorteile?

Ich glaube, bei Entwürfen ist man experimentierfreudiger und mutiger. Und es wird schneller mal gegoogelt. Wobei ich das fast schade finde.

Wieso?

Man darf schon erst einmal selbst überlegen, wie man einen Entwurf angehen will und sich nicht gleich der Bilderflut im Netz ausliefern. Entwerfen braucht seine Zeit, aber da sind die Jungen oft zu ungeduldig.

Ein Nebeneffekt der Instagramwelt ist auch, dass weltweit ähnliche Gestaltungsdetails auftauchen.

Das ist sicherlich richtig, wobei wir im Allgäu ein großes Traditionsbewusstsein haben. Und ein Faible für natürliche Materialien. Sie finden hier kaum HPL oder Laminat. Gestalter in dieser Region lassen sich gern von der voralpinen Region inspirieren.

Christiane Maucher, wovon lassen Sie sich inspirieren?

So richtig frei habe ich den Kopf eigentlich nur im Urlaub. Da achte ich dann gern auf Details.

Viele legen in den Ferien die Füße hoch und erholen sich. Sie hingegen bauen weiter?

(lacht) Mein Mann und ich haben die alte Sennerei von meinen Eltern übernommen und empfinden viel Freude dabei, diese gemeinsam für uns umzubauen.

Im ehemaligen Käsekeller ist ein Arbeits- und Gästezimmer entstanden. Was war die Herausforderung?

Die alten Stahlträger der Kappendecke waren leider völlig durchrostet. Wir mussten daher noch mehr in die Substanz eingreifen und die Ziegelschalwand entfernen.

Dahinter kam das Bruchsteinmauerwerk zum Vorschein, das jetzt den Raum maßgeblich dominiert. Die Decke wurde durch eine Sichtbetondecke mit Bretterschalung ersetzt.

Was haben Sie noch verändert, was man auf den ersten Blick nicht sieht?

Zeitweise diente der Raum als Garage. Die ehemalige Toröffnung fungiert jetzt als Fensternische mit integriertem Schreibtisch. Man sitzt auf Augenhöhe mit den Kräutertöpfen.

Alle Einbauten aus Weißtanne sind Eigenentwürfe, auch das Schlafsofa. Ein Schreiner hat sie gebaut. Das war übrigens der zweite Bauabschnitt. Im ersten haben wir die Käseküche in unsere Wohnräume umgewandelt.

Geht’s diese Winterferien weiter?

Da sind noch einige Zimmer, die wir umgestalten können. Aber wir gehen auch gern Skifahren.


Portrait: Architektur+Raum

Christiane Maucher (Jg. 1969) absolvierte zuerst das Grundstudium der Architektur an der TU München bevor sie an die Akademie der bildenden Künste München wechselte. Dort schloss sie 1997 ihr Studium der Innenarchitektur erfolgreich ab. Nach Stationen in zwei Architekturbüros gründete sie mit Thorsten Leekes 2007 ihr Büro Architektur plus Raum.

Webseite des Büros

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