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Interview mit dem französischen Designer Vincent Tordjman. md-mag

Designer, Szenograf, Innenarchitekt und Musiker
Vincent Tordjman

Designer, Szenograf, Innenarchitekt und Musiker. Vincent Tordjman will sich auf keine Profession festlegen – weil er nicht muss. Er versucht einfach und zugleich komplex zu entwerfen. Sein Motto: Es geht auch anders.

Interview Katharina Feuer

Wie kommen Menschen zu ihrer Profession? Es läuft nicht immer nach Plan und geht trotzdem gut aus. Als Designer, Szenograf, Innenarchitekt und Musiker arbeitet Vincent Tordjman, weil er in seinem ersten Studienjahr der Literatur, Philosophie und Sozialwissenschaft sein Examen verfehlte. Dekorative Kunst war eine spannende Alternative. Neben Innenarchitektur und Design blieb er der Philisophie treu. Kein gerader Weg, gesteht der Franzose, aber das Leben bleibt dafür interessant und vielseitig.

Sie haben in den 1990er-Jahren für Didier Gomez gearbeitet.

Vincent Tordjman: Das war bereits während meines Studiums. Ich habe für ihn gezeichnet, und über ihn entstand auch der erste Kontakt zu Ligne Roset. Ursprünglich wollten sie sogar meine Abschlussarbeit – einen Sessel – produzieren. Das hat zwar nicht geklappt, aber seit 2014 arbeiten wir zusammen.

Und dann haben Sie einfach Bühnenbilder entworfen?

Ich habe mich dann erst einmal umorientiert und bin später nach Japan gegangen, wo ich in der Tat mehr als Szenograf gearbeitet habe. Das war zur Jahrtausendwende 1999/2000.

Wie sind Sie denn zu ihrem ersten Auftrag als Szenograf gekommen?

Das ist ganz einfach zu beantworten. Mein Vater ist Theaterdirektor und hat mich gefragt. Das erste Projekt war gleich ein sehr besonderes.

Warum?

Es war weniger Theater, mehr ein Literatur-Workshop mit Obdachlosen und ehemaligen Gefangenen. Sie haben Geschichten geschrieben und diese dann auch gespielt.

Das ist eine ziemlich konträre Welt zu Louis Vuitton und Ligne Roset!

Stimmt. Aber das war auch das Großartige daran.

Welche Arbeit ist attraktiver?

Ich unterscheide nicht. Ich will mich nicht festlegen auf Produktdesign, Bühnenbild, Innenarchitektur oder Musik. Jedes einzelne Projekt ist für mich wichtig und vereinnahmt mich komplett. Zudem treffe ich immer auf verschiedene, spannende Menschen und entdecke neue Welten.

Die Musik – wie passt sie dazu?

Ich bin in einem ziemlich langweiligen Dorf im Osten Frankreichs aufgewachsen. Meine Eltern wollten mich beschäftigen. So habe ich bereits mit sechs Jahren Klavier spielen gelernt und mich mit klassischer Musik beschäftigt. Später kamen Jazz und Elektro dazu. In meinen Bühnenbildern sind Sound und Musik wichtige Bestandteile. Sie helfen beispielsweise Nähe oder Ferne darzustellen.

Die Einzelbestandteile Ihres Tischs ‚Ennéa‘ – eine runde Tischplatte und drei identische Dreiecke aus Holz – wirken simpel. Zusammengesetzt erscheint er dagegen komplex.

Das war mein Ziel! In diesem Fall habe ich in einem Computerprogramm mit der Geometrie gespielt. Ich will mit einfachen Mitteln Komplexes entwerfen. Das ist wie bei den Bühnenbildern. Wenn ich sofort erfasse, wie die Szenografie funktioniert, bin ich gelangweilt. Man muss sich in die Dinge vertiefen. Einen anderen Blickwinkel entwickeln, einen anderen Ansatz haben. Den kann man auch auf andere Themen übertragen.

Den anderen Ansatz?

Ja. Der Mensch ist von Natur aus neugierig und innovativ. Wenn ich mit meiner Gestaltung eine andere Herangehensweise aufzeige, so ist das auch woanders möglich. Im Theater. In der Architektur. In der Politik.

Wie würden Sie ihre Arbeitsweise beschreiben: einsamer Wolf oder Herdentier?

Bei Herstellern ergibt sich automatisch ein Teamwork mit den Mitarbeitern. Aber mein Büro halte ich gern klein und „leicht“. Die Verantwortung, die ein größeres Büro mit sich bringen würde, scheint mir wenig attraktiv. Ich liebe meine Freiheit und brauche die Zeit, um möglichst tief in die Projekte einzutauchen.

… oder Zeit, um Chinesisch zu lernen!

Korrekt! Meine Frau ist Chinesin. Mein Kind wächst zweisprachig auf. Es ist echt schwer, aber es wird besser.

Tordjman hört sich skandinavisch an.

Nein, gar nicht. Ich bin in Frankreich geboren. Aber meine Mutter kommt aus Italien, mein Vater aus Marokko. Tordjman ist ein jüdischer Name und heißt im arabischen Translator (Übersetzer).

Vincent Tordjman, vielen Dank für das Gespräch!

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Man könnte Vincent Tordjman (Jg. 1974) einen Hansdampf in allen Gassen nennen. Der Designer arbeitet nach seinem Studium der Innenarchitektur und des Designs an der Pariser Schule Camondo als Innenarchitekt, Designer, Szenograf und Musiker. Dabei kooperiert er mit Opern, Theatern und Kunden wie Ligne Roset, Guzzini, Maison & Objet, France Telecom R&D und La Boîte Concept.

www.vincenttordjman.com

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