„Kennst Du Prinz Otto von Bayern?“ fragt mich Konstantin Landuris zu Beginn unseres Gesprächs. Ich verneine. Otto brachte als König von Griechenland (1832–1862) das bayrische Bier nach Griechenland. Nach ihm benannte die Künstlergruppe super+, deren Mitglied Landuris ist, ihre Otto-Bar.
In Paris stellst Du Deine Installation ‚Design Heart‘ aus. Kommst du gerade aus Frankreich?
Nein, ich komme gerade von der Kunstbiennale in Venedig zurück. Dort haben wir unsere Otto-Bar für zwei Wochen guerillamäßig auf dem 4-Sterne-Hotel Gabrielle installiert. Anschließend wollten wir weiter zur documenta nach Athen düsen.
Wollten? Hat es nicht geklappt?
Bisher nicht! Aber die documenta läuft noch (Anm. der Red.: bis 16. Juli 2017) und wir würden gerne das Bier samt Otto-Bar nach Griechenland bringen. Die Aktion in Venedig war sehr spontan und in nur zwei Wochen realisiert. Für Athen suchen wir noch Partner und die richtige Location.
Wer hatte die Idee dazu?
Ich hatte mir die documenta in Athen angeschaut und dachte, da müssen wir hin! Venedig sollte das Sprungbrett sein.
Und zwischendurch noch nach Paris!
Ja, das war ein bisschen stressig. Dafür schlägt das ‚Design Heart‘ jetzt in der ToolsGalerie in Paris.
Ist das Herz ein Prototyp?
Eine Skulptur. Sie erzählt die Geschichte des Transhumanismus. Und sie ist ein Befreiungsschlag. Ursprünglich hatte ich es für einen kleinen Ausstellungsraum in München konzipiert.
Befreiuungsschlag?
Ich habe mit allen Materialien gearbeitet, die ich kenne, die innovativ sind oder die ich ausprobieren wollte.
Die wären?
Aluminium, kohlefaserverstärkter Kunststoff, 3D-Mesh, Polyestergewebe und Latex. Den Latex hat mir der Hersteller sogar gesponsort, weil er sich so gefreut hat, dass mal eine andere Anwendung gezeigt wird.
Du hast keine Berührungsängste, Dinge auszuprobieren.
Nein, ich habe schon als Kind viel mit Materialien und Technik getüfftelt und experimentiert. Architekturmodelle gebaut. Grundrisse gemalt. Die würden heute noch gut funktionieren!
Du hast Informatik studiert …
… Wo steht das denn? Das war nur ein Monat!
Ich habe Deinen Lebenslauf gelesen!
Ja, ich habe einiges probiert. Mein Vater hatte ein Baumaschinenunternehmen. Es war immer klar, dass ich das übernehmen werde. Als mein Vater starb, habe ich es zwei Jahre weiter geführt, aber bald gemerkt, dass ich das nicht wirklich will.
Bist Du jetzt angekommen? Oder geht die Reise weiter?
Die Reise geht weiter! Ich bin in vielen Disziplinen zu Hause. Zur Zeit arbeite ich an einem Image Video über den ‚Space Liner‘ für das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR). In 20 bis 30 Jahren sollen Menschen in 80 Minuten um die Welt fliegen können. Früher wollte ich Astronaut werden. Der Traum, ins All zu fliegen, bleibt.
Zusammen mit Alexander Deubl (Bildhauer) und Christian Muscheid (Maler) hast du die Künstlergruppe super+ gegründet. Ihr betreibt ein Atelierhaus mit 50 Ateliers in München und eine Sommerresidenz in der Nähe von Venedig.
Die Dinge ergeben sich oft so. Man kennt jemanden, der jemanden kennt. So haben wir die ehemalige Trachtenfabrik als Atelier gefunden. Hier sind alle Disziplinen vertreten, die ich bei meiner Arbeit gut gebrauchen kann. An die Villa bei Venedig kamen wir auch durch Zufall. So war die Idee zur Sommerresidenz für Künstler geboren. Magis ist gleich um die Ecke. Nächstes Jahr ist wieder Architekturbiennale. Dann wollen wir den Workshop auch für Innenarchitekten, Architekten und Designern öffnen.
Angst vor der Zukunft hast Du nicht?
Nein, nicht mehr. Ich weiß mittlerweile, was ich kann und habe viele Ideen.
Wie verdienst Du neben Deinen Herzblutprojekten dein Geld?
Ich arbeite für Agenturen und mit IoT (Internet of Things). Und natürlich als Produktdesigner. Ich habe noch viele Produkte in der Pipeline. Ich finde bloß gerade nicht die Zeit, diese auszuarbeiten.
Akquise scheint für Dich ein Fremdwort zu sein. Die Projekte suchen Dich?
Dafür habe ich tatsächlich keine Zeit. Bisher hat sich immer alles gut gefügt.
Arbeitest Du auch als Innenarchitekt?
Ja. Aktuell bin ich mit einem temporären Ausstellungskonzept für das Museum Mensch und Natur in München beschäftigt. Die müssen umziehen.
Apropos Umzug. München ist wohl Deine Stadt. Wolltest Du nie umziehen?
Das hat sich nie ergeben. Meine Familie ist hier. Es ist kommod. Hier bin ich gut vernetzt. Und wer weiß, was noch kommt. Die Welt steht ja offen.
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Auf Umwegen fand Konstantin Landuris (Jg 1979) zu seiner Profession. Informatik, Volkswirtschaftslehre, kaufmännische Ausbildung, Unternehmer, Kameramann, Produktionsassistenz. Dem folgte 2005 das Studium der Innenarchitektur an der Kunsthochschule in München. 2013 gründete der Münchner sein Büro. Der Produktdesigner und Innenarchitekt ist Mitglied der Künstlergruppe super+.