Salone in Mailand. Bei einem Dinner, zu dem Jorre van Ast, Chef von Arco, einlädt, treffe ich Jonathan Prestwich zum ersten Mal. Wir staunen über den Kellner – in Jackett und Fliege –, der schweißgebadet umherrennt und aussieht, als ob er gleich umkippt. Wir verabreden uns zum Designer Chat.
Seit wann kennen Sie Jorre van Ast?
Jonathan Prestwich: Ich habe bereits bei Vogtherr in Frankreich für Jorres Vater, also Arco, gearbeitet, da war Jorre noch ein Teenager. So haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt. Und wir wurden Freunde. Das hatte erst einmal nichts mit dem Business zu tun.
Und jetzt sind Sie Geschäftspartner?
Ja. Mit Jorre ist eine neue Generation am Zug. Wir versuchen das auch mit den Produkten widerzuspiegeln.
‚Grid Work‘ ist ein Ergebnis. Welche Idee steckt dahinter?
Das Wohnliche ins Büro zu bringen.
Wie entstand ‚Grid Work‘?
Es fing erst einmal mit einer einfachen Struktur in verschiedenen Dimensionen an. Ein Holztisch – Platte und Füße aus Holz –, der in industrieller Fertigung mit Aluminium-Verbindern entsteht. Ein Hybrid.
Wie sind Sie vorgegangen?
Wir haben uns das Verhalten der ‚digital worker‘ angeschaut. Ihre Wege. Und daraus Schlüsse gezogen. Wie kann man sie unterstützen? Wie kann man sie ermuntern?
Ermuntern?
Flexibler zu werden. Aufzustehen, die gewohnte Szenerie zu verlassen und sich kurzzeitig mit anderen für spontane Besprechungen zu treffen. Sie sollen sich wohlfühlen und alles vorfinden, was sie benötigen.
Das wäre?
Elektrizität. Internet. Eine Ablage für Stifte. Broschüren. Platz für die Tasse, eine Flasche, das Tablet. Unterschiedliche Tischhöhen. Ein angenehmes Ambiente.
Wie erreichen Sie das?
Mit Details. Beispielsweise verwenden wir für die Verkleidung der zentralen Dropinsel Stoff. In Kombination mit Holz wirkt das wohnlich.
Testen Sie die Produkte im Vorfeld?
Nun, wir arbeiten an Mock-ups, aber wir haben im Büro nicht alle Produkte rumstehen. Wir arbeiten kontinuierlich an Punkten, die nicht rund laufen. Insofern stehen bei uns lauter unfertige, unperfekte Produkte herum. Work in progress, sozusagen.
Akquirieren Sie Kunden?
In den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit musste ich das, ja. Das ist ein harter Job. Jetzt nicht mehr.
Sie entwerfen hauptsächlich Tische …
… und Stühle. Ich würde sagen, das hält sich die Waage. 50 zu 50.
Wie stellt man sicher, dass es nicht nur ein weiterer Tisch ist?
Indem ich mir jedes Mal die Anforderung vor Augen führe. Das Verhalten der Menschen beobachte, ihre Bedürfnisse analsysiere. Die Welt ist permament im Wandel und so sind es die Anforderungen an die Umgebung. Daraus ziehe ich meine Inspiration. Der Mensch steht im Fokus.
Was spielt für Ihre Entwürfe noch eine Rolle?
Kosten. Material. Kulturen. Aufträge.
Sie leben und arbeiten in Southeast-London. Kann man sich die Stadt als Normalsterblicher noch leisten?
Es ist schwierig. In der Tat überhitzen die Preise. Aber hier im Südosten geht es noch. Für junge Designer ist es dagegen schwierig. Und somit auch für Büros, die Designer einstellen wollen. Die können sich das Leben in London fast nicht mehr leisten.
Schon mal überlegt wegzugehen?
Ja, meine Frau ist Französin, da kam durchaus der Gedanke auf, nach Frankreich zu gehen. Oder nach Spanien. Aber, wie gesagt, diese Frage stellt sich zur Zeit nicht. Wir sind hier happy.
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