Eigentlich klingt der Auftrag zur Entwicklung eines höhenverstellbaren Stuhls wie eine Routineangelegenheit.
Text: Jörg Zimmermann
Vor rund zwei Jahren hatte der in Stuttgart lebende Designer mit der Entwicklung von ‚Siro‘ begonnen. “Die Firma Draenert hatte einen höhenverstellbaren Stuhl für den Einsatz im Esszimmer im Sinn”, berichtet Appeltshauser. Schnell wurde klar, dass eine Höhenverstellung für den ganzen Stuhl zu unschönen optischen Verwerfungen am Tisch führen würde. Hier ein Stuhl mit maximaler Höhe, dort einer im Ganzen abgesenkt. Mehr eine visuelle Berg- und Talfahrt als ein elegantes Szenario rund um den Esstisch. “Auch die Verstellbarkeit der Sitzfläche bringt keine Lösung”, weiß Appeltshauser. “Dadurch verändert sich das Verhältnis von Sitzhöhe und Rückenlehne. Das wird ergonomisch schwierig.” Dabei war genau der ergonomische Aspekt die Basis für die Entwicklung des Stuhls.
“Menschen mit kürzeren Beinen haben Schwierigkeiten, auf einem Stuhl mit normaler Sitzhöhe eine bequeme Position zu finden.” Eine Beobachtung, die Georg Appeltshauser täglich bei seiner Frau machen konnte. Und diese hatte sich eine Lösung im Wortsinn zurechtgelegt. Ein Kissen auf der Sitzfläche sorgt dafür, dass die Füße ganz auf dem Boden aufsetzen. Statt der Anhebung der Sitzfläche hinten entwickelte Georg Appeltshauser für den Stuhl ‚Siro‘ eine Lösung zur Absenkung der Sitzfläche im vorderen Bereich. Ein integriertes Doppelgelenk erlaubt über eine verdeckte Taste eine stufenlose Neigung der Sitzkante. Intensiv hat Appeltshauser auch an der Formgebung gearbeitet. Eine Vorstudie feilte der Designer eigenhändig aus Hartschaum. “So konnte ich die Proportionen und die Neigung der Flächen 1:1 probieren.” Erst danach legte Appeltshauser ‚Siro‘ als digitales Modell an, dessen Daten schließlich zum Fräsen des Urmodells dienten.
Teilen: