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Designer Chat mit dem japanischen Designer Arihiro Miyake. md-mag.com

Ein Japaner in Finnland
Arihiro Miyake

Bei seinem Umzug von Japan nach Finnland, erlebte der Designer einen Kulturschock. Jetzt will Arihiro Miyake nicht mehr weg aus Europa. Der italienische Leuchtenhersteller Nemo ist für ihn immer wieder ein guter Grund nach Mailand zu reisen.

Autorin Katharina Feuer

Die Vorwahl +39 gehört zu Italien. Aber der aus Japan stammende Designer Arihiro Miyake gründete 2004 sein eigenes Studio in Helsiniki. Wahrscheinlich war es ihm in Finnland zu kalt, denke ich mir, als ich seine Nummer wähle. Arihiro Miyake bestätigt meine Vermutung. Die Hälfte des Jahres liegt Schnee in Finnland. Aber er ist natürlich nicht deswegen immer wieder in Mailand, sondern um näher an seinem Kunden Nemo zu sein.

Der italienische Leuchtenhersteller hat unweit der Stadt seine Zentrale und in Mailand einen Showroom. Dort ist Arihiro Miyake regelmäßig für Besprechungen. Ein Zimmer bei Freunden in Mailand dient ihm als Home Office. Mehr brauche man nicht, zeigt sich der Designer zufrieden, heute sei es unwichtig, wo man arbeitet, man könne alles per E-Mail abklären.

Die Leuchte ‚Kepler‘ ist sein zweiter Entwurf für Nemo. Arihiro Miyake erinnert sich: „Für meine erste Leuchte ‚In the wind‘ suchte ich einen Hersteller, der eine technische Lösung entwickeln kann, dreidimensional Aluminium zu biegen. Es ist klar, dass manuell alles möglich ist, aber es ging um die industrielle Fertigung für eine höhere Stückzahl, die wirtschaftlich ist. So bin ich mit Nemo zusammengekommen. Wir mussten einige Hürden gemeinsam nehmen, bis es funktionierte“ und ergänzt „für ‚Kepler‘ haben wir einen dreidimensionalen Bearbeitungsvorgang adaptiert.“

Der Designer will sich nicht nur auf Leuchten spezialisieren, aber die Möglichkeiten, die sich durch die LED-Technik ergeben, faszinieren ihn sehr, gibt er unumwunden zu.

Man sei freier in der Gestaltung. Zudem sei es ein fließender Prozess: „Mein europäischer Blick auf das Design ist meinem ältesten Kunden in Japan wichtig. Wenn ich für seine Restaurantkette ein neues Interieur entwerfe – und es soll einzigartig werden – muss ich mich um Details und auch Produkte kümmern, wie Leuchten.“ Der nächste Schritt, diese Leuchte zu entwickeln, sei folgerichtig. „‚Kepler‘, inspiriert vom Prinzip des Möbiusbands, funktioniert für den Objektbereich genauso wie für den Privathaushalt.“

Warum ist er nach seinem Studium in Kobe nach Helsinki gegangen? Darauf gibt es keine kurze Antwort. Japan und Finnland hätten viel gemein. Beide Länder bauen ihre Häuser aus Holz und nicht aus Stein, wie das in Mitteleuropa der Fall sei. Das war jedoch nicht der alleinige Grund, erklärt der Designer. Er wollte nach Europa, skandinavisches Design faszinierte ihn und die Aalto Universität war schon vor 20 Jahren mit über 40 Nationen sehr international. Da sei es irrelevant, woher man komme, weiß Arihiro Miyake. Freundlich waren die Menschen in Finnland schon immer.

Einen Kulturschock erlebte er dennoch, erinnert sich der 46-jährige: „Finnland liegt am nördlichen Rand Europas, Helsinki ist klein, es ist kalt, das Essen ist einseitig im Vergleich zur japanischen Küche, es gab wenig Ablenkung, keine Fashion, wenige kulturelle Events und der einzige gemeinsame Nenner ist und war Design – für alle.“

Rückblickend ist sich Miyake sicher, halfen ihm diese Rahmenbedingungen, sich auf das Studium zu fokussieren. Und natürlich hat sich seither auch vieles verändert.

Einfach zurück nach Japan zu gehen, kam für ihn aber auch nicht in Frage. Das Leben in Europa habe ihn zu sehr geprägt. „Japanische Firmen suchen junge Leute, die sie direkt nach dem Studium anwerben, um sie nach ihren eigenen Vorstellungen zu formen. Eine Professorenstelle wäre noch die Alternative gewesen. Aber das wollte ich nicht.“ Miyake blieb.

Wenn er heute etwas entwerfe, dann tue er das weder als Japaner, noch als in Finnland Studierter oder als Europareisender. Das sei unwichtig, die Idee sei relevant, ist er überzeugt. Sein Ziel ist die ganze Welt. Und davon träumt er heute noch.

Weitere Interviews finden Sie hier


Arihiro Miyake ging nach seinem Designbachelor 1999 an der Kobe Design University in Japan nach Helsiniki. Mit einem Masterabschluss der Aalto University of Art and Design 2002 blieb er der Stadt treu und gründete 2004 sein Studio Arihiro Miyake. Zu seinen Kunden zählen Nemo, Moooi und japanische Unternehmen.

Webseite des Designers

Foto: privat


Designer Chat

Arihiro Miyake

When he moved from Japan to Finland, the designer experienced a culture shock. Now Arihiro Miyake no longer wants to leave Europe. Italian lighting manufacturer Nemo is a good reason for him to travel to Milan time and again.

The dialing code for Italy is +39. However, Japan-born designer Arihiro Miyake founded his own studio in Helsinki in 2004. When I dial his number, I suspect that he found Finland too cold for his taste. Arihiro Miyake confirms my assumption. Finland is snowed under for half of the year. However, he doesn‘t keep returning to Milan for that reason. He wants to be closer to his client Nemo.

Not far from the town the Italian lighting manufacturer runs its headquarters, plus a showroom in Milan. That‘s where Arihiro Miyake visits regularly for business meetings. He has a room at friends in Milan that he uses as his office. The designer is satisfied with this situation. You don‘t need more, he says, nowadays it is not important where you work. You can send and explain everything by e-mail.

The ‘Kepler’ lamp is his second design for Nemo. Arihiro Miyake remembers: “For my first lamp, ‘In the wind’, I was looking for a manufacturer who was able to develop a technical 3D solution, i.e. bend aluminum three-dimensionally. True, everything is feasible in manual production, but this was about cost-effective, industrial manufacturing in higher quantities. That‘s how I got together with Nemo. We had to overcome some challenges until it worked.” And he adds that “for ‘Kepler’, we adapted this three-dimensional processing operation.”

The designer doesn‘t want to specialize merely on lamps, but he openly admits that he is fascinated by the opportunities presented by LED technology.

It provides more leeway for your designs, he says. “In addition, it is a flowing process. My European view on design is important to my oldest client in Japan. When I create new interiors for my client‘s restaurant chain, which will have to be unique, I have to take care of details as well as products, for instance the lighting.“ Developing these lamps is a logical consequence. “Inspired by the Möbius strip principle, ‘Kepler’ performs equally well in private and professional environments.“

When asked why he went to Helsinki after having studied in Kobe, he is unable to give a short answer: Japan and Finland have many things in common. In both countries, houses are built of wood and not of stone, as is the case in Central Europe. But this was not the only reason, he explains.

He really wanted to go to Europe, he was fascinated by Scandinavian design, and Aalto University had been very international and attended by students from 40 different nations as far back as 20 years ago. So it was irrelevant where you came from. And people in Finland had always been friendly.

However, the 46-year old designer remembers that he suffered a cultural shock nevertheless. “Finland is located on the northern edge of Europe, Helsinki is a small city, it is cold, the cuisine is not as varied as in Japan, there‘s little distraction, no fashion, scarcely a cultural event, and the only common denominator for everybody is and was design.”

Looking back, Miyake is sure that these general conditions helped him to focus on his studies. And it goes without saying that since then a lot has changed. But for him to just return to Japan was not an option. Life in Europe had influenced him too much. “Japanese companies seek young people and hire them immediately after they graduate in order to shape them according to their own conceptions. A professorship would have still been an alternative. But I didn‘t want that.”
So Miyake stayed.

When he designs something today, he says, he does it neither as a Japanese, nor as someone who studied in Finland or traveled Europe. Nationality is not important. He is convinced that all that matters is the idea. His destination is the whole world. And he still dreams of that. Author: Katharina Feuer

After graduating with a bachelor‘s degree from Kobe Design University in 1999, designer Arihiro Miyake went to Helsinki. At Aalto University of Art and Design he obtained a master‘s degree in 2002. He stayed in the city and established the Arihiro Miyake studio in 2004. Among his clients are Nemo, Moooi and a host of Japanese companies.


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