1 Monat GRATIS testen, danach für nur 7,50€/Monat!
Home » Menschen » Architekten »

Ein Interview mit KAAN Architecten zum Projekt B30 - md-mag

Interview
Kaan Architecten

Einst ein historistischer Behördenkoloss, verliehen KAAN Architecten dem Verwaltungszentrum B30 in Den Haag neuen Glanz. Sie brachen die Zeitschicht der 90er Jahre ab, sodass das ursprüngliche Gebäude wieder sichtbar wurde.


Kaan Architecten
www.kaanarchitecten.com
Eigentümer: Kees Kaan, Vincent Panhuysen, Dikkie Scipio
Gründungsjahr: 2014 (vorher Claus en Kaan, 1987)
Mitarbeiterzahl: 80
Arbeitsgebiete: Architektur, Interior Design, Stadtplanung, Studien

Projekt: B30
Ort: Bezuidenhoutseweg 30, Den Haag (NL)
Bauherr: Central Government Real Estate Agency (Rijksvastgoedbedrijf)
Bauaufgabe: Bürogebäude für Regierungsbehörde
Baubeginn: Januar 2015
Fertigstellung: Februar 2017
Anzahl der Stockwerke: 4
Grundfläche (m²): 21000

Hauptmaterialien
Böden und Flächen im Innenbereich: Ramon Grey, Israel (Kalkstein)
Böden im Außenbereich: Cenia, Spanien (Kalkstein)
Parkett: Amerikanische Eiche
Türen, Fensterrahmen und Armaturen: Hochglanzpoliertes eloxiertes Aluminium

Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie:

Wo finden Sie Inspirationen?

B30 hat sich eigentlich nicht von all den anderen denkmalgeschützen Gebäuden unterschieden, die wir renovieren oder umbauen. Der erste und wichtigste Schritt bei derartigen Projekten besteht in der Untersuchung des Originalbauwerks, damit wir seine Entstehung am historischen Standort wirklich verstehen und seinen kulturellen und sozialen Kontext sowie das Raum-/Flächenkonzept und die ursprünglichen Absichten des Architekten und des Bauherrn erfassen können. Viele Denkmäler leiden unter einer Reihe kleinerer Renovierungen, die in der Vergangenheit vorgenommen wurden, um sie an neu zur Verfügung stehende technische Möglichkeiten anzupassen (Elektrizität, Sanitäranlagen, Klimaregelung, Asbest, Aufzüge, ICT usw.) und andere oder zeitgemäßere Nutzungen zu ermöglichen (Restaurants, Ladengeschäfte etc.) sowie den sozialen und politischen Veränderungen in der Gesellschaft Rechnung zu tragen (Verschwinden des unterstützenden Personals wie Pförtner/Portiers, Hierarchie kontra Demokratie, private Räume kontra offene Grundrissen und seit neuestem gewerbliche Nutzung kontra familiäre Nutzung).

Die meisten Veränderungen waren zwar zum jeweiligen Zeitpunkt durchaus plausibel und angemessen, aber wir mussten sie wieder los werden, um dem Gebäude seine ursprünglichen räumlichen Eigenschaften zurück zu geben. Sobald wir die ursprüngliche Architektur verstanden haben, können wir unsere eigenen Anpassungen erarbeiten, um die aktuellen Anforderungen und die Vorgaben des Bauherrn zu erfüllen. Für mich persönlich ist es wichtig, dass das renovierte Gebäude als Ganzes zu einem neuen Stück Architektur wird und nicht ein altes Gebäude mit einem neuen Anbau. Beide Architekturen sollten gleich stark sein, aber die Umwandlung der alten in eine neue sollte sanft geschehen. Beim Betrachten des Gebäudes sollte man kaum die tatsächliche Bedeutung des Ortes erkennen, und der neu hinzugefügte architektonische Wert sollte sich wie eine Eigenschaft anfühlen, auf die das Bauwerk nicht verzichten kann.


Welches Projekt war für die Entwicklung des Büros das wichtigste und warum?

Ich denke, das waren zwei Projekte. Ein altes Projekt ist das Netherlands Forensic Institute. Es war unser erster wirklich großer Auftrag, der die Zäsur zwischen Wohngebäuden und kleinen Bürogebäuden, mit denen wir uns davor befasst hatten, und den großen Projekten definierte, die seither zu unserem Oeuvre hinzu gekommen sind. Das andere Projekt ist das Erasmus Medical Student Centre. Für mich ist es das erste komplexe Projekt, bei dem es uns gelungen ist, einem noch jungen Denkmal eine unverwechselbare Charakteristik zu verleihen. Das Projekt liegt ein wenig versteckt in einem medizinischen Zentrum. Wenn Sie es aber schließlich betreten, eröffnet sich Ihnen eine unerwartete archtektonische Landschaft, auf die ich sehr stolz bin.

Eine Aussage über das Projekt: Die meisten historischen Gebäude sind per se stark, sonst hätten sie nicht überlebt. Es hängt jedoch von der Anpassungsfähigkeit eines Gebäudes ab, ob es eine langfristige funktionelle Legitimität hat oder nicht. Manchmal ist eine helfende Hand nötig, um einem Haus neues Leben einzuhauchen.

Wenn man dem Wesen des Orginalentwurfs treu bleibt, ist es durchaus möglich, dass man sich in ein historisches Gebäude verliebt, es mit der Zeit versteht und dann mit einem Vokabular an Formen und Materialen für die Zukunft weiter entwickelt, das dem Orignal nahe bleibt. Wir können mit einer zeitgemäßgen Übersetzung zu einem gemeinsamen integrierten Design ohne Historizismus gelangen, in dem Altes verbindlich mit Neuem fusioniert und ein einheitliches Ganzes bildet.

Das ist eine Arbeitsweise, die eine respektvolle Handhabung von historischen Gebäuden sicherstellt und gleichzeitig dafür sorgt, dass es nicht zu einem historischen Relikt verkommt, das nur wegen des Konservierens erhalten bleibt.

Worin bestand die Herausforderung?
Wir haben es mit einem denkmalgeschützten Gebäude zu tun. Die ursprüngliche Fassade war auf Erdgeschossebene bis zu einer Höhe von etwa 1,60 m geschlosssen. Darin spiegelt sich die Auffassung des 20. Jahrhunderts wider, dass das Erdgeschoss nicht wichtig ist. Die wichtigen Geschosse waren absichtlich von derStraße getrennt. Beim neuen Konzept musste das Gebäude zur Straße hin geöffnet werden. Das wurde durch die Vergrößerung der vorhandenen Fenster nach unten erzielt, wobei wir möglichst viel des ursprünglichen Materials erhalten haben. Vom baulichen Gesichtspunkt her bemerken Sie kaum eine Veränderung in der Konstruktion, aber vom Konzept her war es eine erhebliche Verwandlung. Dem Denkmalschutz, der für die Erhaltung solcher Gebäude zuständig ist, fiel es natürlich schwer, das zu akzeptieren, und ich habe volles Verständis dafür.

Gab es während der Realisierung des Projekts irgendwelche positiven oder negativen Überraschungen?
Es ist nie überraschend, wenn beim Renovieren oder Restaurieren eines Denkmals negative Überraschungen auftreten. Sie tauchen einfach auf. Ich hoffe aber jedes Mal bei einem neuen Projekt, dass es für uns ein Geschenk bereit hält. Oft ist das so, und manchmal gibt es sogar mehrere Geschenke. Bei B30 mag ich die kleinen Fragmente der Holzsparren, die unerwartet aus Wänden und Decken auftauchen. Das sind Details, die man niemals konzipiert haben würde.

Ziele/Wünsche des Bauherrn. Was sollte das Projekt können?
Das wichtigste Ziel bei diesem Renovierungsprojekt bestand darin, die ursprüngliche Gestaltungsabsicht wieder herzustellen und gleichzeitig das Gebäude zur Stadt hin zu öffnen und ein zeitgemäßes Arbeitsumfeld zu schaffen.


English Version:

KAAN Architecten
www.kaanarchitecten.com
Owner: Kees Kaan, Vincent Panhuysen, Dikkie Scipio
Founding year: 2014 (previously Claus en Kaan, 1987)
Employees: 80
Work areas: architecture, interior design, urban planning, studies

Project: B30
Location: Bezuidenhoutseweg 30, The Hague (NL)
Builder/Owner: Central Government Real Estate Agency (Rijksvastgoedbedrijf)
Building task: governmental office building
Start of building: January 2015
Completion: February 2017
Number of floors: 4
Floor area (m²): 21.000

Main materials
Indoor floors and elevations: Ramon Grey, Israel (limestone)
Outside floors: Cenia, Spain (limestone)
Parquet: American Oak (wood)
Doors, window frames and fixtures: highly polished anodized aluminum

Describe your design philosophy:

How do you find your inspirations?

B30 was no other than all of the renovation/restoration projects of listed monuments we do. The first and most important step in such projects is to study the original building in order to truly understand its origin in its historical location, its cultural and social context, its room/space concept and the architect’s and original client’s intentions. A lot of monuments suffer from a range of small renovations made in the past to meet with new available technical facilities (electricity, sanitaire, climate, asbestos, elevators, ict, etc), changing and fashionable user demands (restaurants, shops, etc.) and the social and political changes in society (evanescence of supporting staff like doormen, hierarchy versus democracy, private rooms versus open floors and recently: corporate versus domestic).

Although most of the interventions were perfectly understandable and genuine made in their time, we have to get rid of them to free the monument and give it back its spacial qualities. Then with the understanding of the original architecture we can make our own adaptations to meet with contemporary needs and the client’s brief. What I particularly find important is that the renovated monument is a new piece of architecture as a whole, not an old building with a new extension. Both their architecture should be equally strong but the conversion between new and old should be soft. Experiencing the building one should hardly notice the actual place of distinction and new added architectural value should feel like a quality the monument couldn’t be without.

What project was the most important one for the evolution of the office – and why?

I think two projects were. One old project is the Netherlands Forensic Institute. It was our first real big assignment and it defined the step between housing and small office buildings we did previously and the large projects we added to our oeuvre. The other project is the Erasmus Medical Student Centre. For me this is the first complex project where we managed to add unmistakable quality to a young monument. The project is a bit hidden in a Medical Centre but if you finally enter it reveals an unexpected architectural landscape I am very proud of.

A statement on the project: Most historic buildings are inherently strong, otherwise they would not have survived. However, it is a building’s capacity to adapt that determines whether or not it has earned long-term functional legitimacy. A helping hand is sometimes needed to breathe new life into a building.

In staying true to the essence of the original design, it is possible to fall in love with a historic building, to come to understand it and to move forward with a vocabulary of forms and materials that remain close to the original. Through a contemporary translation we can come to a single integrated design, without historicism, in which old and new merge sympathetically into one another and, together, form a unified whole.

This is a way of working that ensures respectful handling of a historic building while also keeping it from becoming a historic relic, merely for conservation.

What did the challenge consist of?

The building is a listed monument. The original ground floor street facade was closed to approximately 1.60 m. This was part of the twentieth century concept that the ground floor was not important. The important floors were deliberately disconnected from the street. In the new concept the building had to be opened to the street. This was done by enlarging the existing windows more down but with the use of as much original material as possible. You hardly notice the change construction-wise but conceptual this was a big change. Hard to swallow of course by the Cultural Heritage Agency that protects this kind of monuments which I understood very well.

Were there any positive or negative surprises while realising the design?
It can never be a surprise that renovating/restoring a monument has negative surprises, there just are. But what I always hope for is that the project gives us a present. Often it does, sometimes even several. In B30 I like the little fragments of the wooden trusses that are popping out in walls and ceilings, these are details one never could have designed.

Builder-owner’s wish/goal. What should the project be capable of doing?
The main objective of the renovation project was to bring back the original design purposes and at the same time open up the building to the city and create a contemporary working environment.

Anzeige
Top-Thema
Campus-Modell
Welche verschiedenen Funktionen Lernorte übernehmen sollen
Campus-Modell
Anzeige

Neueste Beiträge
Titelbild md 03-04
Ausgabe
03-04.2024 kaufen
EINZELHEFT
ABO

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de