Bitte beschreiben Sie Ihre Gestaltungsphilosophie:
Stefan Behnisch, Behnisch Architekten: Generell ist es für uns, bedingt durch unsere Arbeitsweise, nicht ganz einfach eine schlüssige Antwort auf diese Frage zu geben.
Die Gestaltungsansätze entwickeln sich aus dem Diskurs, der Auseinandersetzung mit der Aufgabe, den Nutzungs-, den Situations-, den kontextualen, topographischen, klimatischen, politischen, wirtschaftlichen Bedingungen eines Projektes.
All diese müssen für jede Aufgabe, an jedem Ort neu definiert werden. Aus diesen und vielen Faktoren oder Parametern entwickeln wir dann die Architektur, auch mit den Gestaltungsansätzen, formalen Kriterien.
Und je stärker einer dieser Parameter scheint, desto stärker wird er beim Projekt in Erscheinung treten. Es entsteht so eine große architektonische und inhaltliche Vielfalt.
Haben wir bei Projekten wenig Forderungen aus dem Kontext, der Nutzung oder der Situation, so wird sich der Entwurf formal freier und stärker entwickeln.
Wie finden Sie Inspiration?
Stefan Behnisch, Behnisch Architekten: Das kann ich nur schwer beantworten. Reisen, Gesehenes, Erfahrenes, Beispiele, aber auch aus gesellschaftlich oder politisch relevanten Erfahrungen. Diese Themen bewegen einen dann und fließen in die Ansätze mit ein.
Welches Projekt war für die Entwicklung des Büros das wichtigste – und warum?
Stefan Behnisch, Behnisch Architekten: Das ist auch schwierig zu beantworten. Bedingt durch unsere stark inhaltlich geprägte Herangehensweise würde ich 2–3 Schlüsselprojekte sehen, nicht alle jedoch auch gebaut.
Das IBN Institut in Wageningen war schon in den 1990er Jahren ein prägendes Projekt. Es war ein experimentelles Projekt für die Themen des umweltfreundlichen Bauens und energetischen Optimierung. Sehr radikal damals, bis heute kaum wieder erreicht, auch von anderen Architekten.
Herausragend auch das Gebäude für die Harvard School of Engineering and Applied Sciences in Boston. Ein großes, sehr komplexes Gebäude mit vielen besonderen Anforderungen. Dieses Gebäude wird im kommenden Jahr fertig sein.
Die Norddeutsche Landesbank in Hannover hat im Formalen und auch energetischen neue Wege beschritten.
Das LEED Platinum zertifizierte Genzyme Gebäude in Cambridge, MA, war unser erstes Gebäude in Nordamerika und hat unser Büro, auch in Deutschland, viel Anerkennung eingebracht.
Das adidas Gebäude hat sicherlich auch, nicht zuletzt bedingt durch die Situation und den formalen und technischen Ansatz, eine große Bedeutung für unser Büro. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Worin bestand die Herausforderung beim Entwurf der Adidas Arena?
Stefan Behnisch: Die Situation vor Ort gepaart mit den klaren organisatorischen Vorstellungen von adidas führten zu an sich widersprüchlichen Lösungsansätzen im Entwurfsprozess. Bei der Bearbeitung des Wettbewerbes erkannten wir, dass zum einen eine klare räumliche Struktur mit ca. 15.000 qm in einer Ebene zusammenhängenden Funktionsbereichen gewünscht war.
Zum anderen man sich wünschte, aus der Ferne erkennbar zu sein. Nun ist ein 3-geschossiger Baukörper, zumal neben ähnlich proportionierten Parkhäusern, kaum ein markantes Objekt mit Fernwirkung.
So hoben wir das Gebäude so hoch wie möglich an und das Eingangsgeschoss floss als landschaftliches Element unter dem schwebenden Baukörper hindurch. Dies führte natürlich zu komplexen tragwerkstechnischen Lösungen.
Gab es bei der Realisierung des Entwurfs positive bzw. negative „Überraschungen“?
Stefan Behnisch, Behnisch Architekten: Bei jedem Projekt gibt es Überraschungen, mehr negative als positive. Hier jedoch waren die Überraschungen überschaubar, das Projekt konnte sehr nahe am Wettbewerbsentwurf umgesetzt werden.
Wunsch / Ziel des Bauherrn. Was sollte das Projekt können?
Stefan Behnisch, Behnisch Architekten: Das Projekt sollte flexible, kooperationsfördernde und kommunikationsfördernde Arbeitsbereiche auf möglichst wenig Ebenen bieten und weithin sichtbar eine deutliche Zeichenhaftigkeit abbilden.
Eine Analyse des Projekts finden Sie hier
Projekt: adidas World of Sports
Standort: adidas AG, World of Sports, Adi-Dassler-Straße 1, 91074 Herzogenaurach
Bauherr: adidas AG
Architektur: Behnisch Architekten Webseite des Architekturbüros
Bauaufgabe: Verwaltungs- und Empfangsgebäude
Geschosse: 4
Nutzfläche: 38.400 m2
Ausstattung (Auswahl):
Bodenbelag: Gerflor, Tarkett, Desso, Findeisen, Kährs
Möbel: Bene, Buzzi Space, Febrü, Muuto, Ophelis, Pedrali, Wilkhahn
Leuchten: Glamox, Fritz Hansen, Nemo, Secto Design
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