Anna Vonhausen, wie hat Ihre Zusammenarbeit mit Vank begonnen?
Anna Vonhausen: Mein erster Auftrag war eine Produktionshalle sowie ein zeitgemäßes Verwaltungsgebäude am neuen Standort von Vank. Zum Industriebau hatte ich schon immer eine Verbindung, da im kommunistischen Polen der 1970er- und 1980er-Jahre meine Eltern bereits Industriehallen geplant haben.
Der Industriebau hat meine Vorliebe für eine gerade und klare Formensprache geprägt. Das erkennt man ganz gut an dem ersten für Vank entworfenen Stuhl ‚Woodi‘. So kam es dazu, dass ich das Entwerfen und Gestalten von Möbeln in den Vordergrund meiner Arbeit stellte.
Welche Erinnerungen verbinden Sie noch mit damals?
Ich erinnere mich an Reihen voller Zeichenbretter, wenn ich in meiner Kindheit meine Eltern an ihrem Arbeitsplatz in einem staatlichen Planungsbüro besuchte. Überwiegend Frauen arbeiteten als technische Zeichnerinnen. Sie brachten die Entwürfe mit Tuschefüllern auf‘s Papier.
Den Beruf gibt es in dieser Form nicht mehr, aber ich habe die charakteristische Handbewegung der Frauen am Ende des Arbeitstages noch genau vor Augen: Das Verschließen des Tuschefüllers und das anschließende Ablegen waren Symbol für den Feierabend. Der Kopf war frei. An diese Geste denke ich heute etwas neidisch zurück.
Was ist das Besondere an der ‚Wall‘-Box?
Der modulare Aufbau. Er ermöglicht relativ unterschiedliche Oberflächen- und Ausstattungsvarianten. Architekten schätzen die Wandlungsfähigkeit.
Welche gestalterische Idee verbirgt sich hinter der ‚Wall Graphic light‘?
Wir sind einen Schritt weitergegangen. Der Entwurf basiert auf der Tradition der polnischen Gebrauchsgrafik aus den 1960er-Jahren. Und ich wollte die polnische Kreativität hervorheben. Zudem leuchten die Wände und zeigen damit den Belegungszustand an.
Die kräftigen Farben, die Retro-Grafik verbunden mit Licht sollen zeigen, dass Polen schon schlimmere Zeiten erlebt hat – ein Mutmacher besonders in Corona-Zeiten.
Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Arbeit in Zukunft?
Gerne hätte ich eine Glaskugel, um darauf die richtige Antwort zu geben. Im beruflichen Umfeld sehe ich, dass sich Homeoffice-Lösungen etabliert haben und die Vorteile überwiegen.
Die Gestaltung und die Materialauswahl für die heimischen Arbeitsplätze werden eine wesentlich größere Rolle spielen. Das klassische Büro wird demnach ein Treffpunkt für den persönlichen Austausch. Wir brauchen dann Raumlösungen zur Teamintegration und zur Verstärkung der Kreativität.
Was bedeutet das für Vank?
Wir denken, dass sowohl Produkte für das Homeoffice als auch Lösungen für Meetings kleinerer Teams Potenzial haben. Da gibt es einige gute Ideen. Wir arbeiten bereits daran.
Wie testen Sie Ihre Produkte auf ihre Tragfähigkeit und Funktionalität?
Oft testen wir unsere Produkte in der eigenen Büroumgebung wie unsere ‚Wall Box Jungle‘. Wir prüften wie aufwendig die Pflege ist, wie häufig man die Pflanzenwand gießen muss und welche Pflanzen sich gut eignen.
Liefern Sie die Pflanzen mit?
Das hängt vom Kunden ab. Normalerweise bereiten wir die Seitenboxen entsprechend vor und liefern das Pflanzsystem mit. Alternativ arbeiten wir mit Dienstleistern vor Ort zusammen. Biophilic Design im Büro.
Woher können Sie eigentlich so gut Deutsch sprechen?
(lacht) Ich habe einen deutschen Ehemann. Aber unsere Kinder sprechen viel besser Deutsch.
Vielen Dank für das Gespräch Frau Vonhausen.
Anna Vonhausen (Jg. 1979) studierte Architektur an der TU Posen, wo sie im Anschluss von 2005 bis 2008 promovierte. Seit 2008 ist Vonhausen Creative Director bei Vank.
Vier Grafikdesigner, die Anna Vonhausen maßgeblich in ihrer Arbeit für die ‚Wall Graphic light‘-Box geprägt haben: Henryk Tomaszewski, Waldemar Świerzy, Piotr Młodożeniec, Jan Lenica