Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie:
Aguilo + Pedraza: Unsere Designphilosophie ist eng mit Material und Konstruktion verbunden. Wir verstehen Architektur als einen Akt der Konstruktion. Sämtliche Projektentscheidungen hängen mit baulichen Überlegungen zusammen. Wir sind sehr an Details interessiert, da wir glauben, dass sie die Qualität und den Unterschied ausmachen.
Wie findet Ihr eure Inspirationen?
Aguilo + Pedraza: Inspirationen finden wir vor allem in Materialien und Formen. Eine Skulptur ist eine faszinierende Art, sich dem Thema zu nähern, ohne das gleich zu Beginn eine funktionelle Architektur gesucht wird . So finden wir oft Inspirationen in dieser Kunstdisziplin. Carl Andre, Donald Judd, Richard Long, Sol LeWitt, Jorge Oteiza sind einige Bildhauer, die wir wirklich bewundern und inspirieren. Außerdem lassen wir uns von einigen lokalen architektonischen Elementen inspirieren. Zum Beispiel verwenden wir oft Dächer mit riesigen, ausgedehnten Traufen, die in den traditionellen „casas chilenas coloniales“ des 19. Jahrhunderts in der chilenischen lokalen Architektur sehr verbreitet sind.
Welches Projekt war das wichtigste für die Entwicklung des Büros – und warum?
Aguilo + Pedraza: Jedes Projekt war für uns wichtig. Der erste, das Holzhaus „Casa Dos Robles“, ist für uns etwas ganz Besonderes. Wir haben dort viel gelernt, weil wir aus Holz gebaut haben, einem Material, das wir in unseren Projekten oft verwenden. Ein weiteres Projekt, auf das wir sehr stolz und begeistert sind, ist die Erweiterung und Neugestaltung des chilenischen Historischen Museums. Dies war ein nationaler öffentlicher Wettbewerb, den wir 2013 gewonnen haben. In den letzten Tagen wurde in nationalen Zeitschriften angekündigt, dass bis Ende dieses Jahres mit dem Bau begonnen werden soll. Dies ist bei weitem unser wichtigstes Projekt aufgrund seiner nationalen und öffentlichen Bedeutung.
Woraus bestand die Herausforderung?
Aguilo + Pedraza: Die wichtigste Herausforderung der CASA IPE war ein konstruktives/ästhetisches Thema. Die Herausforderung bestand darin, die Ästhetik des Projekts durch seine Struktur zu vermitteln. Wir planten eine Enthüllung der Tragstruktur in den Fassaden, wobei die Abschlusselemente hinter der Struktur zurückbleiben.
Gab es bei der Realisierung des Designs positive oder negative Überraschungen?
Aguilo + Pedraza: Es ist sehr anspruchsvoll eine Konstruktion zu finden, die sichtbar bleibt. Diese Konstruktion muss perfekt sein, da sie Struktur final sichtbar bleibt und die Architektur beeinflusst. („terminaciones“). Das ist manchmal sehr anspruchsvoll, da eine gute Konstruktion schwer zu erreichen ist. Du musst sehr präsent und streng durch den Bauprozess gehen. In der positiven Seite war es während des Entwurfs der Tragstruktur überraschend, dass die Stahlkonstruktion bereits im Entwurf tatsächlich so leicht erschien, wie sie letztlich auch gebaut wurde. In Chile gibt es große Erdbeben, so dass die Struktur oft viel schwerer wird, als man erwartet hat. In diesem Fall blieb das, was von uns vorgeschlagen wurde, praktisch ohne Veränderung und erreichte die Leichtigkeit und das schwebende Bild, wir beabsichtigten.
Wunsch/Ziel des Bauherrn. Was sollte das Projekt leisten können?
Aguilo + Pedraza: Die Besitzer kauften dieses Gelände in einem Vorgebirge der Anden, um eine enge Beziehung zur Natur aufzubauen. Wir glauben, dass dieses Ziel durch die Gestaltung des Hauses vollständig erreicht wurde. Das Haus ist durch seine Stahlrahmenkonstruktion abgehängt und lässt das natürliche Terrain durchqueren, das auch einen weiten Blick auf die spektakulären Berge ermöglicht.
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Architekturbüro Aguilo + Pedraza arquitectos
Gegründet 2002 in Santiago/Chile. Mitarbeiter: sechs. Arbeitsgebiete: Wohnhäuser, Bildungsgebäude, Museen, Büros
Factsheet
Projekt: Casa IPE
Standort: Santiago/RCH, Los Andes premountain range
Bauherr: Aguilo + Pedraza arquitectos/Rodrigo Tejo
Bauaufgabe: Wohnhaus
Fertigstellung: 2018
Grundstück: 1 740 m²
Geschosse: 2
Nutzfläche: 335 m²
Materialien (Decke, Wand, Boden): Decken und Wände: Lenga-Südbuche; Boden: großformatige Fliesen; Sanitärausstattung: Hansgrohe, Vitra, Duravit; Möblierung: von lokalen Tischlern hergestellt
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