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Barbara Vörös: Grafikdesignerin und Wandgestalterin

Über Gänsehautmomente, Grafik an der Wand und Zahnstocherpapierchen
Barbara Vörös

Es macht einen Unterschied, ob man eine kleine Fläche oder eine ganze Wand gestaltet. Barbara Vörös hat sich für die ganze Wand entschieden. Die Arbeiten der Grafikdesignerin sind vielseitig, leicht und bereiten dem Betrachtenden Freude.

Autorin Katharina Feuer

Es muss im Bauch kribbeln. Barbara Vörös nennt es den „Gänsehautmoment“. Das ist der Moment, in dem sie weiß, dass sie die passende Idee für einen Auftrag gefunden hat. Dieser oft intuitiven Wahl für eine Grafik oder bestimmte Farbe gehen viele Vorstufen voraus: Kontaktaufnahme, die Auseinandersetzung mit dem Ort und seiner Funktion, Skizzen, Farbstudien, Fotografien, die Abfrage von Wünschen und Vorstellungen. Auf ihrem Instagram-Account erhält man einen Eindruck, wie sich die Künstlerin an manche Projekte herantastet.

Sie wird kontaktiert, wenn ein Bauherr merkt, dass ihm noch etwas fehlt. „Es wirkt oft wie ein Hilfeschrei und dann komme ich ins Spiel.“ Es gibt auch umsichtige Auftraggeber, die ihre Arbeit von Anfang an einplanen. Das sei dann ein schöner Prozess.

Die Grafikdesignerin, die seit zehn Jahren ihr Studio für grafische Architekturoberflächen in Wien betreibt, geht aber auch noch den klassischen Weg der Kaltakquise. „Ich verschicke gern leere, weiße Postkarten. Am nächsten Tag folgt mit der zweiten Postkarte die Auflösung in Form einer Gestaltung. Darüber habe ich auch schon einige tolle Aufträge erhalten … oft nach Jahren“, lächelt sie.

Wirkungsraum entwickeln

Die Begeisterung und das Interesse für Architektur und Innenarchitektur schwang schon immer bei ihrer Arbeit mit. Irgendwann sattelte die gebürtige Französin um. Seither kann die Fläche, die sie gestaltet, gar nicht groß genug sein. Mit großer Freude und Neugier geht sie ans Werk. „Eigentlich habe ich selten konkrete Vorgaben. Ich überlege mir: Was braucht der Raum? Ich will nicht plakativ eingreifen und ein Bild aufhängen, sondern einen Wirkungsraum entwickeln. Dabei versuche ich, auf die Umgebung, die zukünftigen Nutzer und die Funktion einzugehen.“

Dieser Prozess ist mit Fragen verbunden. Braucht das Interior mehr Ruhe oder mehr Licht? Wie soll es wirken? Gibt es ein Thema? „Meist finde ich schnell ein Thema. Dem Kunden unterbreite ich nie mehr als zwei Vorschläge. Und auch das nur, weil ich weiß, dass Menschen gern wählen wollen.“ Bei einem aktuellen Projekt – die Gestaltung des LKH Leoben – war der Wunsch vordergründig, Menschen etwas Gutes zu tun. Der Leitsatz lautet: „Die Sonne scheint immer!“ Kräftige Pink- und Orangetöne auf gemaserten Holzpaneelen strahlen an den Wänden und spenden positive Energie.

Intuitive Farbpalette

„Viele Menschen haben ihr Farbbewusstsein durch die Mode und Trends verloren“, gibt Barbara Vörös zu bedenken. Die Entscheidung für einen bestimmten Ton passiert bei ihr genauso intuitiv und aus dem Bauch heraus wie die Wahl einer Grafik oder auch des Materials. Barbara Vörös arbeitet zwar hauptsächlich mit Pinsel und Rolle, aber es kommen auch Schablonen, Spraydosen, Holz- oder Lochplatten zum Einsatz. Selbst mit Stoff hat sie schon experimentiert. Sie ist offen und neugierig.

Inspiration findet die Künstlerin in der Natur, beim Fotografieren, Skizzieren und durch beiläufige, teils vermeintlich unwichtige Details. Wie das Zahnstocherpapierchen, das sie auf einer Zugfahrt so lange gefaltet hatte, bis eine spannende Struktur entstanden war, die sie fotografierte und in ihrem Archiv gespeichert hat. An Ideen mangelt es ihr also nicht.

Und falls „ich doch mal einen Knoten im Kopf habe, melde ich mich bei meinem Pingpong-Partner“. Das ist ein Freund, der ihre Gedanken aufgreift und ihr zurückspielt. Der Austausch hilft ihr, wenn sie nicht weiterweiß.

Fläche und Drumherum

Gibt es einen Unterschied, ob man eine A4-Seite in einem Magazin grafisch gestaltet oder eine Wand? „Der Unterschied ist, dass ich nicht nur eine Fläche gestalte, sondern dass ich das Drumherum mit einbeziehe. Manchmal zieht sich die Gestaltung auch über weitere Flächen wie Wände, Decke, Boden oder sogar Möbel.“

Für Barbara Vörös ist ihre Arbeit eine Art Komposition, bei der sie mit den Bedürfnissen und Bewegungen von Menschen sowie unterschiedlichen Ebenen arbeitet. Die Gestaltung soll sich in das Ganze einbetten. „Oft vergleiche ich diesen Prozess mit einem Tanz.“ Und noch einen großen Unterschied sieht sie. „Ein Bild im Magazin kann mich berühren und in mir etwas auslösen. Das Magazin lege ich dann aber wieder weg. Eine Form oder Farbe an der Wand ist immer präsent. Sie wirkt immer. Daraus resultiert eine gewisse Verantwortung.“

Früher habe sie hauptsächlich nur mit Schwarz-Weiß gearbeitet. Dabei mochte sie schon immer kräftige Töne. Mittlerweile greift sie gern zum Farbeimer und verwendet auch Nuancen, die sie persönlich nicht bevorzugen würde wie das strahlende Orange für das Krankenhaus. „Bei der Wahl geht es um eine stimmige Gesamterscheinung und nicht um Geschmack“, erläutert sie ihr Vorgehen.


Foto: Chris Zvitkovits

Barbara Vörös (Jg. 1969) studierte von 1985 bis 1991 Grafikdesign in Graz und wirkte danach an künstlerischen Arbeiten mit Designern, Gestaltern und Fotografen mit. Nach Stationen als Artdirektorin in diversen Werbeagenturen, Designbüros und Verlagen in Wien und Hamburg verlegte sie ihren Fokus. Seit 2003 arbeitet Vörös „im Raum“. Zunächst mit dem Architekten Andreas Reichl unter dem Namen Walltattoo, seit 2012 allein als Studio für grafische Architekturoberflächen.

Webseite der Gestalterin

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