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Arbeiten im transluzenten Nebel

Raum und Material
Arbeiten im transluzenten Nebel

Neue Formen der Arbeit erfordern neue Formen von Räumen. Die amerikanische Filmproduktionsfirma Logan hat sich experimentellen Ansätzen nicht nur in den eigenen Projekten, sondern auch in den eigenen Räumen verschrieben. Das Architekturbüro SO-IL nahm sich der Aufgabe an.

Autorin Christiane Sauer

Die Filmproduktionsfirma verfolgt ein dynamisches Büromodell: Der klassische personalisierte Arbeitsplatz mit fest definiertem Umfeld hat sich überholt. Eine über 600 qm große Etage mitten in Soho, New York, wurde zum Firmensitz mit Studios ausgebaut und dient nun einer sich ständig wandelnden Schar von Mitarbeitern als professionelles Umfeld.

Arbeitssituation, Anforderungen und Gruppengröße ändern sich permanent. Die projektweise Zusammenarbeit unterschiedlichster Individuen, Berater und Selbstständiger verlangt nach einem Modell, das sich dynamisch anpasst — vom Brainstorming mit zwanzig Personen bis zum Vier-Augen Gespräch. Die Architekten Florian Idenburg und Jing Liu, die seit 2007 als SO-IL in Brooklyn zusammen arbeiten, nahmen sich der Aufgabe an. Das auf den ersten Blick sehr reduzierte Projekt lebt von der exakten Platzierung weniger Elemente.

Sie teilten den Raum in zwei identisch große, rechteckige Räume auf. In jedem dieser Räume steht zentral als einzige Möblierung ein etwa 20 Meter langer, maßangefertigter weißer Tisch. Dieser von allen gleichermaßen genutzte Tisch bietet Arbeitsgruppen jeder Größe den passenden Platz für Entwurf, Konzeptfindung, Meetings und Ausarbeitung. Der hintere Bereich ist jeweils mit Glaswänden abgetrennt, um akustisch ruhige Bereiche für Besprechungen zu schaffen.

Transluzente textile Wände schirmen die beiden Arbeitszonen voneinander ab, ohne sie komplett zu trennen. Der helle Nylonstoff stammt aus der Theatertechnik und ist in großen Breiten erhältlich, so dass die gesamte Wandfläche als durchgehende Bahn hergestellt werden konnte. Er fängt das Licht ein, filtert den Blick und schafft zugleich eine räumliche Tiefe mit optischer Unschärfe. Auch vor den Fenstern ist das weiße Schleiermaterial angebracht, einfallendes Licht wird gleichmäßig gefiltert.

So entsteht ein Raumeindruck wie im Nebel, die Umgebung wird ausgeblendet, man kann sich im bezugsfreien Raum ganz der Erarbeitung der neuen kreativen Ideen und Statements widmen. Unterstützt wird dieser abstrakte Raumeindruck durch Lichtspanndecken aus PVC, die eine absolut gleichmäßige, schattenlose Ausleuchtung bewirken. Die Reflexionen auf den trennenden Glaswänden spielen mit den optischen Grenzen der Räume.

Alle funktionalen Bereiche wie Küche, Aufnahmestudio oder die schalldichten “Editing-Rooms“ sind an der Peripherie des Lofts angeordnet. Hier wechselt auch das Materialkonzept: Raumhohe dunkelgraue Filzfaltungen schlucken in den Studios den Schall. Der bestehende Holzdielenboden wurde erhalten, in Teilen ausgebessert und ebenfalls dunkel gebeizt. Dies schafft einen spannenden Oberflächenkontrast zu den hellen Einbauten.

Die optischen Effekte der transluzenten Fläche und des natürlichen Lichteinfalls wurden zu Beginn und während der Bauphase an 1:1 “Mock Ups“ vor Ort überprüft. Die feinen Nuancen der Wahrnehmung, die dieser Raum in Realität vermittelt, lassen sich nicht über digitale Modelle entwerfen. Optik, Haptik und Akustik spielen hier zusammen, um ein außergewöhnliches Raumgefühl zu vermitteln, das in seiner Reduktion der Kreativität der dort Arbeitenden neue Räume eröffnet.

Kontakt:
SO – IL
68 Jay Street, #501
Brooklyn, NY 11201
www.so-il.org

Fotos: Iwan Baan (IB)
Naho Kubota (NK)
So-il (SI)

Weitere Materialentwicklungen und -anwendungen finden Sie hier

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