Optische Reliefs bieten innovative Gestaltungsmöglichkeiten für neue Oberflächen. Sie spielen mit Licht und Schatten und werden mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms dreidimensional strukturiert.
Autorin Christiane Sauer
Ein Relief aus Licht, das durch Schattenwurf zum Leben erwacht – dies war die Vision des Künstlers Roderick Quin, der nach einem langjährigen Entwicklungsprozess nun seine Erfindung zur Marktreife gebracht hat. ‚Ombrae‘ (abgel. vom lat. umbrae, die Schatten) nennt er diese Technologie, die die Oberfläche eines Materials so manipuliert, dass ein vorab programmiertes Bild dargestellt werden kann. Mittels digitaler Daten werden 3D-Pixel‘ – sogenannte ‚Optical Tiles‘ – als Oberfläche generiert. Diese Tiles reflektieren einfallendes Licht je nach ihrer Oberflächenausrichtung in einer vorbestimmten Weise. Eine Computersoftware kalkuliert vorab die optimale reflexive Position jedes einzelnen ‚3D-Pixels‘ des Gesamtsystems. Es lassen sich so hochaufgelöste Bilder, Grafiken oder Schriften darstellen.
Zu diesem Zweck wird das darzustellende Motiv zunächst nach seinen Graustufen analysiert, sowie die gewünschte Auflösung bestimmt. Auch die Beleuchtungssituation des Aufstellungsortes der fertigen Oberfläche wird untersucht. Die vorherrschenden Blickwinkel der Betrachter, sowie der Einfallswinkel der natürlichen und künstlichen Beleuchtung werden in den Berechnungsprozess der endgültigen Geometrie miteinbezogen. Die Software, um diese Informationen zu verarbeiten, ist der eigentliche Kern der Erfindung.
Das fertige Bild, das aus einer Vielzahl der unterschiedlich ausgerichteten ‚3D-Pixel‘ besteht, löst einen erstaunlichen dreidimensionalen, fast holografischen Effekt im Auge des Betrachters aus. Bewegt man sich an dem Motiv vorbei, scheint es selbst in Bewegung zu kommen. Das Motiv verändert sich mit dem Blickwinkel, so dass unterschiedliche Betrachter auch immer unterschiedliche Erscheinungen des Bildes sehen.
Die Umsetzung der ‚3D-Pixel‘ kann in allen erdenklichen Materialien erfolgen. Metall, Kunststoff, Glas, Beton, Papier, Leder oder Textil lassen sich mittels Computertechnologie bearbeiten. Die Größe der ‚3D-Pixel‘ kann von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern reichen. Je nach Material kann die Struktur gestanzt, CNC-gefräst, geätzt oder gegossen werden. Dem Wunsch der Kunden entsprechend wird ein individuelles Konzept erarbeitet. Da es sich bei diesem Prinzip durchweg um Sonderanfertigungen handelt, gibt es derzeit noch kein marktreifes Serienprodukt der Oberfläche. Die Produktion befindet sich derzeit in Kanada.
Auch der Maßstab einer Ombrae-Oberfläche lässt sich in unterschiedlichen Dimensionen denken. Vom Parfumflakon, in den interaktive Motive mit der ‚3D-Pixel‘-Technologie geätzt sind, über semitransparente Sonnenschutzfassaden bis hin zu mehrere Meter großen ‚3D-Pixeln‘ als landschaftliche Bodenstrukturierung, so dass selbst riesige Außenflächen gestaltet werden könnten – beispielsweise für den Blick von oben aus dem Flugzeug.
Die Verbindung von Kunst, Technologie und Bewegung sind die Themen, die den Erfinder der Technologie besonders interessieren. Eine aktive Fläche, ein dynamisches Bild wollte er schaffen – dies ganz ohne Hilfsmittel wie Linsen, Laminierungen oder Aufdrucke. Das Material selbst wird zum Bild. Durch unterschiedliche Beleuchtungsszenarien mit weißem oder farbigen Licht kann die Oberfläche zusätzlich animiert werden.
Das Faszinierende des optischen Prinzips ‚3D-Pixel‘ ist, dass es so vielfältig eingesetzt werden kann. Vom Produktdesign und Interiorbereich bis in den architektonischen und sogar städtebaulichen Maßstab; die interaktiven Reliefs bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für neue Oberflächen.
Kontakt:
Ombrae Studios inc.
Studio 3 1334 Odlum Drive
Vancouver, BC V5L 3M3/CND
T +1 6 04 2 55 99 29
www.ombrae.com
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