1 Monat GRATIS testen, danach für nur 7,50€/Monat!
Home » Materialien »

Re-Design

Design trifft Recycling-Material
Re-Design

Design trifft Recycling-Material – eine bisher noch seltene, aber umso interessantere Kombination. Einige Projekte, die dieses Jahr auf der Mailänder Möbelmesse vorgestellt wurden, verfolgen diesen Weg auf hohem gestalterische und technologischen Niveau. Hier sollen drei dieser Neuerungen vorgestellt werden.

Autorin Christiane Sauer

Einer der weltweit größten Hersteller für Druckpapiere und Holzprodukte, das finnische Unternehmen UPM, hat sich dem Produktions-Recycling verschrieben. Bei der Herstellung von laminierten Papier-Klebeetiketten fallen dort täglich große Mengen Restmaterial an. Fast der gesamte Abfall aus finnischer Produktion wird firmenintern wiederverwertet. Das hochwertige Papier/Kunststoff-Gemisch besteht zu 60 Prozent aus feinsten Zellulosefasern und zu 40 Prozent aus teilweise bereits recyceltem Polypropylen. Das Material ist extrusions- und spritzgussfähig und kann zu unterschiedlichen Produkten weiterverarbeitet werden.

Durch den Kunststoffanteil ist der Werkstoff mechanisch widerstandsfähig und beständig gegen Feuchtigkeit, also im Endprodukt auch für den Außeneinsatz geeignet. Das Material ist so gut wie frei von Lignin, dem plastischen Bindemittel von Holz, das zur Vergrauung neigt. Dadurch ergibt sich eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Verbleichen unter UV-Einstrahlung. Das unter dem Namen ‚ProFi‘ vermarktete Material kann nach seiner Verwendung erneut zerkleinert und recycelt werden.

Individuelles Design durch Recycling-Prozess

In der Zusammenarbeit von UPM mit dem einst von Alvar Aalto gegründeten finnischen Möbelhersteller Artek entstand jetzt ein neues Boden- und Wandbelagsystem aus dem Holz-Kunststoff-Komposit. Dieses kann sowohl im Neubau, als auch in der Sanierung und Aufwertung bestehender Flächen eingesetzt werden.

Durch den Recycling-Prozess erhält jede Fliese eine individuell marmorierte Oberfläche. So wirkt die Fläche im Ganzen auf subtile Weise lebendig. Eine glatte Haptik und eine monochrome Farbgebung verleihen dem Produkt darüber hinaus einen hochwertigen Charakter.

Die Module können von Hand untereinander durch Clips an den Längsseiten oder an den Ecken verbunden werden, so dass sich hier unterschiedliche Muster verlegen lassen. Elektrische Kabel können in den Hohlräumen an der Unterseite entlang geführt werden. In der Mitte der Fliese lassen sich Bohrungen einbringen, durch die elektrische Anschlüsse beispielsweise für Leuchten oder Steckdosen möglich sind.

Shigeru Ban entwickelte aus dem ‚UPM-ProFi‘-Material ein modulares Möbelsystem für Artek, das sogenannte ’10-unit system‘. Die konstruktive und formale Basis besteht aus einem einzigen L-förmigen Element, das in unterschiedlichen Positionen kombiniert werden kann. So können im Handumdrehen ein Tisch, eine Bank oder ein Stuhl aus diesem Element zusammengesetzt werden. Bereits 2007 gab es eine erfolgreiche Zusammenarbeit des japanischen Architekten mit Artek und UPM. Damals realisierte Ban einen ganzen Pavillon für Artek, der komplett aus ProFi-Profilen konstruiert wurde.

Biologisch abbaubarer Kunststoff

Weiteres Recycling – ein weiteres Kompositmaterial auf Zellulosebasis ist ‚DuraPulp‘, das aus Zellulosemasse und PLA besteht. PLA ist ein biologisch abbaubarer Kunststoff, der als Substitut für Erdöl basierten Kunststoff einsetzbar ist. In Kooperation des Papierzellstoff Herstellers Södra Cell, der schwedischen Materialforschungs- und Entwicklungsfirma Innventia und dem Stockholmer Architektur- und Designbüro Claesson Koivisto Rune wurde der Kinderstuhl ‚Parapu‘ entwickelt, der nun in Mailand zum ersten Mal präsentiert wurde.

Die innovative Oberfläche fühlt sich an wie Papier, die Dauerhaftigkeit des Materials ist aufgrund der speziellen Materialzusammensetzung der von Kunststoff oder Holz vergleichbar. Es wurden umfangreiche Haltbarkeitstests durchgeführt, um für den praktischen Einsatz in Kinderhänden gewappnet zu sein. Heraus kam eine leichte Schalenkonstruktion aus heißgepresstem Zellulose-PLA-Gemisch. Der finale Pressvorgang verleiht dem Material seine Dauerhaftigkeit.

Dennoch ist der Stuhl absolut umweltfreundlich, er kann kompostiert werden, ist gleichzeitig aber bei nur temporärer Feuchtigkeitseinwirkung wasserbeständig. Diese Beispiele zeigen, dass anspruchsvolles Design und nachhaltige Materialien gerade in der Kombination ein großes Potenzial für die Gestaltung bieten. Zellulosebasierte Kompositmaterialien können auf ihren Einsatzzweck hin maßgeschneidert werden. Gleichzeitig entstehen Produkte, die selbst wieder recycelt werden können oder sich als PLA-Komposit im besten Falle im Garten kompostieren lassen und sich somit wortwörtlich in Wohlgefallen auflösen.

Kontakt:
UPM ProFi Group, Head Office Eteläesplanadi 2 P.O. Box 380 FIN-00101 Helsinki

Artek oy ab Lemuntie 3–5 B FIN-00510 Helsinki

Södra S-351 89 Växjö www.sodrapulplabs.com

Weitere Materialientwicklungen und -anwendungen finden Sie hier

Tags
Anzeige
Top-Thema
Anzeige

Neueste Beiträge
Elementar
Armaturenkollektion aus Edelstahl von der Zucchetti Rubinetteria S.p.A.
Elementar
Titelbild md 03-04
Ausgabe
03-04.2024 kaufen
EINZELHEFT
ABO

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de