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Enigma

RCR Arquitectes und Pau Llimona schaffen Innenarchitektur auf hohem Niveau
Enigma Barcelona

Ein geheimnisvoller Ort ist der jüngste Coup von Starkoch Albert Adrià: das Enigma. Mitten im Herzen Barcelonas gelegen, treffen sich in diesem Restaurant Sensibilität für Kulinarik und für Architektur auf hohem Niveau.

Autorin Christiane Sauer

English translation below

Albert Adrià, mehrfach Michelin-Stern gekrönte kreative Triebfeder hinter Restaurants wie dem legendären El Bulli, fand für seine neueste gastronomische Kreation mit dem Architektenteam von RCR Arquitectes den idealen Partner.

RCR Arquitectes inszenieren Oberflächen

Das 2017 mit dem Pritzker Preis ausgezeichnete katalanische Trio setzt in seinen Entwürfen auf außergewöhnlichen Einsatz von Material und interpretiert Raum als frei geformte Landschaft.

Bereits seit dreißig Jahren arbeiten RCR Arquitectes – die Gründer Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta – als kreatives Team und inszenieren in ihren Projekten Oberflächen, Licht und Farbe auf eindrückliche und überraschende Weise.

Die innovativen Restaurantkonzepte der Brüder Albert und Ferran Adrià finden sich in Barcelonas gastronomischem Hotspot el Barri Adrià im Radius weniger Blocks: sechs gastronomische Highlights wie etwa das Tickets, eine Tapas-Bar mit kulinarischem Anklang an das 2011 geschlossene El Bulli, das Pakta mit peruanisch-japanischer Fusion-Küche oder das Niño Viejo, das sich mexikanischem Streetfood verschrieben hat.

Enigma, RCR Arquitectes
Im Enigma ist der gesamte Küchenbereich offen. Der Gast kommt zum Essen, nicht das Essen zum Gast. Foto: ©Neolith by TheSize

Enigma bedeutet auf Spanisch Geheimnis

Seit 2017 nun auch noch das Enigma Restaurant Barcelona. Rätsel bedeutet der Name im Spanischen und rätselhaft ist schon der Eintritt in dieses Reich der Sinne. Schafft man es, per Reservierung einen der insgesamt 24 Sitzplätze zu ergattern, erhält man nach einer Anzahlung einen Zahlencode.

Enigma
Der spiegelverkehrt geschriebene Schriftzug Enigma ziert den Eingang. Foto: ©Neolith

Diesen tippt man am Eingang ein, die Tür öffnet sich und ein geschwungener gläserner Tunnel leitet den Gast wie in einem Schneckenhaus ins Innere. Kein Personal, sondern kühle blaugraue Töne, gläserne und steinerne Oberflächen empfangen den Besucher.

An der Rezeption angekommen, legt man mit der Garderobe die Gedanken an die Außenwelt ab, kommt zur Ruhe und stimmt sich im Ryokan, das auf Begrüßungsrituale japanischer Herbergen anspielt, mit Tee oder erfrischenden Getränken auf die kulinarische Reise ein.

Enigma
Das Stahlgewebe an der Decke verbirgt eine Metallraster. Darin können die Glaspaneele beliebig abgehängt werden. Das erlaubt auch nachträglich einfache Veränderungen im Grundriss. Das Lokal bleibt anpassungsfähig. Foto: ©Neolith

Organisch anmutendes Kontinuum

Hier schweift der Blick zum ersten Mal durch die Räume: Durch Schichten von Glas lässt sich vage erahnen, was vor einem liegt. Im Laufe der kommenden drei Stunden wird der Gast durch Räume und Geschmackserlebnisse geführt, die sich zuvor bekannten Kategorien entziehen.

Den insgesamt 650 m² großen Raum, der ursprünglich durch rohe architektonische Elemente wie massive Betonstützen gekennzeichnet war, verwandelten die Architekten in ein organisch anmutendes Kontinuum, in dem räumliche Grenzen verschwimmen und zu fließenden Übergängen zwischen den Stationen des Abends, den unterschiedlichen „Enigmas“, werden.

Food, Enigma, RCR Arquitectes
Koch am Werk, am Herd. Foto: ©Neolith by TheSize

Raumeindruck ändert sich

Je nach Blickwinkel ändert sich dabei kontinuierlich der Raumeindruck. Boden, Wände und Decke sind mit wogenden Strukturen und blaugrauen Farbtönen bedeckt, spezielle Musik und Akzente durch farbige Hinterleuchtung komplettieren die Atmosphäre. Entlang der Decke ziehen sich Wolken aus Edelstahlgeflecht und verbergen die darunterliegenden technischen Strukturen.

Bis ins Detail haben die Architekten an dem Gesamtbild gearbeitet: Sogar das graue Service-Dress des Enigma-Teams haben sie entworfen.

 

Enigma, RCR Arquitectes
Lagebesprechung im Enigma bevor die Gäste kommen. Foto: ©Neolith by TheSize

Wandbeläge aus mineralischen Sinterstein

Die räumlichen Zonen sind Teilen des Menüs zugeordnet und werden durch gläserne Elemente begrenzt. Gussglas mit spezieller Musterung wurde im Sandformverfahren extra für diesen Einsatz angefertigt. Die den Raum bestimmenden Oberflächen sind jedoch die Boden- und Wandbeläge aus einem mineralischen Sinterstein (Neolith), der in einem innovativen digitalen Verfahren bedruckt wurde.

Enigma, RCR Arquitectes, Fliesenplan
Fliesenplan ©RCR Arquitectes

Pate stand ein mit freiem Pinselstrich in Blautönen gezeichnetes Aquarell der Architekten. Es wurde auf Raumgröße skaliert und auf die Bodenplatten übertragen. Aufgrund der übergreifenden Musterung mussten die Paneele, deren einzelne Motive alle unterschiedlich sind, mit großer Perfektion wieder zum Gesamtbild gefügt werden. Man nutzte dafür modernste Technik: Drohnen prüften aus der Luft die optische Konsistenz.

Glaswände lassen räumliche Grenzen verschwimmen

Auf dieser übergroßen Zeichnung bewegt der Gast sich nun zur zweiten Station, La Cava bzw. Bodega. Auf transluzenten, organisch geformten Möbeln aus Glasfaserkunststoff werden Getränke auf Weinbasis und kleine Snacks gereicht.

Enigma, RCR Arquitectes
Zentraler Restaurantbereich. Ansonsten sind die räumlichen Zonen Teilen des Menüs zugeordnet und werden durch gläserne Elemente begrenzt. Foto: ©Neolith by TheSize

Anschließend macht man sich zwischen den Glaswänden hindurch auf den Weg zur Bar, der Cocktaileria, die wie eine Kochinsel konzipiert ist, an der man sich über diesen flüssigen Teil des Menüs austauscht. Insgesamt vierzig Gänge aller Konsistenzen, Geschmäcke und Formen werden an einem Abend im Enigma serviert.

Kulinarischer Parcours

Die Karawane der Gäste zieht weiter, vorbei an offenen, frei im Raum stehenden Kochinseln, an denen die Speisen vorbereitet werden. Nächste Station ist der japanische Teppanyaki- Grill.

Eine Stahlplatte ist in den Tisch eingelassen, die Gäste sitzen um den Koch herum. So können Speisen ohne lange Wege auf den Punkt gegart und sofort serviert werden.

Enigma, RCR Arquitectes
Köche und Servicekräfte sind in ein eigens für das Enigma entworfenes Outfit gekleidet. Foto: ©Neolith by TheSize

Hier und bei den Kücheninseln finden sich auch als vertikale Verkleidung der Tischblöcke und Abzugshauben die steinernen Aquarellzeichnungen, die grafisch die Konturen der Einrichtung verwischen.

Eine Welt fernab des Alltags

Der zentrale Raum, den man in Folge durch die gläsernen Schleier betritt, ist der Kern des Enigmas und erinnert in seiner Funktionalität am ehesten an ein klassisches Restaurant. Hier verweilt man rund eine Stunde, ein großer Teil der Hauptgänge und ein Teil des Desserts werden serviert.

Zum Abschluss begibt man sich in ein räumliches Zitat: Das ehemalige 41°, ein Vorgängerrestaurant von Albert Adrià, wurde samt Stühlen, Tischen und stählernem Bartresen in den rückwärtigen Teil des Enigmas transferiert.

Enigma, RCR Arquitectes
Die Materialien lassen die Grenzen verschwimmen, inklusive der Sintersteinplatten mit Aquarellmotiv am Boden.
Foto: ©Neolith by TheSize

Durch eine Hintertür verlässt man schließlich am Ende des Abends diesen Ort. Er scheint aus Zeit und Raum gefallen und gibt jedem Gast eine unvergessliche und ganz individuelle Erinnerung mit auf den Weg.

Die Architekten beschreiben es: „Jede Person erlebt hier ihre ganz eigene gastronomische Erfahrung. Man besucht eine Welt fernab des Alltags, eine Welt des sensorischen Genusses, in der die Zeit stehen bleibt. So erlebt jeder seinen eigenen Traum.“

Lesen Sie das Interview mit RCR Arquitectes & Pau Llimona hier


RCR Arquitectes & Pau Llimona

RCR Arquitectes & Nos-Altres Arquitectures

Projektmanagement: RCR Arquitectes / Nos-Altres Arquitectures / SGA Arquitectos
Inhaber: Rafael Aranda, Carme Pigem, Ramon Vilalta
Gründungsjahr: 1987
Mitarbeiter: 50
Arbeitsgebiete: u. a. Wohnen, Hotels, Restaurants, Schulen, Museen.
Webseite des Architekturbüros


Factsheet

Projekt: Enigma

Standort: Carrer Sepúlveda 38–40, 08015 Barcelona/Spanien

Bauherr/Eigentümer: Albert Adrià Projectes S.L.

Bauaufgabe: Restaurant

Baubeginn: Dezember 2014

Fertigstellung: Dezember 2016

Geschossfläche = Nutzfläche: 650

Materialien: (Decke, Wand, Boden):

Decke: Edelstahl-Metallgewebe von Metálicas Olot sl;

Wände: Gussglas im Sandstrahlverfahren von Cricursa;

Wand- und Bodenpaneele, Verkleidung und Arbeitsflächen Kochinseln: Neolith® TheSize, individuell bedruckt

Möblierung/Licht: Möbel und Beistelltische, Stühle, Sofa, Kunst & Design Girona

Küchenausstattung: Complet Hotel/Frigicoll

Sanitär: Vola, Duravit

Beleuchtung: Davide Groppi, Nulla & Custom lighting

Sound: See Sound

Service-Dress: CSTY


The Enigma restaurant in Barcelona

Between solid and fluid

The latest coup by star chef Albert Adrià is a mysterious place – Enigma. Located in the heart of Barcelona, it is a restaurant where a sensitivity for culinary delights and architecture meet at the very highest level.

Author: Christiane Sauer

Albert Adrià, multiple Michelin-starred creative driving force behind restaurants like the legendary El Bulli, found the ideal partners for his most recent culinary creation – the team of RCR Arquitectes. The Catalan threesome, Pritzker prize winner of 2017, banks on an unusual use of materials in its designs and interprets space as a freely formed landscape. RCR Arquitectes, founded by Rafael Aranda, Carme Pigem and Ramon Vilalta, have already worked for 30 years as a creative team. With their projects, they enact surfaces, light and color in an impressive and surprising way.

In Barcelona’s hotspot el Barri Adrià, the innovative restaurant concepts of brothers Albert and Ferran Adrià can be found within a space of only a few blocks – six gastronomical highlights, for instance ‘Tickets’, a tapas bar with culinary ambitions reminiscent of El Bulli, closed in 2011, Pakta, offering a fusion of Peruvian and Japanese cuisine, or Niño Viejo, devoted to Mexican streetfood.

And now, from 2017 onwards, Enigma. The Spanish word means mystery, and right from the beginning, when you enter this realm of the senses, you are enveloped by mystery. If you succeed in snatching one of the 24 seats by booking in advance, you will receive a code number after having paid a deposit. At the entrance, you enter this code, the door will open and a curved glass tunnel guides you inside like into a snail shell. The visitor is not welcomed by staff, only by cool shades in blue and grey and surfaces of glass and stone.

Having reached reception, guests leave not only their coats but also their thoughts of the world outside as well. They calm down and in the Ryokan, an allusion to the welcome rituals in Japanese inns, get into the mood of the culinary journey with a cup of tea or a refreshing drink. At this instance, the eye sweeps over the rooms for the first time; through layers of glass you can only vaguely perceive what awaits you. In the next three hours, guests are guided through spaces and taste sensations that transcend categories which have been well-known till now.

An organic continuum

The architects transformed the 650 square meters of floor space, originally characterized by rough architectural elements like solid concrete supports, into an organic-looking continuum, where spatial borders are indistinct and become smooth transitions between the stations – the various „enigmas“.

Depending on perspective, the spatial impression changes all the time. Floor, walls and ceiling are covered with billowing structures and blue-grey color shades; a special kind of music and accents achieved by colored backlighting round off the atmosphere. Clouds of stainless-steel wiring creep along the ceiling, covering the technical structures behind them.

The architects worked on the overall impression down to the very last detail; they even designed the grey uniforms of Enigma’s serving staff.

The spatial areas are allotted to parts of the menu and marked off by glass elements. Cast glass with a special pattern was produced in a sand-molding process dedicated to this application. The surfaces, however, that define the room, are the floor and wall coverings made of a mineral sintered stone (Neolith), printed using an innovative digital process with a pattern modeled on a watercolor painting in blue shades created in free brush strokes by the architects.

It was scaled proportionally to the room’s size and transferred to the floor tiles. Due to the overall pattern, the panels with their different individual motifs had to be assembled into the overall picture with great precision. State-of-the-art technology was used to do this: flying drones checked visual consistency from the air.

On this oversized drawing, the guest now proceeds to the second station, La Cava or Bodega. Here wine-based drinks and little snacks are offered on translucent, organically shaped furniture made of fiberglass-reinforced plastics. You then move on to the bar, passing through glass walls. This is called the Cocktaileria, conceived like a cooking island, where you exchange views on this fluid part of the menu. During one evening at Enigma forty courses in all will be served in all textures, flavors and shapes.

A culinary trail

The cavalcade of guests moves along past open cooking islands positioned freely in the room, where the dishes are prepared. The next station is the Teppanyaki, the Japanese grill. A stainless-steel plate is integrated in the table, the guests gather around the chef. This means that food can be cooked to perfection directly in front of the guest and served immediately.

At this station and on the cooking islands too, the stony watercolor drawings were used as vertical cladding of the table blocks and exhaust hoods, graphically blurring the furniture’s contours.

The central room, which you will now enter after passing a veil of glass, is the heart of Enigma. This is the station that reminds us most of a classic restaurant thanks to its functionality. Guests will stay here about an hour. Most of the main dishes and some of the desserts are served here. At the end of the tour you move into an area quite reminiscent of the previous eatery – 41°, one of Albert Adrià’s former restaurants. It has been moved lock, stock and barrel to Enigma’s rear section, chairs, tables and steel bar counter included.

At the end of the evening, you finally leave this restaurant which seems to have fallen out of time and space and has given an unforgettable and very personal lasting impression to each guest, just as the architects describe it: “Here everyone will have their very own culinary experience. You visit a world far away from everyday life, a world of sensory pleasure, where time seems to stand still. Everybody experiences his or her own dream.“

RCR Arquitectes & Pau Llimona

RCR Arquitectes & Nos-Altres Arquitectures

Project management: RCR Arquitectes/Nos-Altres Arquitectures/SGA Arquitectos

Owners: Rafael Aranda, Carme Pigem, Ramon Vilalta

Founding year: 1987

Staff: 50

Work areas: homes, hotels, restaurants, schools, museums

www.rcrarquitectes.es

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