Papanek war seit den 1960er Jahren einer der wichtigsten Vordenker eines sozial und ökologisch orientierten Designansatzes.
In seinem Schlüsselwerk ‚Design for the Real World‘ (1971) plädiert Papanek für Inklusion, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit – Themen, die im heutigen Design aktueller denn je sind.
Industriedesigner, Dozent, Autor, Aktivist und Konsumkritiker
Victor Papanek gelang 1939 die Flucht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aus seiner österreichischen Heimat Wien in die USA. Nachdem er zunächst eine klassische Laufbahn als Industriedesigner eingeschlagen hatte, entwickelte Papanek im Laufe der 1960er-Jahre jene konsumkritische Haltung, für die er international bekannt wurde.
Diese spiegelte sich auch in seinen Entwürfen, die er oft gemeinsam mit seinen Studenten oder Partnern entwickelte, beispielsweise Fernseher und Radios für afrikanische Länder, Elektrofahrzeuge, aber auch das Objekt ‚Fingermajig‘ zur Stimulierung des Tastsinns (1965–1970) oder die Serie der ‚Living Cubes‘ (1973) – Möbel zum Selberbauen, die der Benutzer je nach Bedarf unterschiedlich ausstatten konnte.
Neues kritisches Designverständnis
Papaneks eigentliche Bedeutung lag jedoch in seiner Arbeit als Autor und Vermittler eines neuen, kritischen Designverständnisses. Im Laufe seines Lebens unterrichtete Papanek an Universitäten in aller Welt und inspirierte Generationen von Studierenden. Unermüdlich verfolgte er das Ziel, eine möglichst breite gesellschaftliche Debatte über Design zu führen.
‚Design for the Real World‘ in 20 Sprachen
So moderierte Papanek ab 1961 beispielsweise eine Sendereihe über Design, die US-weit im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Neben seinem Hauptwerk ‚Design for the Real World‘, das bis heute in über 20 Sprachen übersetzt wurde, zementierten weitere Bücher Papaneks Ruf als Pionier des alternativen Designs, etwa ‚How Things Don’t Work‘ (1977) oder ‚Design for Human Scale‘ (1983).
Darin nahm Papanek pointiert und humorvoll den blinden Konsumglauben aufs Korn und übertrug die Ideen der 1968er Generation auf praktische Alltagsfragen vieler Menschen.
Ausstellung im Vitra Design Museum
Die Ausstellung im Vitra Design Museum umfasst hochkarätige, teilweise nie gezeigte Exponate wie Zeichnungen, Objekte, Filmdokumente, Manuskripte und Druckgrafik. Ergänzend werden Werke von Zeitgenossen Papaneks der 1960er bis 1980er Jahre gezeigt, darunter George Nelson, Richard Buckminster Fuller, Marshall McLuhan und der Radical-Design- Initiative ‚Global Tools‘. Zeitgenössische Werke aus den Bereichen Critical Design und Social Design veranschaulichen Papaneks nachhaltigen Einfluss auf das heutige Design.
Publikation zur Ausstellung Victor Papanek: The Politics of Design
Zur Ausstellung ist die gleichnamige Publikation erschienen mit Texten unter anderem von Jan Boelen, Alison J. Clarke, Elizabeth Guffey, Orit Halpern, Jamer Hunt, Amelie Klein, Felicity Scott, Cameron Tonkinwise, Alice Twemlow. Das Buch ‚Victor Papanek: The Politics of Design‘ bietet erstmals einen umfassenden Überblick über Papaneks Leben und Werk.
Herausgeber: Mateo Kries, Amelie Klein, Alison J. Clarke
Gestaltung: Daniel Streat, Visual Fields
Softcover, 19 × 25 cm, 400 Seiten, ca. 500 Abbildungen
ISBN 978–3–945852–25–5, 59,90 Euro (inkl. MwSt.)
Parallel zur Ausstellung finden Vorträge und Diskussionen sowie Workshops statt. Darunter: Auf dem Weg zur Weltgestaltung? Wie das Design die Gesellschaft neu entdeckt? und Victor Papanek, His Time and Why It All Still Matters. Weitere Details sind auf der Webseite des Museums zu finden.
Victor Papanek: The Politics of Design
bis 10. März 2019
Vitra Design Museum
Charles-Eames-Str. 2, 79576 Weil am Rhein
Weitere Ausstellungen finden Sie hier