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Quel luxe!

Maison & Objet 2018
Quel luxe!

Es darf wieder etwas mehr sein: Goldenes, Samtiges, Opulentes. Unser Fazit der Maison & Objet: Die lang ersehnte Gegenbewegung zum massenkompatiblen Hygge-Look ist da. Wir haben die schönsten Neuheiten aus Paris mitgebracht und berichten, was sich tut in der Branche.

Autorin Claudia Simone Hoff

8 Hallen, 220.000 Quadratmeter Fläche, 3034 Aussteller: Die Januarausgabe der Maison & Objet in Paris ist eine Messe der Superlative. Neben Möbelherstellern wie Ligne Roset, Gervasoni und Ercol trifft sich hier das Who ist who der designaffinen Accessoires-, Leuchten- und Tableware-Branche. Designaffine Besucher interessierten sich besonders für die neu strukturierten Hallen 7 „Now! Design à Vivre“ und 8.

Herkner hier, Herkner dort

Sebastian Herkner scheint überall gleichzeitig zu sein. Gerade noch auf der imm cologne gesichtet, treffen wir ihn am Messestand von Fürstenberg. Porzellan ist kein Neuland für den deutschen Designer, denn er hat bereits zahlreiche Produkte für Rosenthal entworfen. Nun also seine erste Arbeit für die niedersächsische Porzellanmanufaktur, die sich in einen neuen Bereich vortastet: Licht. Herkner hat mit „Moira“ eine Kollektion von Pendel-, Tisch- und Stehleuchten entwickelt, die zart und gleichzeitig technisch wirkt. „Porzellan ist wie ein Filter. Es erzeugt eine besondere Lichtstimmung“, sagt der Designer und man kann am Messestand sehen, was er damit meint. Ein geschickt platzierter Spiegel zieht den Besucher hinein in die Installation und lotet die Möglichkeiten der Kollektion aus. „Ich bin sehr happy“ sagt Herkner und hat vor, demnächst seine Wohnung damit zu bestücken. Beim Entwurf des Porzellanschirms half eine Mitarbeiterin: Sie baute die Prototypen aus Papier.

Made in China reloaded

Ein paar Schritte entfernt ist am Messestand von Pulpo zu sehen, was Herkner sonst noch so entwirft: Beistelltische („Delight“) oder eine kugelrunde Leuchte aus Glas („Stellar“). Er arbeitet übrigens auch für ein chinesisches Label, was bisher kaum jemand wusste. Das erzählt Luca Nichetto, als wir ihn auf der Messe treffen. Der italienische Designer, der in Paris seinen Teppichentwurf „Please wait“ für Illulian vorstellte, ist Art Director von Zaozuo – ein chinesisches Möbel-Start-up, das zwei Jahre nach seiner Gründung bereits 35.000.000 Euro Umsatz allein in China macht – und Designstars wie Nendo und Claesson Koivisto Rune mit Entwürfen betraut. Seit er in China arbeitet, betrachtet er das Land und das chinesische Design mit anderen Augen, erzählt Nichetto und meint, dass man die Chinesen in Europa völlig unterschätzt.

Made in China – das sind für ihn längst nicht mehr Kopien von schlechter Qualität, sondern unbändiger Erfinder- und Unternehmergeist. Außerdem herrsche in China eine Goldgräberstimmung, von der man hier nur träumen könne. Auch er als Art Director profitiert davon, indem er selbst am Unternehmen beteiligt ist. Von der Maison & Objet zeigt sich Nichetto indes enttäuscht, denn: „Die Hersteller unterscheiden sich kaum noch voneinander.“

Ausweitung der Produktzone

Zu viel Me too – so könnte man es zusammenfassen. Insbesondere skandinavische Labels wie Bloomingville, Broste Copenhagen und House Doctor mit ihrem massenkompatiblen Komplettsortiment aus Möbeln, Leuchten, Textilien und Accessoires sind extrem gut darin, den High-End-Labels Marktanteile abzutrotzen. Obwohl die Design- und Herstellungsqualität der Produkte meist niedrig ist und die Stücke extrem kurzlebig sind, verkaufen sie sich gut. Fast Interior Fashion folgt Fast Fashion. Wie können High-End-Hersteller, die im Gegensatz zu den Scandi-Labels kostenintensive eigene Fabriken und Manufakturen betreiben, diesem marketinggetriebenen Ansatz entgegentreten? Auf diese Frage gab es in Paris bei den meisten nur eine Antwort: Produktdiversifizierung.

Während Fürstenberg in den Leuchtenmarkt drängt, ist Lladró schon weiter diversifiziert. Das spanische Ex-Familienunternehmen, das gerade von einer amerikanischen Investmentfirma aufgekauft wurde, fertigt Duftkerzen, Leuchten, Schmuck und hat mit der Tischserie „Moments Collection“ erstmals eine Kollektion von Kleinmöbeln entwickelt. Nicht immer sind Ausflüge in andere Produktkategorien so gelungen wie bei Lasvit. Neben den exzeptionellen Leuchten präsentierte der tschechische Hersteller in Paris auch Glasobjekte, darunter Vasen von Arik Levy und eine Trinkglasserie von Kengo Kuma.

Handmade ist en vogue

Handwerklich gefertigte Objekte sind auf der Maison & Objet traditionell stark vertreten. Gerade in diesem Bereich kann man hin Paris viel Überraschendes entdecken – von Vorreitern der Branche wie Lasvit, Moser und Lalique bis zu kleineren Manufakturen wie Hedwig Bollhagen, Hering Berlin oder Paola Paronetto. Genau hier hat die Pariser Messe ihre Stärken, die sie gegenüber den vorrangig industriegetriebenen Veranstaltungen wie Ambiente und imm cologne verstärkt ausspielt. So wurde beispielsweise der Messebereich „Craft/ Métiers d’Art“ komplett neu gestaltet und ist nun viel übersichtlicher. Hier und in den Bereichen „Scènes d’Intérieur Paris“, „Scènes d’Intérieur Gallery“ und „Now! Design à Vivre“ konnte man die schönsten Produkte sehen.

Am Stand von Nanimarquina hing die neue Teppichkollektion „Shade“ an den Wänden. Begüm Cana Özgür hat einen Coup gelandet: Firmengründerin Nani Marquina, die katalanische Grande Dame der Designteppichszene, entdeckte die Arbeiten der jungen türkischen Designerin vor zwei Jahren in New York. Özgür hatte einige Zeit an den Teppichen gearbeitet und sie in der Türkei herstellen lassen. Nun werden sie in Indien aus 100% New Zealand Wool gewebt – mit fein austarierten Farbverläufen. Wie bereits auf der Septemberausgabe der Maison & Objet war handgefertigtes Glas ein großes Thema. Nason Moretti, der eine eigene Fertigung in Murano betreibt, zeigte seine extravagante Kollektion „Octopos“, während Tschechien als traditionelles Glasmacherland in den letzten Jahren eine rasante Karriere hingelegt hat. Das zeigen die Messebeteiligungen von Lasvit, Moser, Bomma und Brokis eindrucksvoll.

Auch wenn das Motto der meisten Messeaussteller eher less is a bore statt less is more lautete: Auf der Sonderausstellungsfläche „Designer of the Year“ zeigte die Dänin Cecilie Manz, welche Qualitäten skandinavisches Design trotz des weichgespülten Hygge-Einerleis noch immer hat. Die zenartige Präsentation ihrer zurückhaltenden Arbeiten für Iittala, Bang & Olufsen, Lightyears und Holmegaard war eine Rückversicherung dafür, dass gute Gestaltung jede Mode übersteht.

Webseite der Messe

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