SOS Brutalismus entstand aus der Idee heraus, eine ‚Rote Liste‘ für besonders bedrohte Bauwerke vorzulegen. Die Begleitpublikation zur laufenden Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt zeigt erstmals die brutalistische Architektur der 1950er- bis 1970er-Jahre in einer weltweiten Bestandsaufnahme.
Entgegen der weitläufigen Meinung sind die Bauten nicht immer aus Sichtbeton (béton brut, wörtlich roher Beton, daher der Begriff Brutalismus), sondern auch aus anderen Materialien wie Metall, Ziegel oder Stein. Vielmehr geht es hier um einen Ansatz in der Architektur, der mit dem ‚New Brutalism‘ 1953 geboren wurde: Lesbarkeit des Grundrisses, klare Zurschaustellung der Konstruktion und Wertschätzung der Materialien.
Weiteres Ziel der Publikation ist die Vielfalt der sogenannten Monster, die seit den 1980er-Jahren in Verruf gerrieten und erst Anfang des 21. Jahrhunderts „wiederentdeckt“ wurden, aufzuzeigen, ihre geistigen Voraussetzungen freizulegen und sie in der Debatte ihrer Zeit zu verankern. Im Herbst 2012 fand in Berlin ein Brutalismus-Symposium statt, dessen internationale Bestandsaufnahme als Beiheft dem Titel beiliegt. Viele der oft kontrovers diskutierten Bauten sind heute von Abriss oder Umgestaltung bedroht. Dagegen formiert sich seit einigen Jahren eine Gegenbewegung, die vor allem im Internet aktiv ist. 2015 folgte der Hashtag #SOSBrutalismus.
Das Buch versammelt Überblicksdarstellungen zum Brutalismus in zwölf Regionen auf der ganzen Welt, Fallstudien zu internationalen Schwerpunkten wie beispielsweise Skopje oder New Haven sowie Essays zur Theoriegeschichte des Brutalismus.
SOS Brutalismus – Eine internationale Bestandsaufnahme
Herausgeber: Oliver Elser, Philip Kurz, Peter Cachola Schmal
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architekturmuseum DAM und der Wüstenrot Stiftung, 1. Auflage, 2017
Gebunden mit broschiertem Beiheft, total 716 Seiten, 686 farbige und 411 sw Abbildungen
ISBN 978–3–03860–074–9 Deutsch, 68 Euro
www.scheidegger-spiess.ch
Die Ausstellung ‚SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!‘ im Deutschen Architekturmuseum läuft bis zum 2. April 2018 und wandert im Anschluss nach Wien weiter in das Architekturzentrum Wien Az W. (3. Mai bis 6. August 2018).