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Kilian Kada von Kadawittfeldarchitektur

Interview über die Zukunft des Büros
Kilian Kada von Kadawittfeldarchitektur

Sie gelten als Verfechter offener Bürolandschaften: Kadawittfeldarchitektur orientiert sich eng an den betrieblichen Anforderungen und sucht den Austausch mit Unternehmen und Mitarbeitern. Ihre Einbauten und Zonierungen geben dem Großraum Struktur.

Autor Jörg Zimmermann

Der Wandel in der Bürowelt wird heftig beschworen. Herr Kada, was zeichnet heute ein Büro aus?

Kilian Kada: Büros sind heute mehr denn je Orte der Kommunikation. Das kann ich schon aus eigener Erfahrung sagen. Kommunikation ist wichtig für die Arbeitsprozesse und den Wissenstransfer. Gleichzeitig findet über die Arbeitsräume eine Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen statt. Büros sind also – auch – ein Mittel der Mitarbeiterbindung. Wenn Arbeit und Arbeitsplatz nicht entkoppelt sind, fühlen die Mitarbeiter sich wohl. Die Motivation steigt. Daran sollte jedem Unternehmen gelegen sein.

Was bedeutet diese Erkenntnis denn für die „Zukunft des Büros“?

Kilian Kada: Die Frage nach der „Zukunft des Büros“ wird uns schon viele Jahre gestellt. Heute glauben einige, dass allein die Nutzung offener Büros bereits ein riesiger Schritt in die Zukunft ist, dass in offenen Räumen Kommunikation per se besser gelingt. Großraumbüros sind aber nicht die einzige Lösung, man muss schon genauer hinschauen. Die Parameter, die ein Büro heute und in Zukunft determinieren, sind sehr vielfältig.

Woran machen Sie diese Einschätzung fest?

Kilian Kada: Der Wert der Arbeit wird sich grundsätzlich verändern. Die Identifikation der eigenen Person über die Arbeit nimmt ab, die Freizeit und deren Gestaltung gewinnen an Bedeutung. Arbeit und Freizeit überlagern sich. Gleichzeitig denken Unternehmen verstärkt über eine Steigerung der Effizienz und eine Reduzierung von Büroflächen nach.

Die Spannweite der Anforderungen scheint groß.

Kilian Kada: Als Grundlage für Entwurf und Planung benötigen wir eine detaillierte Kenntnis der Umstände im Unternehmen. Bei Kadawittfeldarchitektur fordern wir von unserem Auftraggeber eine genaue Analyse der Anforderungen. Im Idealfall gelingt ein direkter Austausch mit den Mitarbeitern. Wie sind deren Abläufe und Prozesse? Welche Arbeiten erfordern ein besonderes, zum Beispiel vertrauliches Umfeld?

Welche Parameter ergeben sich aus der spezifischen Unternehmenskultur? Am liebsten nähern wir uns diesen Fragestellungen über Workshops an, manchmal auch in Kooperation mit externen Partnern, beispielsweise Herstellern von Möbeln. Große Unternehmen involvieren bisweilen spezielle Berater für Büro- und Arbeitsorganisation.

Was folgt daraus konkret für Ihre Arbeit als Architekten?

Kilian Kada: Als Architekten denken wir immer in Alternativen und versuchen, die unterschiedlichen Aspekte zu verbinden. Auf der einen Seite ist der Anspruch, eine räumliche Atmosphäre zu schaffen. Wir sind ein Verfechter offener Bürolandschaften, wissen aber aus Gesprächen mit unseren Auftraggebern und deren Mitarbeitern und auch aus der Situation in unseren eigenen Büros um die Bedeutung von Rückzugsorten und die Möglichkeit, sich für Meetings zurückzuziehen. Auf der anderen Seite stehen dann die faktischen und technischen Anforderungen, eine bestimmte Anzahl an Arbeitsplätzen, Kostenrahmen, Belichtung, Heizung, Kühlung …

Wie aufgeschlossen sind Unternehmen gegenüber neuen Ideen?

Kilian Kada: Eine spannende Frage ist doch, wie gelingt es uns Architekten, unsere räumlichen Ideen zu verkaufen. Was sind die Argumente? Und welches Gewicht haben sie für den Auftraggeber? Hier scheint noch viel Potenzial zu schlummern. Wann argumentieren wir mit Architekturtheorie, wann mit Erfahrungswerten, wann aus den konkreten technischen Anforderungen heraus oder über die Nutzerbedürfnisse? Der Dialog mit den Auftraggebern muss präzise geführt werden auf der Grundlage eines gemeinsamen Verständnisses der Situation.

Können Sie besondere Trends in der Bürowelt feststellen?

Kilian Kada: Wir sehen zum Beispiel eine Überlagerung von Arbeitswelt und Freizeitbereich. Wohlfühlfaktoren, die wir aus dem Wohnbereich kennen, werden nun auch für Bürolandschaften relevant. Die Oberflächen werden weicher, nicht nur aus akustischen Gründen. Es kommt mehr Farbe ins Spiel, Pflanzen können eine Rolle spielen. Es gibt den Wunsch nach Cosiness. Ein anderer Aspekt ist das Thema Gastro in den Unternehmen. Für größere Unternehmen wird das Restaurant zunehmend zu einem wichtigen Ort.

Als Architekten nehmen wir solche Entwicklungen und Trends auf, verdichten sie und interpretieren sie in unseren Entwürfen. Diese Entwürfe sind dann aber nicht das Maß der Dinge sondern Diskussionsgrundlage. Wir zeigen unsere gestalterische Haltung, aber gehen intensiv auf die Vorstellungen der Auftraggeber ein. Allerdings darf es im Prozess nicht beliebig werden. Als erfahrene Architekten wissen wir, wann ein Entwurf kippt, die Qualität verloren geht.

Spielt bei der Büroplanung auch Nachhaltigkeit eine Rolle?

Kilian Kada: Das Thema Nachhaltigkeit macht sich nicht allein an den verwendeten Materialien fest. Schon beim Entwurf der Räumlichkeiten ist nicht nur die aktuelle Nutzung zu bedenken, sondern es besteht für uns auch der Anspruch, dass die Räume für zukünftig veränderte Nutzungen geeignet sind. Idealerweise schafft die Architektur räumliche Strukturen, die durch geeignete Möblierung unterschiedlich genutzt werden können.

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LAVA


Kilian Kada

Geschäftsführender Gesellschafter und Partner Kadawittfeldarchitektur mit Sitz in Aachen und Berlin. In 2018 fertiggestellt: Verwaltung der RAG auf Zollverein Essen sowie Halle 12 der Frankfurter Messe. Aktuelles Projekt: DFB Akademie, Frankfurt.


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